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Bätzing: Erinnerungskultur darf nicht zur Routine erstarren

Bonn (KNA) – Die Erinnerung an den Holocaust darf nach Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, "nicht zur Routine erstarren". In diesem Jahr stehe der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Zeichen der alle Generationen betreffenden Aufarbeitung des Holocaust. "Die Erinnerungskultur, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland und Europa gebildet hat, ist nichts Statisches", erklärte Bätzing am Freitag in Bonn.

 

Jede Generation müsse sich immer wieder neu mit dem Holocaust, seiner Vorgeschichte und seinen Folgen auseinandersetzen. "Geschichte wiederholt sich nicht. Aber die Erinnerung an die Vergangenheit kann unser Handeln in der Gegenwart orientieren", betonte der Limburger Bischof.

 

Jeweils am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Häftlinge des größten NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.

"Wenn wir heute an den Holocaust erinnern, ist dies nicht nur ein Rückblick, sondern macht deutlich, dass die Würde und die Rechte eines jeden Menschen zu achten sind. Sie sind der normative Kern des demokratischen Rechtsstaats", so Bätzing. Allerdings seien die Grundlagen des Zusammenlebens in den vergangenen Jahren "stark beschädigt" worden.

 

"Die rechtspopulistische Propaganda hat wesentlich zur Vergiftung des sozialen Klimas beigetragen", so der Bischof. Manche Beiträge zur Debatte um Migration und Integration seien von Fremdenfeindlichkeit und teilweise auch von Rassismus geprägt gewesen. "Seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 hat auch in Deutschland die Zahl antisemitischer Angriffe auf besorgniserregende Weise zugenommen, so dass viele Juden sich unsicher und allein gelassen fühlen. Auch viele Muslime leiden im Alltag unter Vorurteilen und Anfeindungen."

 

Bätzing bezeichnete die Teilnahme vieler Bürger an den jüngsten Demonstrationen in Deutschland als ermutigend. "Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht den Verächtern der Demokratie und des Rechtsstaats überlassen. Gerade die Menschen, die angefeindet und angegriffen werden, brauchen unsere Solidarität."