München (KNA) – Die Münchner Religionspädagogin Mirjam Schambeck plädiert dafür, Bildungspläne für die Grundschule zu entrümpeln statt das Fach Religion zusammenzustreichen. Nicht nur erfahrene Grundschullehrkräfte wüssten um die Stofffülle und die immer weniger werdenden Wiederholungsphasen im Deutsch- und Mathematikunterricht, sagte Schambeck in einer am Montag in München veröffentlichten Erklärung: "Weniger wäre auch in Deutschland mehr - das stellen die erneuten Pisa-Testsieger in Irland, Estland oder Finnland klar vor Augen."
Bayerns Staatsregierung will künftig, dass es in den Klassen eins bis vier eine Stunde mehr Deutsch, in den Klassen drei und vier je eine Stunde mehr Mathematik gibt. Da die Stundenzahl insgesamt aber nicht steigen solle, seien im Gegenzug Streichungen nötig, erklärte jüngst Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Medienberichten zufolge hatte sie im Bildungsausschuss des Landtags gesagt, die Schulen könnten selbst entscheiden, wo sie kürzen wollten, und auf Nachfrage geantwortet, dass es möglich sei, neben Englisch auch eine Religionsstunde zu opfern.
Es verwundere doch sehr, dass mit Religion ausgerechnet ein Fach genannt werde, in dem Schülerinnen und Schüler lernten, auch über große Fragen differenziert zu reden und nachzudenken, sagte Schambeck. Dass Religionsunterricht von den Schülern geschätzt werde, zeigten empirische Untersuchungen. Gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, Raum für das Unlösbare zu geben und mit jungen Leuten darüber zu sprechen, was Angst mache, aber auch darüber, was Vertrauen und Hoffnung schenke, was Demokratie brauche und freies Menschsein fördere.
Auch der Münchner Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk hatte den Vorschlag der Ministerin zurückgewiesen. "Keine Einsparungen bei der Wertevermittlung, Hände weg vom Religionsunterricht", so seine Forderung. Das Fach vermittle Orientierung und Werte. Es sei unangebracht, dieses ausgerechnet jetzt einsparen zu wollen, wo der Zusammenhalt der Gesellschaft zunehmend gefährdet sei.