CPH-Akademie betont ihr katholisches Profil
Als gestandener Akademiedirektor ist Siegfried Grillmeyer nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, doch diesmal war er richtig sauer: „Da musste man dann doch mal reagieren“, sagt der Chef des Caritas-Pirckheimer-Hauses (CPH) in Nürnberg. Grillmeyer tat das in Form eines Beitrags für die Online-Plattform „katholisch.de“, in dem er mit Verve die Arbeit der katholischen Akademien in Deutschland verteidigte – vor allem gegen den Vorwurf, deren Angebote seien letztlich beliebig und würden christliche Themen vernachlässigen, im Klartext: nicht mehr katholisch genug sein.
Ulrich Greiners Vorwurf
Erhoben hatte den Vorwurf jüngst der ehemalige „Zeit“-Feuilletonchef Ulrich Greiner. „Bis keiner mehr hinguckt“ war dessen Beitrag auf der neuen Internetplattform „Communio“ überschrieben. Darin
warf er den Einrichtungen vor, sie wollten mit ihren Programmen keinen Anstoß erregen, sondern lediglich „mitschwingen im allgemeinen Diskurs“. Grillmeyer findet das unzutreffend – und schlicht
falsch. Da werde eine grundsätzliche Frage, „die mich umtreibt und wichtig ist“, aus reiner Polemik angestoßen, kritisiert der 54-Jährige im Gespräch mit dem Heinrichsblatt.
Der Historiker und Theologe betrachtet es als „vornehme Aufgabe“ der Akademien, die Frage nach ihrem Auftrag immer wieder neu zu beantworten. Nach Grillmeyers Worten geht es in der Diskussion
letztlich um das „Katholische“, und er umschreibt zwei Richtungen. Die eine betone die Bedeutung von Liturgie und Katechese, die andere sage: In jedem Thema steckt Gott mit drin, auch wenn er
nicht ausdrücklich draufsteht. „Wenn wir den Auftrag erfüllen wollen, an der Errichtung des Reiches Gottes mitzuwirken, müssen wir uns auch in Politik einmischen und die Menschen sprachfähig
machen“, sagt der CPH-Chef.
„Es geht darum, den Menschen von heute gelingendes Leben zu ermöglichen“, ergänzt Grillmeyers Stellvertreter Claudio Ettl, der das Ressort „Theologie, Spiritualität, Philosophie“ verantwortet.
Und zwar dem Menschen in religiöser, sozialer und ethischer Dimension: in seiner Beziehung zu Gott, zur Welt, in der er lebt, und zu seinen Mitmenschen. Wenn man ein solches Verständnis des
Katholischen ansetze, so Ettl, erkläre sich die Bandbreite der thematischen Zugänge in der Akademiearbeit. „Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht mit der Bibel beschäftigen“, sagt Grillmeyer. In
seiner Gesamtheit decke das CPH-Programm „genau das ab, was Ulrich Greiner einfordert“.
Darüber hinaus verweisen der Akademiechef und sein Stellvertreter auf die Funktion der Einrichtung als Plattform und Ort der Vernetzung und Begegnung, von wo aus sich der katholische Standpunkt
immer wieder in die Gesellschaft tragen lässt. „Natürlich muss man immer selbstkritisch sein“, so Claudio Ettl. „Wir werden evaluiert und müssen immer wieder reflektieren, was gerade ansteht und
wichtig ist.“ Umgekehrt hat der Theologe den Eindruck: „Es fällt vielen zunehmend schwer, die Vielfalt auszuhalten.“ Dabei sei gerade das CPH ein Ort zu erfahren: „Schaut mal, was es alles gibt.
Und dann lasst uns drüber reden.“
Claudio Ettl sieht hinter der Polemik um die Akademien nicht nur das Profilierungsbedürfnis einer neuen katholischen Internetplattform, deren Schriftleiter Jan-Heiner Tück Grillmeyers Einwurf
eine patzige Antwort folgen ließ. Er sieht vor allem ein verändertes gesellschaftliches Klima: „Es wird immer weniger wirklich diskutiert, in den Talkshows wie im innerkirchlichen Bereich.“
Positionen würden schnell klargemacht, Schubladen gingen auf. „Damit bleibt die Sache, wie sie ist.“ Schließlich sei es einfacher, „sich auf eine Position zurückzuziehen, die man schon immer
hatte – das kann eine ganz konservative sein oder eine offene.“
Vor allem habe ihn geärgert, ergänzt Siegfried Grillmeyer, dass den Akademien letztlich die „Weite des Katholischen“ abgesprochen werde. Man könne das Evangelium unterschiedlich lesen, „aber wir
müssen uns schon darauf verständigen, dass wir das gleiche Evangelium lesen und dass es auf dieser Grundlage unterschiedliche Felder sind, auf denen wir unterwegs sind.“ Der Akademiechef wirbt
energisch für das „Offenhalten der Vielfalt“, zieht auch einen Vergleich zur geplanten Schließung einer Reihe von Goethe-Instituten. Über deren Programm könne man diskutieren, aber der
„grundsätzliche Auftrag“ bleibe bestehen.
Das CPH, ist eine von 24 katholischen Akademien in Deutschland. Sie wird gemeinsam getragen vom Jesuitenorden und der Erzdiözese Bamberg. Hier wie dort stehen demnächst Führungswechsel an. „Ich
freue mich über die Kontinuität“, sagt Grillmeyer. Der ernannte Erzbischof Herwig Gössl sehe die Weite, „die es geben darf und soll“, und stehe hinter den Themen, die der Akademie wichtig seien.
Gössl wuchs in Nürnberg auf; auch der künftige Jesuitenprovinzial Pater Thomas Hollweck SJ kennt die Stadt gut, er war hier etliche Jahre als Novizenmeister tätig und ist dem CPH seither eng
verbunden. Bernd Buchner