Rom (KNA) – Der Chefdogmatiker des Papstes, Kardinal Victor Fernandez, hat sich gegen Kritik an seinem Buch über Spiritualität und Orgasmen verteidigt, das er vor mehr als 25 Jahren schrieb. Er würde das Buch heute sicher nicht mehr schreiben, sagte der Präfekt des Glaubensdikasteriums dem US-amerikanischen Online-Portal Crux. Kurz nach der Veröffentlichung von "La Pasion Mistica" (Die mystische Leidenschaft) im Jahr 1998 habe er die weitere Herausgabe abgebrochen und Neuauflagen nie zugestimmt.
Das Buchprojekt sei damals sinnvoll gewesen, weil er zuvor mit jungen Paaren über die spirituelle Bedeutung ihrer Beziehungen gesprochen habe, erklärte Fernandez weiter. Doch bald nach der Veröffentlichung habe er befürchtet, es könnte falsch interpretiert werden. Daher missfalle ihm, dass das Werk nun erneut verbreitet werde. Dies entspreche nicht seinem Willen.
In dem rund 100 Seiten umfassenden Werk, das in einem mexikanischen Verlag erschien, stellt der heutige Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde einen Zusammenhang zwischen Orgasmen und Spiritualität her. Dabei geht er unter anderem explizit auf Unterschiede zwischen einem männlichen und einem weiblichen Orgasmus ein.
Im Sommer 2023 hatte Papst Franziskus seinen früheren Ghostwriter und Landsmann Fernandez zum Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde ernannt. Bald darauf griffen konservative Online-Medien, vor allem aus den USA, den bisherigen Erzbischof von La Plata an. Sie stellten seine Kompetenz infrage, indem sie ihm vorhielten, in seiner Zeit als Jugendseelsorger ein nicht allzu tiefsinniges Buch über das Küssen geschrieben zu haben. Fernandez selbst bezeichnete dieses Buch als katechetisch, nicht theologisch.
Mit "Die mystische Leidenschaft" gerät der Kardinal nun erneut in die Kritik. Mehrere Online-Medien berichteten über das Werk und verbreiten Ausschnitte daraus.