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Aktion Mensch: Keine Fortschritte bei Inklusion am Arbeitsmarkt

Bonn (KNA) – Menschen mit Behinderung haben am Arbeitsmarkt weiterhin deutlich schlechtere Chancen: Zu diesem Ergebnis kommt das Inklusionsbarometer Arbeit, das die Aktion Mensch am Donnerstag in Bonn veröffentlichte. Zwar sei die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung ebenso gesunken wie die Arbeitslosenquote unter ihnen. Doch mit 11 Prozent liege diese Quote immer noch mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine - die zudem im Vergleich stärker sinke.

 

Darüber hinaus komme der konjunkturelle Abschwung auch auf dem Arbeitsmarkt an. "Wir rechnen in Deutschland mit einer um 0,5 Prozent schrumpfenden gesamtwirtschaftlichen Leistung, die auch die Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Behinderung einmal mehr eintrübt", erklärte der Präsident des Handelsblatt Research Institute, Bert Rürup. Das Institut erstellt das Barometer gemeinsam mit der Aktion Mensch.

 

Die Sprecherin der Aktion Mensch, Christina Marx, forderte nachhaltige Verbesserungen. "Von einer Gleichberechtigung ist Deutschland noch immer meilenweit entfernt", kritisierte sie. Dabei sichere die UN-Behindertenrechtskonvention das Recht auf Teilhabe am Arbeitsmarkt zu. Sie war in Deutschland vor 14 Jahren in Kraft getreten.

 

Entscheidend sei die Bereitschaft, Menschen mit Behinderung einzustellen. 175.000 Unternehmen sind laut Angaben gesetzlich dazu aufgefordert, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Tatsächlich kämen dem nur 39 Prozent nach - ein Tiefstwert. Mehr als jedes vierte Unternehmen beschäftigt gar keine Person mit Behinderung. Marx bezeichnete dies auch angesichts des Fachkräftemangels als nicht nachvollziehbar. Unternehmen verzichteten auf Potenzial, zumal Studien zeigten, dass es unter Menschen mit Behinderung "mehr gut qualifizierte Fachkräfte gibt".

 

Das Inklusionsbarometer Arbeit wird seit 2013 jährlich erstellt. Es basiert auf Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter.