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Stiftung: In Deutschland fehlen mehr als 400.000 Kita-Plätze

Gütersloh (KNA) – Bundesweit fehlen nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung aktuell mehr als 400.000 Kita-Plätze. Zwar habe es in den vergangenen Jahren erkennbare Fortschritte beim Ausbau von Kita-Angeboten gegeben, teilte die Stiftung am Dienstag in Gütersloh mit. Doch zugleich sei der Bedarf kontinuierlich gestiegen. Denn immer mehr Eltern wünschten sich - insbesondere für ihre jüngeren Kinder - eine Betreuung.

 

"Der Fachkräftemangel erschwert es zunehmend, die Rechtsansprüche zu erfüllen und in den Kitas den Bildungsauftrag umzusetzen", erklärte die Expertin der Stiftung für frühkindliche Bildung, Anette Stein. "Die Situation ist für Kinder und Eltern wie auch für das vorhandene Personal untragbar geworden." Seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder, die älter als ein Jahr alt sind. Für die Über-Dreijährigen gilt er schon seit 1996. 

 

Der Stiftung zufolge ist der Platzmangel in den westdeutschen Bundesländern besonders hoch. Dafür liege vor allem in Ostdeutschland der Betreuungsschlüssel weit hinter den wissenschaftlichen Empfehlungen zurück. Dort würden fast 90 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen betreut, bei denen eine Fachkraft für deutlich mehr als drei Kinder unter drei Jahren oder mehr als 7,5 Kinder über drei Jahren verantwortlich sei. In Westdeutschland sei dies bei gut 60 Prozent der Gruppen der Fall.

 

Als kurzfristige Lösung schlug die Stiftung unter anderem vor, das pädagogische Personal von Verwaltungsaufgaben zu entlasten und die Kita-Öffnungszeiten zu reduzieren. "Das ist zweifellos eine einschneidende Maßnahme, die nur individuell und in enger Abstimmung zwischen Kommune, Träger und Eltern getroffen werden sollte", so Stein. "Aber die Kita-Krise ist so weit fortgeschritten, dass neue Antworten gefragt sind." Für langfristige Verbesserungen bis zum Jahr 2030 müssten unter anderem bessere Arbeitsbedingungen für Betreuer geschaffen werden.

 

Die detaillierten Berechnungen hat die Stiftung im "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" und im "Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule" veröffentlicht. Grundlage sind unter anderem Daten der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik (Stand: 1. März) sowie Ergebnisse einer eigenen regelmäßigen Befragung aller zuständigen Länderministerien.