Erlangen (buc) – Rund anderthalb Jahrzehnte lang hat Pater Joe Übelmesser SJ so gut wie jeden Dienstag die Messe in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Erlangen gehalten und die Studierenden seelsorglich betreut. Vor kurzem hat der Nürnberger Jesuit, der inzwischen über 90 Jahre alt ist, bei einem festlichen Abend Abschied genommen. Künftig leitet sein Ordensbruder Fabian Moos SJ die KHG-Gottesdienste. Moos (siehe auch S. 21)hat selbst in Erlangen studiert.
In der Hochschulgemeinde hat sich Pater Joe stets zu Hause gefühlt. „So stelle ich mir die Kirche der Zukunft vor: eine Gruppe, die sich aus vielen Gründen, auch weil sie sich einfach versteht, zusammenfindet um den Altar.“ Im Rahmen der KHG-Angebote (Vorträge, Spiele, Ausflüge und vieles mehr) sei die Messe nur das „Tüpfelchen auf dem i“, so Übelmesser. Manche hätten nach dem Gottesdienst noch gebeichtet. Die Dienstagabende standen sonst im Zeichen von Gespräch und Begegnung sowie einem gemeinsamen Essen. In letzter Zeit blieb der Jesuit nicht mehr allzu lange: „Da war ich zu müde.“
Immer mehr Ökumene
Was hat sich verändert in der Zeit, die Übelmesser mit den Studierenden verbracht hat? „Wir sind unmerklich immer ökumenischer geworden“, sagt er. Die Erlanger KHG arbeitet eng mit der Evangelischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (ESG) zusammen. Wird bei den Katholiken Gottesdienst gefeiert, gibt es Eucharistie und eine evangelische Predigt, bei den Protestanten umgekehrt das evangelische Abendmahl und eine katholische Predigt. „Heute kann man kaum mehr unterscheiden, wer evangelisch oder katholisch ist“, erzählt Pater Joe. Der Mesner habe ihn einmal vor der Messe ermahnt zu sagen, dass die Evangelischen nicht zur Kommunion gehen dürfen. „Das habe ich natürlich nicht gesagt“, sagt der Jesuit und schmunzelt.
Einen weiteren Impuls sieht der Geistliche durch die Gruppierung Maria 2.0, die in Erlangen mit einer aktiven Gruppe um Hochschulseelsorgerin Gabriele Roter-Göken vertreten ist. „Wenn man nicht obacht gibt“, sagt der gebürtige Oberpfälzer, „die würden schon die Messe für einen feiern, und der Priester steht nur dabei.“ Ist ihm die Gruppe am Ende zu progressiv? Übelmesser zögert kurz und sagt dann mit einem Lächeln: „Ja. Ich denke, es ist noch nicht ganz so weit. Aber es wird kommen. Irgendwann muss mal angefangen werden. Sonst kommen wir nicht weiter.“
In den Hochschulgemeinden und ihrer ökumenischen Ausrichtung sieht der Jesuit den Kern einer neuen Kirche, „wenn auch nicht mehr flächendeckend“. Ebenso wie die Zukunft der Kirche liegt ihm die Zukunft des Planeten am Herzen – Übelmesser ist solidarisch mit seinem Ordensbruder Jörg Alt, stand mit ihm und der „Letzten Generation“ schon auf der Straße, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Überraschend, dass er die KHG-Studierenden da „eher an der Seitenlinie“ erlebt – inhaltlich einverstanden, aber nicht aktiv. „Da bin ich ein bisschen weiter.“
Joe Übelmesser nimmt ohne viel Wehmut Abschied von der KHG, so wie er mit frohem Herzen auf sein ganzes Leben zurückblickt. Über drei Jahrzehnte war er Chef der Jesuitenmission, des internationalen Hilfswerks des Ordens mit Sitz in Nürnberg. Seit langem hilft er seelsorglich in der Pfarrei St. Otto in Laufamholz aus, tut dies auch weiterhin, auch wenn der Blick auf die Zukunft nicht sorgenfrei ist: „Die Kirchen können wir nicht alle halten. Die Leute sagen, die Kirche sei so reich; aber die Gebäude fressen uns das Geld vom Kopf.“
Auch beim katholischen Universitätsgottesdienst jeden Sonntagabend in St. Bonifaz gibt es personelle Veränderungen. Die Patres Christian Braunigger SJ und Trieu Nguyen SJ aus Nürnberg leiten künftig die Feiern im Wechsel. Sie wurden vor kurzem beim ersten Universitätsgottesdienst im Wintersemester von den Studierenden willkommen geheißen. Breunigger leitet seit September die Jesuitenmission, Nguyen arbeitet in der Begleitung junger Leute im Programm „weltwärts“.