Bamberg (kem) – Fragt man Bamberger, was auf der Achse von der Siechenstraße über die Königstraße in die Wunderburg liegt, der bekommt erst einmal als Antwort: vier Brauereien. Doch auch drei Kirchengemeinden liegen auf diesem Weg. Gemeinsam mit den drei Pfarreien, die jenseits der Bahngleise liegen, formen sie den geografisch zwar kleinen, aber mit knapp 20 000 Katholiken doch ansehnlichen Seelsorgebereich „Bamberger Osten“. Entstanden ist dieses Gebiet aus den kleineren Einheiten „Gangolf/Otto/Mariahilf“ – also den Pfarreien entlang der Brauerei-Achse – und „Bamberg Ost“ mit den Gemeinden St. Anna, St. Kunigund und St. Heinrich. Letztere soll – sobald der Umbau des Pfarrhauses vollzogen ist, auch Verwaltungssitz werden. Doch aktuell trifft man sich noch in St. Gangolf, um die Belange des Seelsorgebereichs zu besprechen.
„Wir arbeiten hier gut zusammen“, erklärt der SSB-Chef, Leitender Pfarrer Marcus Wolf, der – mit sich selbst – über ein Team von vier Pfarrern, zwei Pastoralreferenten und zwei Diakonen verfügen kann. Von Anfang an versuchten die Verantwortlichen der beiden kleineren Einheiten, den neuen großen Seelsorgebereich mit Leben zu füllen. „Es gab einen Übergangs-Rat, der erste gemeinsame Veranstaltungen plante und sich auch für einen gemeinsamen Pfarrbrief entschied“, erinnert sich Alexander Deller, der als Pfarrgemeinderat in St. Gangolf und späterer SBR-Vorsitzender das Zusammenwachsen hautnah miterlebt hat.
Eine kleine Hürde war die Namensfindung für den neuen Seelsorgebereich. „Bei uns wie im anderen Bamberger Seelsorgebereich wurde der vorgeschlagene Name vom Domberg abgelehnt. Wir hätten uns gerne ,Rechts der Regnitz‘ genannt. Doch am Ende einigte man sich auf den Bamberger Osten“, so Marcus Wolf.
Es wird noch beschnuppert
An solchen Kleinigkeiten wie dem Bereichsnamen und dem Pfarrbrief konnte man auch sehen, dass das Zusammenwachsen nicht ganz ohne Knirschen vonstatten ging. „Ich möchte nicht sagen, dass es ein harter Kampf war. Aber es gab an der ein oder anderen Stelle schon Diskussionsbedarf, bis sich die Gremien einigten“, so Wolf.
Auch für Pater Putzer, der als Pfarrvikar in Mariahilf sitzt, ist es immer noch so eine Art Beschnuppern zwischen den beiden kleineren Einheiten Gangolf/Otto/Mariahilf sowie Kunigund/Heinrich/Anna. „Auf der oberen Ebene klappt das schon ganz gut. Jetzt müssen wir es halt nach unten bringen“, erklärt der Salesianer-Pater, der wie viele mit speziellen Angeboten mit dazu beiträgt, dass die Gläubigen nicht nur in ihrer Gemeinde in die Kirche gehen, sondern auch über ihren eigenen Kirchturm hinaus blicken. Was sicher auch dazu beiträgt, ist die Entscheidung im Hauptamtlichen-Team zu rotieren. „Wir als Priester sind überall präsent, dass wir auch in den anderen Pfarreien bekannt sind“, so Wolf.
Dabei machte das Team vor allem die Kommunikation als den großen Schwachpunkt aus, an dem man gemeinsam noch arbeiten müsse. „Wir schaffen es untereinander schon gut, Dinge weiterzugeben und zu informieren. Was uns noch besser gelingen muss, ist, unsere Ideen auch unters Volk zu bringen“, erklärt Wolf. Vor allem bei schwierigen Themen will der Leitende Pfarrer nichts ohne die Mitsprache der einzelnen Gemeinden entscheiden.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die gemeinsame Gottesdienst-Ordnung. Hier gibt es aktuell noch zwei Pläne, die aber aufeinandere abgestimmt sind. In der Schublade liegt aber schon ein weiterer Plan, nämlich für den Fall, dass das pastorale Team weiter schrumpft, was schnell der Fall sein kann, wenn Kaplan Rafael Biniek wieder in seine Heimat Polen zurückbeordert wird. „Dann müssen wir auch an die Gottesdienstzeiten ran und vielleicht auch Messen streichen“ erklärt Wolf. Ein Szenario, das in den einzelnen Pfarreien sicher nicht zu Jubelschreien führen dürfte. Doch mit ihrer offenen Informationspolitik wollen die Verantwortlichen auch diese Hürde meistern. „Wenn man den Leuten erklärt, warum wir so handeln müssen, verstehen sie es meistens auch, vor allem, wenn ein wenig Zeit vergeht. Was in einer Sitzung noch kategorisch abgelehnt wurde, kann bei einem Treffen später schon auf offenere Ohren stoßen“, weiß Pfarrvikar Christian Müllner.
Neuankömmlinge ansprechen
Doch nicht nur bei den Hauptamtlichen sind sich die Verantwortlichen sicher, dass es keinen Zuwachs mehr geben wird. Laut aktueller Zahlen aus dem Erzbistum Bamberg verlor der Seelsorgebereich allein von 2022 auf 2023 zehn Prozent seiner Gläubigen – sei es durch Wegzug, Tod oder Austritt aus der Kirche. Auch aufgrund dieser Zahlen versuchen die Verantwortlichen, immer wieder die neu Hinzugezogenen einzuladen. „Wir haben Willkommens-Gottesdienste und schreiben Neuankömmlinge gezielt an“, erklärt Pfarrer Wolf. Darüber hinaus werden gerade für junge Familien, die ja bevorzugt die neuen Stadtgebiete bevölkern sollen, Angebote gemacht, für die sich vor allem die Pastoralreferenten Hubertus Lieberth und Achim Zier verantwortlich zeichnen.
Das Potenzial jedenfalls scheint größer zu sein, als in anderen Seelsorgebereichen. Mit den Neubaugebieten auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne, die der Pfarrei St. Kunigund zugerechnet werden, oder auch mit dem geplanten Wohnprojekt der Sparkasse rund um die Carl-Meinelt-Straße, werden jede Menge Neu-Bamberger erwartet. „Wenn Bamberg wächst, dann im Osten“, erklärt Wolf.
Dass gemeinsame Aktionen aber nur mit Hilfe des Ehrenamts funktionieren können, dessen sind sich alle bewusst. „Wir als Ehrenamtliche müssen uns auch an die eigene Nase fassen“, mahnt hier Alexander Deller an, proaktiv neue Ideen vorzuschlagen. „Wir müssen Teams gründen und müssen dann die Hauptamtlichen ansprechen, dass sie uns unterstützen. Wir können uns nicht zurücklehnen und warten, bis von den Hauptamtlichen Impulse kommen. Es kann nur gemeinsam klappen.“
Eine größere Zusammenarbeit wünscht man sich auch mit dem anderen städtischen Seelsorgebereich, dem „Bamberger Westen“. „Hier laufen bereits gemeinsame Aktionen“, weiß Pfarrer Wolf. Der nächste Schritt ist die Gründung und Umsetzung der Gesamtkirchengemeinde, ein Akt, der nach dem Willen aller lieber früher als später umgesetzt werden soll. „Es muss hier endlich ein Abschluss gemacht werden, damit wir Pfarrer uns wieder mehr unserer eigentlichen Arbeit widmen können, für die aktuell leider zu wenig Zeit bleibt“, klagt Pfarrer Wolf, der damit auch den Wunsch verbindet, dass dann erst einmal Schluss ist mit organisatorischen Reformen. „Das war in den vergangenen Jahren einfach zu viel auf einmal. Das konnte man auch keinem Gemeindemitglied mehr erklären.“
Und gerade um die soll es doch eigentlich gehen, da sind sich die Haupt- wie Ehrenamtlichen im „Bamberger Osten“ einig. Damit man Bamberg nicht nur mit Brauereien in Verbindung bringt, sondern auch mit einem lebendigem Gemeindeleben in den Pfarreien.