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Trauerstaatsakt und Gottesdienst zum Abschied von Schäuble

Berlin (KNA) – Mit einem Trauerstaatsakt im Bundestag und einem Gedenkgottesdienst im Berliner Dom haben Spitzenvertreter aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Kultur am Montag Abschied vom verstorbenen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble genommen. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron sagte in seiner Trauerrede im Reichstag: "Deutschland hat einen Staatsmann verloren, Europa hat eine Säule verloren, Frankreich hat einen Freund verloren."

 

An den Feierlichkeiten nahmen neben Schäubles Frau Ingeborg und Familienangehörigen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie weitere Vertreter der Verfassungsorgane im voll besetzten Bundestag teil. Ferner waren auf den Rängen zahlreiche prominente deutsche wie internationale Ehrengäste anwesend.

 

Schäuble war am 26. Dezember, dem zweiten Weihnachtstag, im Alter von 81 Jahren in Offenburg gestorben. Der CDU-Politiker gehörte in den vergangenen Jahrzehnten zu den einflussreichsten Politikern Deutschlands und Europas. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas betonte, dass Schäuble über die Parteigrenzen hinweg zu einer Instanz geworden sei. Sie erinnerte auch an Schäuble als den Architekten der deutschen Einheit.

 

Der CDU-Politiker war von 1972 bis 2023 insgesamt 51 Jahre lang ununterbrochen Bundestagsmitglied und bei seinem Tod der dienstälteste Abgeordnete. Von 2017 bis 2021 war er Bundestagspräsident. In den Regierungen von Helmut Kohl und Angela Merkel (beide CDU) gehörte Schäuble mehrmals dem Kabinett an, unter anderem als Chef des Kanzleramtes, als Finanz- sowie als Innenminister.

 

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz ging als persönlicher Freund nochmals die politischen Stationen Schäubles durch und hob zugleich auf dessen große Leidenschaft für das Fußballspiel ab. Für Schäuble seien seine badische Heimat und der Wahlkreis stets Bezugspunkt geblieben, betonte Merz. Mit Blick auf die Verdienste um die Wiedervereinigung und die Hauptstadtfrage sagte Merz, Berlin sei für Schäuble "vor allem das Symbol für Einheit und Freiheit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für das ganze Deutschland" gewesen.

 

Macron stellte Schäubles Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft und die europäische Einheit in den Mittelpunkt seiner Rede. Der Lebensweg "dieses großen Deutschen und dieses großen Europäers" zeige, dass er die Veränderung seines eigenen Landes und das europäische Projekt von jeher als ein Ganzes verstanden habe. Am Ende seiner Rede beschwor der französische Staatspräsident die Freundschaft beider Länder und die europäische Einheit.

 

Bei dem vorhergehenden Gedenkgottesdienst im Berliner Dom hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs betont: "Er war ein Antipopulist und ein Mensch, der sich ganz und gar, mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst unseres Gemeinwesens und unserer Demokratie gestellt hat." Schäuble habe "als gläubiger Protestant gelebt und gehandelt", so Fehrs. Ihm sei auch aus eigener Erfahrung klar gewesen: "Der Mensch ist nie allein, er ist angewiesen, von Geburt an bis zum Tod." Als langjähriger Bundesminister habe er sich "als Dialogiker par excellence" erwiesen.

 

Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber erinnerte an die Einführung der Islamkonferenz durch Schäuble. Dabei hätten sich in besonderer Weise Schäubles "nüchterne Einsicht und visionäre Kraft" verbunden. Der Rabbiner Andreas Nachama dankte Schäuble im Namen der jüdischen Gemeinde. Ein Vertreter der islamischen Gemeinschaft las Verse aus dem Koran vor.

 

Als Vertreter der Katholischen Bischofskonferenz würdigte Prälat Karl Jüsten die "große ökumenische Gesinnung" Schäubles. Er habe "immer ein offenes Ohr und viel Wertschätzung für die katholische Kirche, für ihre Glaubenspraxis, ihre Theologie und für ihre Anliegen" gehabt. Er versicherte die Angehörigen des Gebets der Kirche und dankte Schäuble für dessen Wirken zum Wohle Deutschlands, Europas und der ganzen Welt.