Würzburg (KNA) – Überraschung im Bistum Würzburg: Erstmals seit sieben Jahren zeigt der Jahresabschluss 2022 einen Gewinn. Diese Wende sei unerwartet gekommen und liege auch an wirtschaftlichen Entwicklungen, die so nicht abzusehen gewesen seien, erklärte Finanzdirektor Sven Kunkel am Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz des Bistums. Er nannte die Zinsentwicklung sowie einmalige Sondereffekte, etwa die entgegen der Prognose deutlich höheren Kirchensteuereinnahmen 2022. Das Bistum hatte mit 167,3 Millionen Euro Kirchensteuern geplant, tatsächlich kamen 186,3 Millionen Euro zusammen.
Insgesamt hat das Bistum einen Überschuss von 39 Millionen Euro erwirtschaftet. Davon sollen rund 25 Millionen Euro in eine Demographie-Rücklage fließen, um das pastorale und karitative Angebot des Bistums und den laufenden Strategieprozess in Zukunft absichern zu können. Unter Berücksichtigung von Verlusten aus dem vorherigen Jahr und Entnahmen aus Rücklagen komme man schließlich auf einen Bilanzgewinn von 2,1 Millionen Euro, so Kunkel.
Der Finanzdirektor freute sich über die finanzielle Stabilisierung des Bistums. Allerdings mahnte er auch: Trotz des positiven Ergebnisses müsse weiter sorgsam gewirtschaftet und langfristig geplant werden. Denn die Kirchensteuereinnahmen, aus denen das Bistum sein Engagement zu großen Teilen finanziere, würden perspektivisch sinken.
Für 2024 erwartet das Bistum Kirchensteuereinnahmen in Höhe von rund 171 Millionen Euro, die rund 82 Prozent der Gesamterträge darstellen. Die aktuellen Haushaltsplanungen prognostizieren einen Jahresfehlbetrag von rund 650.000 Euro.
Gespart wird etwa weiterhin im Immobilienbereich. Vor zwei Jahren hatte das Bistum angekündigt, mit den Gremien der Kirchengemeinden Kirchengebäude in verschiedene Kategorien einzuteilen, um sie in Zukunft unterschiedlich zu fördern. Dieses Projekt soll 2024 zum Abschluss kommen.
Generalvikar Jürgen Vorndran erklärte, in fast allen Pastoralen Räumen seien bereits Entscheidungen getroffen worden, die letzten folgten dieses Jahr. Oberstes Ziel sei es, die Verantwortung der Kirchenstiftungen zu stärken. Dabei gelte es, neue Kooperations- und Nutzungsmöglichkeiten für kirchliche Immobilien zu entwickeln, auch in Zusammenarbeit mit Kommunen, Vereinen und auf ökumenischer Ebene.
Zu den Beträgen, die im vergangenen Jahr an Betroffene sexuellen Missbrauchs gezahlt wurden, äußerte sich der Würzburger Bischof Franz Jung. Rund 230.000 Euro erhielten Betroffene demnach 2023, davon übernahmen Ordensgemeinschaften 8.000 Euro. Bei 15 gestellten Anträgen auf Anerkennung des Leids sei in fünf Fällen Geld ausbezahlt worden, neun der Anträge seien noch offen.
Die Unabhängigen Ansprechpersonen im Bistum hätten im vergangenen Jahr zudem sechs neue relevante Mitteilungen erhalten: Sie hätten sich gegen zwei lebende Priester, gegen zwei ehrenamtlich tätige Personen sowie gegen einen verstorbenen Priester und einen verstorbenen Ordensmann gerichtet, der für das Bistum tätig gewesen sei.