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Litauischer Staat erkennt zweite orthodoxe Kirche an

Vilnius (KNA) - In Litauen gibt es künftig zwei orthodoxe Kirchen. Das Justizministerium des Ostseestaates erkannte das neue Exarchat des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel an und registrierte es offiziell, wie litauische Medien am Donnerstag berichteten. Die bislang zehn Geistliche zählende Glaubensgemeinschaft will nun bei einer Versammlung Leitungsgremien berufen und den Aufbau der Kirchenstrukturen vorantreiben.

 

Geleitet wird das Exarchat vom estnischen Priester Justinus Kiviloo (61), der Anfang Januar seinen ersten Gottesdienst in Litauen feierte. Er stammt aus der Estnischen Apostolischen Orthodoxen Kirche, die Konstantinopel untersteht. Die übrigen Geistlichen waren zuvor alle für die orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats tätig: sechs in Litauen, zwei in Belarus und einer in Russland.

 

Die litauische Eparchie (Diözese) der russisch-orthodoxen Kirche reagierte gelassen auf die Kirchengründung. Ihr Metropolit Innokentij sagte, die neue Glaubensgemeinschaft müsse als "eine Realität unserer Zeit akzeptiert werden". Die Diözese hatte sich nach Russlands Militärinvasion in der Ukraine 2022 um eine größere Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat bemüht.

 

Wegen der Kriegsunterstützung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. waren die neun Geistlichen des neuen Exarchats in Konflikt mit der Leitung der russisch-orthodoxen Kirche geraten. Innokentij enthob 2022 fünf von ihnen des Amtes und entzog ihnen die Priesterwürde. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel verlieh ihnen wieder ihren Rang und nahm sie in seine Jurisdiktion auf. Im März 2023 hatte Bartholomaios I. in Vilnius ein Abkommen mit der litauischen Regierung unterzeichnet, das die Errichtung des Exarchats des Ökumenischen Patriarchats in Litauen vorsieht.

 

In Estland gibt es bereits seit Jahrzehnten eine orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats und eine des Patriarchats von Konstantinopel. Die Zahl der orthodoxen Gläubigen in Litauen beträgt 105.000. Die meisten von ihnen gehören zur russischen Minderheit. Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte hatte sich unter Hinweis auf die öffentliche Unterstützung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. für Russlands Krieg gegen die Ukraine im Mai 2022 in einem Schreiben an Bartholomaios I. gewandt und die Bereitschaft erklärt, über die Rolle ihrer Regierung bei einer Rückkehr Litauens unter die Jurisdiktion von Konstantinopel zu verhandeln.