· 

„Wir müssen das Große und Ganze sehen“

Breitengüßbach mit seiner Pfarrkirche St. Leonhard ist der Verwaltungssitz des Seelsorgebereichs Main-Itz. Foto: Andreas Kuschbert
Breitengüßbach mit seiner Pfarrkirche St. Leonhard ist der Verwaltungssitz des Seelsorgebereichs Main-Itz. Foto: Andreas Kuschbert

Breitengüßbach (ku) – Nicht alles zentralisieren, sondern die Kirche und das kirchliche Leben vor Ort erhalten – das ist für die Verantwortlichen im Seelsorgebereich Main-Itz nicht nur ein Schlagwort, „das ist für uns vielmehr die Motivation für all unser Handeln“, sagt Leitender Pfarrer Markus Schürrer. „Und manchmal gelingt das, manchmal aber auch nicht“, fügt er im Gespräch mit dem Heinrichsblatt hinzu. 

 

Von Staffelbach bis Zapfendorf und Kirchschletten reicht der Seelsorgebereich mit seinen rund 19 000 Gläubigen, ein großer Bereich, in dem es gilt, die Menschen vor Ort mitzunehmen und mit ihnen gemeinsam in die Zukunft zu gehen, wie Pfarrer Schürrer zusammen mit seiner Stellvertreterin, Pastoralreferentin Christine Goltz, und der Vorsitzenden des Seelsorgebereichsrates Maria Schmidt betont. Zugleich räumt der Leitende Pfarrer ein, dass es durchaus ein Balanceakt ist zwischen der Beteiligung der Gremien und Ehrenamtlichen und den Entscheidungen, die getroffen werden müssen, „auch wenn diese manchmal schwerfallen“, so Schürrer. 

 

Dankbar zeigt sich Maria Schmidt nicht nur über das große Engagement der Ehrenamtlichen in den Gemeinden. Dankbar ist sie auch für das Wohlwollen und die Unterstützung der in den Gemeinden aktiven Frauen und Männern durch das pastorale Team. „Wir werden ernst genommen und uns wird etwas zugetraut“, sagt Schmidt. „So bleiben in allen Orten die Traditionen lebendig und werden durch die Mitglieder des pastoralen Teams unterstützt.“ Er erlebe immer wieder und gerade in den kleineren Kirchorten ein lebendiges Miteinander, so Pfarrer Schürrer. „Die Kirche ist ein zentraler Punkt im Ortsleben. Aber es muss klar sein, dass in Zukunft nicht mehr überall alles gemacht werden kann“, betont er gerade auch mit Blick auf den Wunsch nach Gottesdiensten. Schürrer: „Wir müssen überlegen, wo Eucharistiefeiern stattfinden können und wo es Wortgottesdienste gibt. Dafür haben wir ja Wortgottesleiter ausgebildet, andere sind noch in Ausbildung.“

 

Als „Advocatus diaboli“, wie sie sich selber bezeichnete, verwies Christine Goltz auf die schwierigen Zeiten, „denn von den Haupt- und ehrenamtlichen wollte eigentlich niemand wirklich die Seelsorgebereiche. Aber sie sind einfach notwendig und der Zeit geschuldet“. Goltz ist nahe an den Menschen dran, ist sie doch unter anderem für die Erstkommunionkatechese in den Gemeinden zuständig. An fünf zentralen Orten findet die Vorbereitung statt, zwölf Mal wird im April und Mai die erste heilige Kommunion gespendet. 

 

„Ich spüre bei den Menschen einen große Schmerz“, erzählt die Vertreterin des Leitenden Pfarrers. „Wir müssen manchmal Trauerarbeit leisten, weil es in den Pfarreien nicht mehr so ist wie früher, wo jede Gemeinde noch ihren eigenen Pfarrer hatte.“ Auch für die Hauptamtlich sei diese Situation schmerzlich, „aber sie legen viel Herzblut in ihre Arbeit“.

 

Auch er hätte lieber eine einzige Pfarrei, einen Kaplan und hauptamtliche Mitarbeiter, konstatiert Pfarrer Markus Schürrer. „Aber wir dürfen nicht die Augen vor der Realität verschließen.“ So gibt es nach seinen Worten auf beiden Seiten Wohlwollen und Verständnis, aber auch Schmerz und Resignation. Und er blickt zurück auf die Corona-Jahre, „die uns noch immer nachhängen“.

 

Froh ist er darüber, dass Manches nun langsam wieder in Fahrt kommt, beispielsweise die Sternsingeraktion. „Das ist vor allem dem Einsatz der Menschen vor Ort zu verdanken“, so Schürrer. Und er betont: „Alles steht und fällt mit den Menschen, die für ihre Gemeinde brennen und sich für sie einsetzen.“

 

In diesem Zusammenhang warnt Maria Schmidt davor, den Ehrenamtlichen in den Gemeinden noch mehr Aufgaben zu übertragen und sie damit zu überfordern. „Viele haben einfach nicht mehr die Zeit, sich so intensiv wie früher zu engagieren“, sagt sie. „Aber deshalb Dinge zu streichen, ist nicht wirklich eine gute Option.“ Man müsse sich nach ihrer Aussage nach aber auch bewusst sein, „dass Ehrenamtliche nicht von den Bäumen fallen und man nicht einfach sagen kann, die Ehrenamtlichen machen das schon“.

 

Schmerzhaft und durchaus ein Schock sei gerade für die Menschen im südlichen Seelsorgebereich der Weggang des Hallstadter Pfarrers und des Pastoralreferenten gewesen, „aber das hat auch einen starken Impuls für das Zusammenwachsen im Seelsorgebereich gegeben“, so Schmidt. Und Pfarrer Schürrer sieht jetzt die Chance, Dinge neu zu ordnen und anzugehen.

 

Einig sind sich alle Verantwortlichen darin, dass die Kinder der „Schlüssel zum Erfolg“ sind und man sie intensiv begleiten müsse, sei es in der Schule oder durch Angebote in der Gemeinde. Und alle drei Verantwortlichen sind sich einig, dass Kirche bei den Menschen ein Heimatgefühl steigern kann, betont Christine Goltz. „Da hat man in der Gemeinde dann Menschen um sich, die sich verstehen. Und unser Leitender Pfarrer sorgt sehr dafür, dass Vieles vor Ort bleiben kann.“

 

Schaut Verwaltungsleiter Tobias Späth – seit April ist er im Amt – auf den Bereich zwischen Staffelbach und Zapfendorf, dann spricht er davon, dass es die Extreme sind, die den Seelsorgebereich ausmachen und den Spagat zeigen, der bewältigt werden muss. „So mancher, gerade an den Rändern, tut sich noch schwer, sich mit dem neuen, großen Seelsorgebereich zu identifizieren“, sagt Späth. Doch es gebe inzwischen gute Kontakte zu allen Gemeinden. 

Als er vor gut zwei Jahren in den Seelsorgebereich kam, war dies zu einer Zeit des Anfangs der Verwaltungsleiter. Die sehr gute Vorarbeit und das Werben von Leitendem Pfarrer Markus Schürrer für eine gute Zusammenarbeit bei den Ehrenamtlichen, habe ihm den Einstieg erleichtert. 

 

„Natürlich wollten die Mitglieder der einzelnen Kirchenverwaltungen mich erst einmal kennenlernen und schauen, wer da so kommt, ehe sie die entsprechenden Vollmachten unterschrieben haben“, so Tobias Späth. Eine gewisse Zurückhaltung sei spürbar gewesen „gegenüber dem, den der Domberg schickt“. Doch das habe sich schnell gegeben, „inzwischen arbeite ich mit allen Kirchenverwaltungen sehr gut zusammen und auch die fünf, die jetzt dazu gekommen sind, werden mit Sicherheit sehr gut integriert.“

 

Zugleich macht Späth deutlich, dass die derzeit 19 Kirchenverwaltungen, die es im Seelsorgebereich Main-Itz gibt, alleine nicht alle Aufgaben in den kommenden Jahren bewältigen können. Keine Option sei es aber, alle Kirchenverwaltungen auszulösen und nur noch eine große, gemeinsame Kirchenverwaltung zu installieren. 

Wie auch Pfarrer Schürrer, Pastoralreferentin Christine Goltz und Seelsorgebereichsvorsitzende Maria Schmidt sieht Tobias Späth die Notwendigkeit, in den kommenden Jahren Einschnitte vorzunehmen, nicht mehr alles zu erhalten, was es derzeit noch gibt, angefangen von den Gottesdiensten bis hin zu Immobilien wie Pfarrhäuser oder Pfarrzentren. „Aber das muss behutsam vor sich gehen. Wir müssen die Menschen gut darauf vorbereiten und sie bei allen Entscheidungen mitnehmen“, so Späth. 

 

Als sehr positiv bewertet der Verwaltungsleiter die gemeinsame Pfarrverwaltung, bei der so manches inzwischen standardisiert werden konnte. Als nächsten Schritt bei der gemeinsamen Verwaltung im Seelsorgebereich sieht Späth die Installation eines Geschäftsführers für die Kindertagesstätten, die 2025 erfolgen soll. 

Und wie auch seine Mitstreiter im Seelsorgebereich betont Tobias Späth mit Nachdruck: „Wir alle, Haupt- und Ehrenamtliche, müssen das Große und Ganze sehen.“