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Abt: Deutschsprachiges Kloster in Jerusalem bleibt geöffnet

Köln (KNA) – Trotz der Angriffe der Hamas auf Israel bleibt das deutschsprachige Benediktinerkloster in Jerusalem geöffnet. "Wir bleiben hier", sagte der Abt der Dormitio-Abtei, Nikodemus Schnabel, dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. "Das Einzige, was ich in meiner Gemeinschaft leisten kann, ist, die Türen weiterhin zu öffnen", so der 44-jährige Deutsche, der seit Februar dem Kloster vorsteht.

 

Als die Angriffe am Samstag begannen, war Schnabel nach eigenen Worten nicht im Land. "Ich befand mich in Rom und dachte, dass ich gerade am falschen Ort bin. Ich gehöre jetzt nicht hierhin, ich gehöre nach Hause." Er sei über Jordanien zurückgeflogen und als ziemlich einsame Person nach Israel eingereist. Bei Ausreisenden, die ihm entgegenkamen, habe er wenig Verständnis geerntet. Doch die Entscheidung sei richtig gewesen: "Ich bin überglücklich, dass ich da bin, wo ich hingehöre."

 

Das Kloster will laut Schnabel eine Oase des Friedens sein. "Wenn jemand über unsere Türschwelle geht, soll er spüren, dass er hier durchatmen kann. Deswegen ist unsere Kirche geöffnet, unsere Cafeteria und unser Laden auch. Die Gebetszeiten sind normal." Nach Angaben des Abts kommen weiterhin viele Menschen ins Kloster. Am Donnerstag sei eine Pilgergruppe da gewesen, die mit den Mönchen gebetet habe. "Es gibt hier Menschen, denen das gut tun, wenn es hier wie gewohnt weitergeht."

 

Im Land zu bleiben sei für ihn auch ein Zeichen der Solidarität mit den örtlichen Christen, "die sich nicht wie wir privilegierte Europäer einfach ins Flugzeug setzen und abhauen können, sondern diesem Land viel stärker verbunden sind".

 

Schnabel betonte: "Ich will wirklich nicht kleinreden, was hier passiert, das ist schrecklich." Aber es gebe das Phänomen, dass man vor dem Fernseher mehr Angst habe als in der Wirklichkeit. "Wir sind hier in einem sehr stabilen Gebäude, das auch Geborgenheit schenkt und wo wir den Frieden leben."

 

Die Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg gehört zur Silhouette Jerusalems. Das Kloster am Rande der Altstadt war Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden.