· 

Die Menschen im Herzen erreichen

Die Kirche St. Georg steht in Höchstadt, dem Verwaltungssitz des Seelsorge­bereichs. Foto: Kilian Kemmer
Die Kirche St. Georg steht in Höchstadt, dem Verwaltungssitz des Seelsorge­bereichs. Foto: Kilian Kemmer

Höchstadt (bp) – Der Seelsorgebereich Höchstadt liegt mit seinen sieben Pfarreien in der Metropolregion Erlangen-Nürnberg. St. Georg in Höchstadt, St. Jakobus, Etzelskirchen, St. Ägidius, Gremsdorf, und St. Vitus, Sterpersdorf, bilden mit den Pfarreien St. Stephanus, Adelsdorf, St. Laurentius, Aisch und St. Leonhard, Zentbechhofen zwei Zentren, in denen religiöse wie gesellschaftliche Traditionen gepflegt werden. 

 

Höchstadt an der Aisch – Verwaltungssitz des Seelsorgebereichs – „ist keine Großstadt, aber auch kein Dorf“, betont der Leitende Pfarrer Kilian Kemmer. So gibt es in Höchstadt neun Schulen, ein Krankenhaus, eine Außenstelle des Landratsamts und eine große Industrie-Ansiedlung. Über die Betriebsseelsorge bestehen hier gute Kontakte. „Während der Krisen in den letzten Jahren waren wir da auch präsent, Seit an Seit mit dem Betriebsrat.“

 

Auch Adelsdorf ist eine aufstrebende Gemeinde mit viel Zuzug, sagt Kemmer. Gerade läuft die Bewerbung für ein weiteres Gymnasium neben Herzogenaurach und Höchstadt. Allein das Gymnasium in Höchstadt besuchen rund 1300 Schüler und Schülerinnen. Überhaupt ist Erlangen-Höchstadt ein prosperierender Landkreis, der im Deutschland weiten Ranking der Wirtschaftskraft unter den ersten zehn liegt. 

 

Zu den Besonderheiten im Seelsorgebereich Höchstadt gehören die Behinderteneinrichtung der Barmherzigen Brüder in Gremsdorf mit rund 400 Bewohnern und Bewohnerinnen, sowie die Soziotherapeutische Suchteinrichtung Laufer Mühle, getragen vom Deutschen Orden, die rund 300 Patienten stationär oder ambulant betreut. Beide Einrichtungen wirken weit über den Seelsorgebereich hinaus. 

 

Wertvoller Schatz

 

Ein weiterer Schatz sind die beiden Ordenskonvente: so gibt es in Gremsdorf vier indische Schwestern einer Kongregation, die auf den Heiligen Charles de Foucauld zurückgeht und Auerbacher Schulschwestern in Höchstadt, die in Kindertagesstätten und Schulen wirken. Die geistlichen Erfahrungen, die durch die Ordensgemeinschaften ausstrahlen, wirken hinein in die Gemeinden und in die sozialen Dienste. Höchstadt ist ein lebendiger Seelsorgebereich, in dem viele Gruppen das pfarrliche Leben vor Ort bereichern. Neben verschiedenen Gebetsgruppen, Seniorenangeboten und Ministrantengruppen bieten auch Verbände wie Kolping, Katholische Arbeitnehmerbewegung, Frauenbund, Männerverein oder BDKJ abwechslungsreiche Angebote und unterstützen soziale Projekte; Chöre und Jugendbands sorgen für die musikalische Note im Gemeindeleben.

 

Auch wenn der Seelsorgebereich am Mainstream assimiliert und sich die Traditionspflege mit zunehmender Verstädterung reduziert, werden Traditionen wie Wallfahrten, Prozessionen Bittgänge oder Patrozinien gepflegt und gefeiert, zeigt sich der Leitende Pfarrer mit der Teilnahme zufrieden. „Natürlich muss man dabei immer die Relationen sehen“. Momentan ist die Situation noch so gut, dass auch in Orten mit kleineren Gotteshäusern regelmäßig Gottesdienste angeboten werden können. „Es ist für die Leute wichtig, dass das Gottesdienstliche Leben erhalten bleibt“, weiß Kemmer.

 

„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ – Dieses biblische Schriftwort soll als Leitwort über dem Pastoralkonzept zeigen, wie man vor Ort Kirche bleibt. So besteht laut Pastoralplan die zentrale Aufgabe darin, im pastoralen Handeln die Menschen zu Christus zu führen in den Herausforderungen, die ihnen jeder Tag stellt. Und sie in ihrem Glauben zu stützen, damit sie der Welt gemäß ihrer missionarischen Berufung Salz und Licht sein können.

 

Die beiden Zentren, die relativ eigenständig sind, wurden aus eigenen Traditionen geprägt. Zur Einführung des Seelsorgebereichs gab es einen großen gemeinsamen Start mit guter Aufbruchstimmung. Inzwischen haben pastorale Mitarbeitende die Kommunion- und Firmvorbereitung für beide Zentren harmonisiert. Für dieses Jahr ist eine gemeinsame, den Seelsorgebereich umfassende Wallfahrt angedacht. „Wir tun einen Schritt nach dem anderen“, sagt der Leitende Pfarrer. 

 

Das Zusammenwachsen geschieht auf Basis der Notwendigkeit, abhängig von personellen und materiellen Ressourcen. Das ist „Cairos“, der richtige Zeitpunkt, da wo das ein oder andere ganz automatisch zusammenwächst. So gab es bislang keine Spannungen oder gar Anfeindungen. Die Erfahrungen sind sehr positiv, sagt Kemmer. 

 

Gibt es für die beiden Zentren momentan Dank der personellen Situation noch Bestandschutz, gilt das mit Blick auf Gebäude nicht immer. Trotz emotionaler Anhänglichkeiten: „Wir können uns nicht mehr Alles leisten“, sagt der Geistliche. „Das ist die Logik der Vernunft“. Doch wird nach guten Wegen gesucht, so dass Gebäude nicht mehr im Unterhalt der Pfarrei sind, aber ein pastoraler Bezug bestehen bleibt. Als Beispiel sagt Kemmer könne er sich vorstellen, dass ein lehrstehendes Pfarrhaus als Außenwohngruppe der Laufer Mühle oder der Barmherzigen Brüder genutzt wird. 

 

Der Seelsorgebereichsrat hat sich die Zielsetzung gegeben Pfarrei übergreifende Themen zu behandeln. Zum Beispiel die Fragen: Wie gestaltet sich die Kommunion- und Firmvorbereitung? Wie werden Jugendliche für den Ministrantendienst oder die Sternsinger-Aktion geworben? Wie kann die Caritas-Sammlung aufrecht erhalten werden? 

 

Im Vordergrund stehe dabei der synodale Aspekt: aufeinander zu hören und zu sehen, wie andere das machen. Voneinander zu lernen, im Austausch zu bleiben. „Es ist klar, dass die Pfarrgemeinderäte vor Ort eine individuellere und persönlichere Verantwortung tragen, als ein übergeordnetes Gremium.“ Und Kemmer betont: „Es soll kein Sitzungsmarathon entstehen. Wir haben schon genug Gremien“. 

 

Dass die Umsetzung der Umstrukturierung – etwa im EDV-Bereich – nicht immer so aussieht, wie geplant, ist sicher normal, meint der Leitende Pfarrer. Wichtig aber ist, die Menschen im Herzen mit der frohen Botschaft zu erreichen. Dazu gebe es viele Gelegenheiten, die nicht strukturell festzumachen sind. Zum Beispiel die Trauerbegleitung oder Taufen. Aber auch Pfarrbriefe und Homepage oder eine gute Öffentlichkeitsarbeit sind hier wichtig, nicht um zu diskutieren, sondern für Informationen.

 

Die entscheidende Frage wird sein: „Wo können Menschen Gott erfahren?“ Und Kemmer betont: Es ist ein großer Schatz, den wir in der Hand haben. Die Menschen daran partizipieren zu lassen, das wird die Zukunft der Kirche sein.“