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Drei Wochen Arbeit für einen halben Quadratmeter

Kirchenmalermeisterin Agnes Hümmer in ihrer Werkstatt in Zapfendorf. Hier widmet sie sich ihren Langzeitprojekten, wenn sie gerade nicht auf einer Baustelle unterwegs ist. Foto: Benjamin Kemmer
Kirchenmalermeisterin Agnes Hümmer in ihrer Werkstatt in Zapfendorf. Hier widmet sie sich ihren Langzeitprojekten, wenn sie gerade nicht auf einer Baustelle unterwegs ist. Foto: Benjamin Kemmer

Zapfendorf (kem) – Ein kleiner Laden in der Mitte von Zapfendorf. Die Jalousien sind zugezogen. Das Kondenswasser, das die Scheibe hinunterrinnt und das Licht, das von drinnen heraus scheint, zeigen, dass darin gearbeitet wird. Betritt man das Geschäft, merkt man schnell, dass dies kein Laden ist, sondern eine Werkstatt. Es ist die Werkstatt von Kirchenmalerin Agnes Hümmer.

 

Oft ist sie ja nicht in ihrer Werkstatt. „Wenn man die Ausschreibung für eine Baustelle gewinnt, dann kann es schonmal sein, dass man mehrere Wochen oder sogar Monate dort arbeitet“, erklärt die 33-Jährige. Daher nennt sie die Stücke, die in ihrer Werkstatt stehen auch liebevoll „ihre Altlasten“. Zwei Madonnenfiguren stehen auf der Werkbank und warten darauf, dass sie mit neuer Farbe bemalt werden, auf dem kleinen Tischchen daneben steht die heilige Barbara. Kleine Kratzer auf dem Turm und abgeplatzte Farbe im Gesicht zeugen davon, dass auch sie noch in der Warteschlange steht. 

 

Genauso wie ein gekreuzigter Jesus, der direkt neben dem Eingang auf dem Boden liegt. Die Holzfigur hat tiefe Risse, die Farbe ist kaum mehr zu erkennen. Der Christus gehört eigentlich an ein Wegkreuz, das am Rande von Pausdorf steht. „Die Dorfgemeinschaft hat mir die Figur gebracht, aber sie werden sie wohl wieder abholen, da eine Komplettrestaurierung schlicht zu teuer wäre und sie erst noch Geld sammeln wollen“, erklärt Agnes Hümmer. 

Sie weiß, dass in der heutigen Zeit das Geld nicht mehr so locker sitzt und dann gerade die Wiederaufbereitung solcher Heiligenbilder auf einer langen Liste von finanziellen Aufgaben – sei es bei einer Dorfgemeinschaft oder in einer Kirchengemeinde – eher gestrichen wird. „Die Restaurierung solcher Figuren mache ich daher eher aus Idealismus, denn allein, wenn ich meine Arbeitszeit komplett berechnen würde, wären die Statuen so teuer, dass es sich für die Auftraggeber nicht mehr lohnen würde.“

 

Die Anzeige im Heinrichsblatt

 

Daher ist die Kirchenmalerin eher auf Baustellen überall im Land unterwegs. Dort betreibt sie Bauforschung, Reinigung und natürlich auch Restaurierung. Von dem Beruf las sie das erste Mal tatsächlich im Heinrichsblatt. „Nach dem Abi wollte ich Kunsttherapie studieren, aber vorher die Ausbildung in einem Kunsthandwerk absolvieren. Da fiel mir eine Anzeige in der Zeitung auf.“ Daraufhin ergatterte sie eine Lehrstelle bei einem Kirchenmaler in Passau und blieb schließlich in ihrem Job „hängen“. 

 

Ambitionen, aktuell zu studieren, habe die 33-Jährige nicht. Zu sehr gefalle ihr der Beruf, auch wenn es sicher leichtere gäbe. Man muss für diesen Beruf schon sehr flexibel sein. „Wenn man den Zuschlag für eine Baustelle bekommt, kann es sein, dass man mal mehrere Wochen oder sogar Monate von Zuhause weg ist“, so Hümmer. Darüber hinaus sei die Arbeit auch körperlich anstrengend. Es komme schon auch einmal vor, dass man acht Stunden am Tag nur über Kopf arbeite. „Außerdem sind wir auch oft der Kälte ausgesetzt. Im Winter in leer stehenden Häusern kann es dann auch mal nur Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt haben.“

 

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 1/2024