Bamberg (buc) – Kehraus in der Bamberger Medienzentrale: Verena Kriest, kommissarische Leiterin, geht die Bestände durch und sortiert sie aus, packt Kartons, organisiert den Transport in andere Einrichtungen – und beantwortet Fragen zur künftigen Medienbildung im Erzbistum. Denn die Medienzentrale in ihrer bisherigen Gestalt gibt es seit November nicht mehr. Stattdessen eine überdiözesane Kooperation: Bamberg, Würzburg und Eichstätt haben eine „Medienzentrale Nordbayern“ mit Sitz in Würzburg gegründet.
Hintergrund sind kirchliche Sparzwänge ebenso wie die Digitalisierung der Mediennutzung. Mit „Medien“ sind hier übrigens nicht Presse, Funk und Fernsehen gemeint, sondern Materialien, die sich für die religionspädagogische Arbeit in Schulen oder Pfarreien nutzen lassen: Filme, DVDs, digitale Spiele und vieles mehr. Lieh man sich früher eine VHS-Kassette für Katechese oder Gemeindeabend aus und fuhr dafür in die Medienzentrale, wird heute gestreamt, heruntergeladen oder online bestellt. Corona hat diese Tendenz noch verstärkt. „Das Nutzerverhalten hat sich stark verändert“, so Verena Kriest.
Konkret bedeutet die Zusammenlegung der Medienzentralen, dass die Nutzer – zu denen etwa Haupt- und Ehrenamtliche in den Pfarreien oder Lehrkräfte gehören – Hilfe und Beratung zu allen im Netz verfügbaren Medien künftig in Würzburg erhalten: telefonisch oder per E-Mail (Kontaktdaten siehe Bild links unten). Von dort aus werden auch neue Medien angeschafft und alle lizenzrechtlichen Fragen geklärt. „Sie beantworten gerne alle Nachfragen und Anrufe“, so Verena Kriest. Über das bundesweite Portal www.medienzentralen.de ist es angemeldeten Nutzern unverändert kostenfrei möglich, Dinge zu suchen und zu bestellen – oder eben zu streamen.
Die haptischen, also „anfassbaren“ Materialien bleiben weiterhin in Bamberg verfügbar: in der Katechetischen Bibliothek des Priesterseminars, die sich wie die bisherige Medienzentrale im Bistumshaus St. Otto befindet. Dazu zählen neben DVDS auch die sogenannten Bilderbuchkinos sowie das bei Kindern ebenso beliebte Erzähltheater Kamishibai. Filme zur privaten Nutzung stehen ebenso zur Verfügung wie ein Streaming-Rucksack samt Kamera und Mikro, mit dem sich etwa Aufnahmen von einer Wallfahrt direkt in einen YouTube-Kanal spielen lassen.
Ohne Kündigungen
Dort wie in Würzburg ist jeweils eine Mitarbeiterin tätig, die bisher in der Bamberger Medienzentrale gearbeitet hat. Die Schließung ist also nicht mit Kündigungen verbunden. Verena Kriest selbst, die Ende 2019 dem langjährigen Leiter Manfred Koch kommissarisch folgte, wechselt zum 1. März auf eine neugeschaffene Stelle als Referentin für Medienbildung. Ihr Büro hat sie weiterhin im Bistumshaus. Kriest, die slawische Literaturwissenschaft und BWL studiert hat, wird sich dann neben dem Kontakt zur Medienzentrale Nordbayern noch stärker als bisher dem Thema Digitalisierung widmen, auf Ebene des Erzbistums Fortbildungen entwickeln und anbieten.
Auch ist sie Ansprechpartnerin für Bildungsformate mit „Actionbound“, einer Art digitaler Schatzsuche. Das bei Jugendlichen populäre Online-Spiel auf Smartphone oder PC lässt sich eigenständig mit Bildungsinhalten füllen. Themen wie etwa Taufe oder Weihnachten können von den jungen Leuten individuell gestaltet werden. „Man hat dabei den Spaßfaktor und den Lernfaktor“, hebt Verena Kriest hervor.
Die Medienzentrale des Erzbistums war 1974 gegründet worden und hatte ihren Sitz zunächst im Bistumshaus, dann auf dem Jakobsberg und seit 2007 wieder am Heinrichsdamm. Die Anfänge waren von 16-Millimeter-Filmen und den entsprechenden Gerätschaften geprägt. Später folgte der Wandel zu VHS. Doch noch heute braucht eine kirchliche oder kulturelle Einrichtung für eine Kinoveranstaltung häufig Leinwand und Beamer, die weiterhin ausleihbar sind, jetzt in der Katechetischen Bibliothek. Auch Filme auf DVD für die lizenzrechtlich abgesicherte Vorführung sind dort erhältlich.
„Alle Bedürfnisse werden nicht mehr erfüllt“, räumt Verena Kriest ein. Doch die Medienbildung im Erzbistum wolle eine „unterstützende Serviceeinrichtung bleiben, die den Leuten da hilft, wo sie es brauchen“. Auch in einer digitaleren Welt sei es wichtig zu zeigen, „dass man Gehör findet und Anlaufstellen, wo man unterstützt wird“. Das mache Kirche aus. „Und das kann weiter so stattfinden.“