Köln (KNA) – Auch der frühere DFB-Seelsorger und Kapuzinerpater Matthias Doll (80) trauert um Franz Beckenbauer. "Ich habe ihn als gläubigen Menschen erlebt. Ich habe auch mit seiner Veranlassung Gottesdienst für die Fußball-Nationalelf gehalten", sagte Doll dem katholischen Kölner Portal domradio.de (Dienstag).
1990 hatte Beckenbauer als Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft den Kapuzinerpater als Seelsorger mitgenommen zur Weltmeisterschaft in Italien. "Da kommt der Pater, der uns geholfen hat, Weltmeister zu werden", sagte Beckenbauer danach stets, wenn beide sich trafen.
Der Ordensmann berichtete weiter, er sei Beckenbauer seitdem freundschaftlich verbunden gewesen und habe auch dessen Haus gesegnet: "Ich habe ihm aus Altötting eine große Weihekerze gebracht, die war zwei Meter hoch. Er hat sie im Zimmer aufgestellt und das Kreuzzeichen mit einer gewissen inneren Ergriffenheit gemacht."
Eine besondere Geste rechne er dem "Kaiser" bis heute hoch an, fügte Doll hinzu: Als der Pater vor etlichen Jahren einen Besuch bei Katholiken in Island geplant habe, das Geld für die Reise aber nicht aufbringen konnte, habe Beckenbauer ganz selbstverständlich geholfen: "Er fragte, wie viel Geld ich brauchte. Ich war in Verlegenheit und habe nichts gesagt. Dann hat er 1.300 Euro aus dem Geldbeutel gezogen."
Doch bei aller Verbundenheit - nicht allem gab Doll seinen Segen, berichtete er weiter. Beckenbauers Verhältnis zu Frauen stand der Geistliche skeptisch gegenüber, "weil er ja eigentlich in illegitimer Ehe lebte, er war drei Mal verheiratet. Das war natürlich aus katholischer Sicht nicht in Ordnung."
Zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum 2019 hatte Doll der Pressestelle des Bistums Würzburg erzählt, er sei der bisher letzte Seelsorger gewesen, der eine Nationalmannschaft zu einem Fußball-Turnier begleitet habe. Franz Beckenbauer habe 2004 dem damaligen Teamchef Rudi Völler nahegelegt, erneut den geistigen Beistand Dolls bei der Europameisterschaft zu suchen. Der DFB habe dies jedoch abgelehnt.