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Gelebte Nächstenliebe stiftet Frieden

Rund 50 Kinder fieberten mit bei der Premiere des Theaterstücks in der Solinger Kita Don Bosco.Foto: Diözesancaritasverband Köln / Anna Woznicki
Rund 50 Kinder fieberten mit bei der Premiere des Theaterstücks in der Solinger Kita Don Bosco.Foto: Diözesancaritasverband Köln / Anna Woznicki

Bamberg (bp) – "Es ist mir wichtig, dass wir uns gegenseitig helfen. Aber auch, dass wir gut auf uns selber achten“, betont Michael Endres mit Blick auf das Caritas-Jahresmotto. Eigentlich sei das Thema ja an die Politik adressiert, um in aktuellen Zeiten alles für den Frieden zu tun. Dennoch macht der Bamberger Diözesan-Caritasdirektor  klar: Es ist ein Thema das uns alle angeht. Das Motto: „Frieden beginnt bei mir“.

 

Ende Januar war die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, nach Leipzig gekommen, um dort die bundesweite Jahreskampagne zu eröffnen. Ausgewählt wurde es vor einem Jahr, damals unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine. „In den vergangenen Monaten bekam es dann eine beklemmend zunehmende Aktualität“, berichtet die Caritas-Chefin. Die Caritas als Wohlfahrtsverband mit bundesweit rund 25 000 Einrichtungen und Diensten sehe es als ihre Aufgabe an, mitzuhelfen, gesellschaftliche Gräben zuzuschütten, um politisch gefährliche Polarisierungen einzudämmen: „Gelebte Nächstenliebe stiftet Frieden“, so Welskop-Deffaa.

 

Umgang mit Konflikten

 

Und das gelte in allen Caritas-Einrichtungen, unterstreicht Michael Endres in Bamberg. Anders, als wenn es beim Jahresthema um konkrete Fachthemen gehe. Ob im Frauenhaus, im Kindergarten, in den Beratungsstellen oder in der stationären oder ambulanten Pflege: Das Thema Frieden und der Umgang mit Konflikten spiele in allen rund 500 Caritas-Einrichtungen im Erzbistum immer eine Rolle, da es ja immer um die Lebenswirklichkeit der anvertrauten Menschen geht. Gerade in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen sei die Frage, wie mit Konflikten – und deren Lösung - umgegangen werden kann, ein großes Thema. Deshalb gebe es dort immer wieder – nicht nur zum Jahresmotto – Projekte zum Thema Konfliktarbeit, Umgang mit Krisen und Deeskalation. Caritas-Mitarbeitende der Beratungsstellen würden geschult im Umgang mit Klienten, die Gewalterfahrungen mitbrächten.

 

„Es ist ein Ur-Thema der Caritas-Arbeit“. sagt Endres. Das Thema Frieden. „Es gehört zur normalen Arbeit“. Natürlich hänge es vom jeweiligen Arbeitsgebiet ab, wie Caritas-Mitarbeitende einen Beitrag zu einem friedvollen Miteinander leisten können. Doch könnten sie im christlichen Sinne Hilfe leisteten. „Diese gelebte Solidarität – das ist toll“, betont Endres. „Das kann jeder in seinem Leben machen“.

 

Für den Diözesan-Caritasdirektor habe das Jahresmotto „Friede beginnt bei mir“ auch einen zweiten wichtigen Aspekt: Den Eigenschutz. Egal ob Privat oder im Beruf gelte es in belastenden Konfliktsituationen auch auf sich zu achten und sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. 

 

Frieden bedeute für ihn, alles was man selber wolle – ob beruflich oder privat – offen und transparent im Gespräch mit den Menschen anzugehen. Versuchen den Druck aus kritischen Situationen zu nehmen und nicht den Konflikt weiter zuzuspitzen.

 

„Frieden ist ja nichts, was ein für alle Mal da ist“ betonte denn auch Welskop-Deffa beim Auftakt der Caritas-Jahreskampagne in Leipzig. „Er muss immer wieder neu erworben und abgesichert werden“. 

Mit dem Jahresmotto will der Deutsche Caritasverband zeigen, was jeder und jede dazu beitragen kann und was es für Versöhnung braucht. Denn „Frieden braucht mehr und ist mehr als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt“, so Welskop-Deffaa. Verantwortung für Frieden beginne bei mir und dir, sie nehme ihren Anfang täglich neu im Hier und Heute.

 

Die Caritas sei Friedensstifterin da, wo sie in Familienberatungsstellen, Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete oder Bahnhofsmissionen Konfliktpotentiale abbaut. Aber auch in ihrer politischen Arbeit geht es darum, Brücken zu bauen und Kompromisse zu ermöglichen. „Friedensstiftendes Tun hat viele Gesichter“, betonte die Caritas-Präsidentin. Einige lernte sie beim Kampagnenauftakt in Leipzig kennen. Dort besuchte sie das Projekt Stinktier des Caritasverbandes Leipzig, das Gewaltprävention an Schulen anbietet. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Konflikte frühzeitig zu erkennen, gewaltfreie Lösungswege zu finden und Eskalationen zu verhindern. Viele Menschen in den bundesweit 25 000 Einrichtungen der Caritas setzen sich für ein friedliches Miteinander ein. So zum Beispiel bei Patenprogrammen für geflüchtete Kinder, die oft von Ehrenamtlichen getragen werden. Frieden stiften kann auch die gute Betreuung am Anfang und am Ende des Lebens sein, die Entlastung von überforderten pflegenden Angehörigen oder der politische Einsatz für eine verlässliche Finanzierung des Sozialen. Mit besonderer Kompetenz engagiert sich die verbandliche Caritas international in Katastrophen und Konfliktregionen, beispielsweise mit Hilfsangeboten in der Ukraine oder für Angehörige von verschwundenen Menschen in Kolumbien.

 

Vielfältige Friedensarbeit

 

Zum Start ihrer bundesweiten Kampagne verdeutlicht der Caritasverband an mehreren Orten, wie vielfältig die Friedensarbeit sein kann. In der Caritas-Kita Don Bosco in Solingen zeigte das aus der „Sendung mit der Maus“ bekannte Schauspielerduo Fug und Janina das für den Caritasverband im Erzbistum Köln entwickelte interaktive Theaterstück „Katze und Hund, na und?“, bei dem die Bewältigung von Konflikten im Vordergrund steht.

 

Im Laufe des Jahres will die Caritas bundesweit durch Aktionen an vielen Standorten die eigenen Träger sowie andere Organisationen, Institutionen, Gruppen und einzelne Menschen dazu bringen, ihren eigenen Beitrag zum Frieden zu reflektieren. Insbesondere sollen im öffentlichen Raum aufgestellte, mit dem Kampagnenmotto „Frieden beginnt bei mir“ versehene Spiegel dazu animieren.