Bamberg (ku) – Für Herwig Gössl war es durchaus vorstellbar, eine Familie zu gründen und einen pflegenden Beruf zu ergreifen. Doch er wurde Priester, ein Wunsch, der in ihm schon als kleiner Junge wuchs, als seine Mutter ihm von Jesus erzählte. „Schon damals hat mich Jesus Christus als Person fasziniert“, erzählte Gössl einmal in einem Interview mit dem Heinrichsblatt. Und Herwig Gössl wurde, Priester, 2014 Weihbischof, und nun hat Papst Franziskus den derzeitigen Diözesanadministrator zum neuen Erzbischof von Bamberg und damit zum Nachfolger von Erzbischof Ludwig Schick ernannt.
Herwig Gössl ist ein Eigengewächs des Erzbistums Bamberg. Er wurde am 22. Februar 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. Dort eigentlich zur Pfarrei St. Josef gehörig, wurde der junge Herwig Gössl Ministrant in der Pfarrei Allerheiligen. Während seiner Ministrantenzeit merkte er nach eigener Aussage, „dass ich in der Kirche Jesus Christus nahe sein konnte und durfte“. Vorbildliche Priester und Kapläne gaben damals ein gutes Zeugnis für Jesus ab, „und da merkte ich, dass ich auch diesen Weg gehen wollte“.
1986 trat Herwig Gössl ins Bamberger Priesterseminar ein und wurde 1993 vom damaligen Bamberger Erzbischof Dr. Elmar Maria Kredel zum Priester geweiht. Damit hatte sich sein Kindheitswunsch erfüllt, ohne dass ihn jemand dazu gedrängt hatte, diesen Weg zu gehen.
Nach vier Jahren als Kaplan in Bayreuth, St. Hedwig, wurde er im September 1997 zunächst zum Pfarradministrator und schließlich zu Pfarrer der Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen ernannt. „Ich war gerne Pfarrer und wollte nie etwas anderes sein“, konstatierte Gössl einmal. Als Pfarrer die Menschen begleiten und ihnen nahe sein, von der Geburt bis zum Tod, das erfüllte ihn.
Doch dann kam das Jahr 2007 und Herwig Gössl musste seine Pfarrei verlassen, denn Erzbischof Ludwig Schick hatte ihn zum Subregens im Bamberger Priesterseminar berufen; ein Jahr später wurde Gössl als Subregens im Würzburger Priesterseminar bestätigt. So wurde aus der Begleitung der Menschen in einer Gemeinde die Begleitung von Studenten und Priesteramtskandidaten. Als Subregens wirkte er als Bindeglied zwischen den beiden Diözesen Bamberg und Würzburg, die damals in der Priesterausbildung eng zusammenarbeiteten.
In dieser Zeit war es ihm wichtig, für die Studenten ein Vorbild zu sein, gerade auch während der Seminarzeit, wo Reibungen an der Tagesordnung waren. Als Subregens war Gössl auch für die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg zuständig. „Mir war es dabei immer wichtig ihnen zu zeigen, dass sie nicht am ,Gängelband‘ sind und durchaus ihre Freiheiten haben, aber dennoch Unterstützung und Hilfe bekommen, wenn sie sie brauchen“, erklärte Herwig Gössl einmal. Ein „mitbrüderliches Begleiten“ sei daraus geworden, Gespräche bei regelmäßigen Besuchen der Kapläne in den Pfarreien waren an der Tagesordnung.
Trotz dieser verantwortungsvollen Aufgaben war es für Gössl zum damaligen Zeitpunkt durchaus vorstellbar, wieder in die Pfarrseelsorge zurückzukehren. Doch wieder kam es anders.
2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Weihbischof in Bamberg und teilte im das Titularbistum Balecium zu. Die Ernennung zum Weihbischof kam für Herwig Gössl völlig überraschend und verursachte zunächst einen „großen Schreck“. Beim Pressegespräch zur Ernennung vor knapp zehn Jahren bekannte Gössl mit einem Schmunzeln, dass er es sich nicht wirklich vorstellen könne, Bischofsstab und Mitra zu tragen.
Doch damals wie auch bei seiner jetzigen Ernennung zum Erzbischof machten und machen ihm die vielen positiven Reaktionen aus dem Erzbistum Mut, lassen ihn positiv nach vorne schauen und sind ihm Hilfe, die bevorstehenden Aufgaben zu bewältigen.
In den vergangenen Jahren war Herwig Gössl auch Bischofsvikar für die Caritas und Dompropst. Später übernahm er auch die Leitung des Seelsorgeamtes. Auf die Frage, ob er einen weiteren Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie plane, betonte Gössl stets, er wolle wie sein beliebter Vorgänger Werner Radspieler bis zum Ruhestand Weihbischof bleiben. Doch wieder kam es anders, als er es gedacht hat.
„Zum Glück bin ich Erzbischof in Bamberg und nicht in einem anderen Bistum geworden, wo ich niemanden kenne und alles neu für mich wäre“, sagte der Diözesanadministrator mit einem Schmunzeln am Samstag am Rande der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz anlässlich der Ernennung zum Erzbischof. Doch eines mache ihn dennoch traurig: „Ich muss jetzt umziehen hier ins Bischofshaus und meine schöne Wohnung verlassen.“ Und das Bischofshaus wird – wenn alles gut geht –für lange Zeit sein Domizil sein, denn Herwig Gössl wird die Altersgrenze von 75 Jahren erst in 19 Jahren erreichen. Damit könnte er dann fast genauso lange amtieren wie sein Vorgänger Ludwig Schick, der sich einen Nachfolger gewünscht hat, der mindestens zehn Jahre im Amt bleiben kann.
Damit hätte er Zeit genug, um mit langem Atem notwendige Reformen in Angriff zu nehmen und zugleich das zu bewahren, was den Kern des katholischen Glaubens ausmache. Dass ihm eine herausfordernde Amtszeit bevorsteht, in der die Zahl der Katholiken und damit auch der finanzielle Spielraum und das Verfügung stehende Personal weiter sinken werden, ist ihm sehr bewusst.
Vertrauen
Bei seiner Vorstellung als Erzbischof am vergangenen Samstag im Bamberger Dom betonte Gössl, dass er fest darauf vertraue, „dass unser Herr Jesus Christus seine Kirche führt und leitet auch durch die Entscheidungen seiner Diener im Kirchenamt“. Von daher nehme er die ihm übertragene Aufgabe an im Vertrauen, „dass der Herr mir auch die Kraft gibt, die Weisheit und die Geduld, die ich dazu benötigen werde“.
So sei Bischofssein in den heutigen Zeit keine leichte Aufgabe, „und einem Erzbischof nachzufolgen, der in den 20 Jahren seines Dienstes sich nicht nur in sportlicher Hinsicht Höchstleistungen abverlangt hat, liegt die Messlatte doch sehr hoch“.
Bischof sein, könne man nur im Kontext des Vertrauens, so Gössl weiter. Und so dankte er Papst Franziskus für das Vertrauen, „das er durch diese Ernennung in mich setzt“. Dadurch und die vielen Zeichen des Vertrauens, das ihm im vergangenen Jahr als Diözesanadministrator entgegengebracht wurde, könne er „Ja“ sagen „zu dieser hohen Aufgabe, die ich nun übernehmen soll“.