Berlin (KNA) – Die Religions- und Weltanschauungsfreiheit wird nach Einschätzung der Bundesregierung in vielen Ländern der Erde verletzt. "Viele religiösen Gruppen sind marginalisiert - zu wenig sichtbar, politisch unterrepräsentiert, sozial desintegriert", heißt es im dritten "Bericht zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit". Der Bundesbeauftragte für Religionsfreiheit weltweit, Frank Schwabe (SPD), stellte den Bericht am Mittwoch in Berlin vor.
Die Verbrechen an den Jesiden im Irak, an den Uiguren in China und den Rohingya in Myanmar führten vor Augen, "wie Menschen und Gruppen auch wegen ihres Glaubens und ihrer Weltanschauung in ihren Menschenrechten verletzt werden". Systematische Verfolgung, Angriffe, Vertreibungen, massenhafte Vergewaltigungen, Versklavungen, Internierungen und Mord an ganzen ethno-religiösen und religiösen Gemeinschaften beschäftigten Deutschland und die Weltgemeinschaft, erklärte Schwabe.
Mitglieder religiöser Minderheiten seien vielfältigen Diskriminierungen im Alltagsleben bis hin zur systematischen Verfolgung ausgesetzt. Das gelte etwa für Schiiten in Afghanistan, Christen in Pakistan, Bahai im Iran und Teilen des Jemen sowie auch für Konvertiten und Atheisten in mehrheitlich muslimischen Ländern. Gleichzeitig betonte Schwabe, dass Religionen und Weltanschauungen einen großen Einfluss auf den Einsatz für die Demokratie hätten.
Außerdem könnten sie "eine menschenrechtlich basierte, ethisch orientierte sowie ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung fördern". Das Ziel, Hunger und Armut weltweit zu bekämpfen und zu besiegen, könne aufgrund von deren Einfluss auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen ohne Akteure aus den Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften nicht erreicht werden. Der dritte Bericht der Bundesregierung zur Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit weltweit bezieht sich auf die Jahre 2020 bis 2022 und betrachtet die Situation in 41 Ländern der Erde, darunter auch Belarus, Russland, die Türkei, die Ukraine, Nigeria, Syrien und Vietnam.
Die Bundesregierung kündigte in dem Bericht an, sie wolle den Einsatz für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit weltweit intensivieren. Dabei solle ein Schwerpunkt in der Stärkung der Rechte von Mädchen und Frauen liegen, etwa zum Schutz gegen Zwangskonversionen und Zwangsheirat. Auch die Zusammenarbeit mit indigenen Völkern für deren Rechte soll nach dem Willen der Bundesregierung verstärkt werden.