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Große Trauer in Bayern um Henry Kissinger

München (KNA) – Der Tod des einstigen US-Außenministers und Top-Diplomaten Henry Kissinger hat in Bayern große Anteilnahme ausgelöst. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte Kissinger in einer ersten Reaktion auf X (vormals Twitter) als "bedeutenden Staatsmann, der mit Weitsicht und großem analytischen Scharfsinn die Menschen überzeugen konnte". Und: "Er war Bayer, Franke, Fürther und seiner alten Heimat und dem jüdischen Leben bis zuletzt verbunden." Bayern werde "seinem berühmten Sohn ein ehrendes Gedenken bewahren".

 

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde von München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, nannte Kissinger "eine Ikone der Zeitgeschichte". Sie selbst sei bei jedem Treffen aufs Neue beeindruckt gewesen "von seinem würdevollen Auftreten, seiner inneren Ruhe und seiner zugleich kraftvollen und zupackenden Art". Mit seinem Tod sei "auch ein Stück der bayerisch-jüdischen Geschichte verloren gegangen".

 

Der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) sagte: "Die Kleeblattstadt verliert einen Fürther, wie es ihn so schnell nicht mehr geben wird." Trotz der Verfolgung seiner Familie und des Verlusts seiner Heimat in jungen Jahren habe er "keinerlei Vergeltungsgedanken gehegt". Die Nationalsozialisten ermordeten elf Mitglieder seiner Familie.

 

Und weiter: "Bei seinen Besuchen in Fürth habe ich ihn als bescheidenen, bodenständigen und sehr herzlichen Menschen kennenlernen dürfen." Dabei sei Kissinger an der Entwicklung der Stadt genauso interessiert gewesen wie an der "seines Fußballvereins des Herzens, der Spielvereinigung Greuther Fürth". Vor dem Fürther Rathaus wurde eine Trauerbeflaggung für den gestorbenen Ehrenbürger angebracht. Ab 4. Dezember können sich Bürgerinnen und Bürger in ein Kondolenzbuch eintragen.

 

Ende Juni, wenige Wochen nach seinem 100. Geburtstag, war der Friedensnobelpreisträger noch einmal zu einer nachträglichen Geburtstagsfeier nach Fürth gereist. Beim Festakt im Stadttheater sagte er, so schmerzvoll es gewesen sei, der Heimat den Rücken zu kehren, so erhebend sei die Rückkehr nach dem Krieg gewesen "in eine Gesellschaft, die sich dem Frieden, der Demokratie und dem Wohlstand verschrieben hatte".