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Bis heute im liturgischen Gebrauch

Zu den Höhepunkten der Sonderausstellung gehört zweifelsohne das sogenannte Heinrichs-Kreuz, ein Reliquienkreuz, das nun erstmals in Bamberg zu sehen ist.Foto: Katholische Kirchengemeinde Fritzlar
Zu den Höhepunkten der Sonderausstellung gehört zweifelsohne das sogenannte Heinrichs-Kreuz, ein Reliquienkreuz, das nun erstmals in Bamberg zu sehen ist.Foto: Katholische Kirchengemeinde Fritzlar

Bamberg (hbl) –Zum Gedenken an den 1000. Todestag von Kaiser Heinrich II. zeigt das DiözesanMuseum Bamberg derzeit die Ausstellung „Kreuze: Begegnung von Edelstein und Kettensäge“. Im Fokus stehen der Kaiser und Bistumsgründer als Kreuzstifter und das Kreuz als Zeichen bis in die Gegenwart. So will die Kunstausstellung, die bis zum 14. Mai zu sehen ist, Mittelalter und Gegenwart verbinden. In einer kleinen Serie stellen wir ausgewählte Kunstwerke in Text und Bild vor und wollen damit zum Besuch der Ausstellung anregen. 

Herausragendes Highlight der Sonderausstellung ist das Fritzlarer Heinrichskreuz, ein Gemmenkreuz, das Kaiser Heinrich II. gestiftet haben soll und das nun erstmals in Bamberg zu sehen ist.

 

Unter Bergkristall, gefasst von einer Perlenkette, erblickt der Betrachter eine Reliquie des Kreuzes Christi. Das prachtvolle, mit antiken Gemmen verzierte Kreuz aus Fritzlar ist wohl das früheste seiner Art, welches mittels konvexen Schliffes eines Steines einen Kreuzpartikel optisch derart vergrößert.

 

Historische Überlieferung und Widerspruch 

 

Der Partikel stammt von einer Kreuzreliquie, die einst als kaiserliche Stiftung dem Kloster Kaufungen übergeben wurde. Die von Kaiserin Kunigunde 1017 gegründete Abtei war nach dem Tod Heinrichs II. auch von 1025 bis 1033 ihr Rückzugsort. Bezugnehmend auf die Herkunft des Kreuzpartikels und auf einen Besuch Kaiser Heinrich II. 1020 in Fritzlar entstand eine Überlieferung, welche die Stiftung der Kreuzreliquie nach Kaufungen auf das Fritzlarer Gemmenkreuz übertrug sich damit in das Narrativ zahlreicher Reliquien- und Kreuzstiftungen Heinrichs einreihte.

 

Die aktuelle Forschung widerspricht dieser Zuschreibung, da die ältesten Metallteile des Kreuzes in das 12. Jahrhundert verweisen. Verzierungen wie Schlaufen- und Kleeblattfassungen der Edelsteine sowie die von kleinen Goldkugeln bekrönten Dreibeine aus doppeltem Perldraht legen eine Neudatierung um 1130 – 1150 nahe. Theoretisch könnte die Reliquie nach der Heiligsprechung Heinrichs im Jahr 1146 neu und aufwändig gefasst worden sein. 

 

Dekorelemente aus Metall schmücken zusammen mit 346 Edelsteinen, Perlen, antiken Gemmen und Kameen die Schauseite des Kreuzes. Das Schaugefäß (Ostensorium) selbst hat die Form eines Kruckenkreuzes mit vier erweiterten Enden wobei die Vorderseite aus 10 Goldblechplatten gebildet ist. Für die Rückseite wurde vergoldetes Kupferblech verwendet. Die Seitenteile und einige Fassungen sind neueren Datums.

 

Die Rückseite zeigt – wie das Reichskreut in Wien – ein Agnus Dei (Lamm Gottes) sowie die Symbole der vier Evangelisten, ergänzt durch eine Darstellung des Apostels Petrus, dem die Kirche in Fritzlar geweiht ist.

Auf der Vorderseite des unteren Kreuzarms ist eine ovale römische Kamee zu sehen, die zeigt, wie sich zwei Vögel an einer Henkelvase laben.

 

Besondere Aufmerksamkeit verdient der rote Achat mit spiegelverkehrter arabischer Inschrift. Abgesehen von dem Teil „Von den besten …“ ist der Inhalt oder die Bedeutung der Inschrift noch nicht eindeutig geklärt. Aufgrund der Schrift lässt sich vermuten, dass der Stein nach dem Jahr 1000 hergestellt wurde.

Ebenfalls bemerkenswert ist die Alsengemme (benannt nach dem Ort Alsen in Dänemark), ein zweischichtiger Glas-Schmuckstein, dessen Dekor durch Einritzen entstand.

 

Das Gemmenkreuz diente ursprünglich als Vortragekreuz. Der im 13. Jahrhundert ergänzte Bronzefuß, mit Darstellungen der Kardinaltugenden spricht dafür, dass das Kreuz auch als

Altarkreuz verwendet wurde. 

 

Bis heute ist das Kreuz zur Fronleichnamsprozession, am Heinrichstag (13. Juli) und am Fest der Kreuzerhöhung (14. September) im liturgischen Gebrauch.