Bamberg (kem) – Gerade in den Wochen vor Weihnachten gibt es zuhauf Spendenaktionen: groß angelegte Galas im Fernsehen, bei denen man telefonisch Gutes tun kann, Firmen, die ihren Geschäftspartnern nichts schenken und das gesparte Geld spenden, Vereine, die Tombolas veranstalten und den Erlös einem guten Zweck zukommen lassen. Doch die Spendenaktion von Silke Leikheim ist dann doch etwas Besonderes. 220 Kilometer lief die Bambergerin – und das nicht irgendwo. Sie startete beim „Ultra X Jordan“, einem Ultramarathon über fünf Etappen durch das Wadi Rum in Jordanien, wofür diverse Sponsoren kleine Beiträge spendeten.
Das Lauffieber hatte Silke Leikheim bereits im Studium gepackt. Eine Freundin, die damals schon in der Ultra-Marathonszene unterwegs war, nahm sie mit zu ihrem ersten Marathon. „Nach 41 Kilometern kam in mir das Gefühl auf ,schade, dass es schon vorbei ist‘“, so die 41-Jährige. Über die Jahre entwickelte sich so die Liebe der Architektin, die beim Landesbauamt in Ebern arbeitet, für lange Strecken. Erst waren es Ultra-Marathons über 50 oder 60 Kilometer, 100 Kilometer im schweizerischen Biel und auch ein erster Wüstenlauf über 52 Kilometer durch die Sahara. „Es ist schon ein bisschen eine Sucht“, gesteht Silke Leikheim, die immer beim Zieleinlauf bereits nach der nächsten Herausforderung suchte.
Natürlich durfte auch der Lauf in ihrer Heimatstadt nicht fehlen. Beim Weltkulturerbelauf, der ja in der längsten Version „nur“ über 21 Kilometer geht, lief sie kurzerhand alle drei Hauptläufe mit. Da sie kurz vorher von der Stadt Bamberg ins Landesbauamt gewechselt war, hatte sie kein Team für das sie starten konnte. Eine Bekannte nahm sie kurzerhand in das Team der „Weiherer Brauerei“ mit auf.
Begeistert von dem Engagement, drei Läufe zu bestreiten, blieb die Brauerei-Chefin mit Leikheim in Kontakt und sponserte fortan die Läufe der Bambergerin – so zuletzt auch den „Ultra X Jordan“ durch das Wadi Rum, einem fünftägigen Etappenlauf über 220 Kilometer durch die karge Landschaft Jordaniens.
„Das war für mich total überraschend, dass ein Sponsor die komplette Startgebühr übernahm. Da hab ich mich ein wenig schlecht gefühlt“, so die Läuferin. Also wollte sie etwas zurückgeben, denn „es gibt viele, denen geht es nicht so gut wie mir und die sollten finanziell auch unterstützt werden“.
Durch den Hospizlauf war Silke Leikheim schon länger in Kontakt mit dem Bamberger Hospizverein, half bei der Organisation des Laufs mit und bekam so auch einen Einblick in die Arbeit des Vereins. „Das waren alles ganz liebe Menschen, die so eine wichtige Arbeit leisten, und das alles ehrenamtlich. Da war mir klar, dass ich für den Bamberger Hospizverein und die Kinder- und Jugendhospizarbeit laufen will.“
Gesagt, getan. Im Oktober flog die 41-Jährige nach zehn Monaten intensiven Trainings nach Jordanien und stellte sich ihrer bislang größten Herausforderung. Fünf Tage in Folge Etappen von 30 bis 60 Kilometern bei sengender Wüstenhitze und absoluter Trockenheit. „Mir war klar, dass ich hier sowohl körperlich als auch psychisch an meine Grenzen stoßen werde. Aber Aufgeben war während der gesamten Strecke nie ein Thema“, so Leikheim. Dabei half ihr auch der Gedanke an ihr Spendenziel. „Ich konnte ja nicht einfach aufhören, da wäre bestimmt nicht so viel Geld zusammengekommen.“ 2265 Euro waren es schlussendlich, die Leikheim Ende Oktober an Konrad Göller und Michael Reuter vom Bamberger Hospizverein übergeben konnte. „Ich selbst habe als junge Erwachsene meine Eltern verloren, einmal plötzlich und unerwartet, einmal nach langer Krankheit. Ich weiß, wie wichtig nicht nur die Begleitung der Sterbenden, sondern auch der Angehörigen ist“, erklärt Silke Leikheim und verspricht, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein soll, dass sie beim Laufen Spenden sammelt. Denn wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören.