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Leben retten und Bildungschancen erhöhen

Gerhard Albert besuchte bei seiner Indienreise auch Heinwan-o und seine Mutter. Der Junge wartete zu dem Zeitpunkt noch auf eine lebensrettende Herz-OP. Inzwischen spielt er wieder fröhlich und geht zur Schule. Foto: privat
Gerhard Albert besuchte bei seiner Indienreise auch Heinwan-o und seine Mutter. Der Junge wartete zu dem Zeitpunkt noch auf eine lebensrettende Herz-OP. Inzwischen spielt er wieder fröhlich und geht zur Schule. Foto: privat

Stegaurach (kem) – Es sind Tränen der Rührung und der Freude, die Gerhard Albert in die Augen steigen, wenn er von seinen jüngsten Erfahrungen berichtet. Als Gründer und Vorsitzender der Nordost-Indien-Hilfe „Khublei“ war er zuletzt mit drei Mitstreitern wieder in Indien unterwegs, um vor Ort zu sehen, was durch die Hilfe seines Vereins alles geleistet wird. 

 

„Am meisten bewegt hat mich eine Sache, an der wir schon seit über einem Jahr gearbeitet haben“, sagt Albert mit brüchiger Stimme. Er spricht von dem kleinen Heinwan-o, der mit zwei Löchern in seinem Herzen lebte. Seine Familie hätte sich eine Operation niemals leisten können, aber durch die Hilfe von Gerhard Albert und einer Sponsorin seines Vereins war es möglich, die niedrige fünfstellige Summe aufzutreiben, um dem Jungen ein besseres Leben schenken zu können. 

 

„Als wir vor Pfingsten in Indien waren, konnte ich den Jungen selbst im Krankenhaus besuchen. Er lag dort mit 23 weiteren Patienten in einem großen Zimmer und wartete auf seine Operation. Seine Mutter wachte die ganze Zeit bei ihm, schlief nachts unter seinem Bett“, berichtet Albert. Noch während die Gruppe aus Stegaurach auf ihrer Tour durch das asiatische Land war, wurde der Junge operiert. Am Pfingstmontag erreichte Gerhard Albert – wieder zurück in Deutschland – die frohe Botschaft, dass Heinwan-o die OP gut überstanden hatte, er wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde und sogar zur Schule gehen kann. „Das sind solche Glücksmomente, die uns zeigen, dass das, was wir hier tun auch wirklich den Menschen vor Ort hilft“, sagt Albert. 

 

143 Familien besucht

 

Doch der kleine Heinwan-o war nicht der einzige Besuch von Gerhard Albert und der „Khublei“-Hilfe. Wir haben all unsere 143 Familien, die wir mit Patenschaften unterstützen persönlich besucht, haben mit den Kindern gesprochen und werden jedem unserer Paten einen eigenen Bericht zur Verfügung stellen, damit dieser sehen kann, dass es den Kindern vor Ort durch das Engagement hier in Deutschland besser geht.“ 

 

Ganz einfach waren die Besuche nicht. Die Infrastruktur in der nordost-indischen Provinz Meghalaya ist eher mangelhaft, Straßen bestehen oft nur aus Schotter und Staub und sobald kräftiger Regen einsetzt, kann es auch einmal sein, dass die Wege völlig unter Wasser und Matsch verschwinden. Jene widrigen Voraussetzungen sind es auch, die diesen Landesteil zu einem der ärmsten und bildungstechnisch am weitesten abgeschlagenen in ganz Indien machen. 

 

Und genau hier setzt Gerhard Albert mit seinem Verein an. Durch Paten und Sponsoren sammelt er Geld, das den Kindern und ihrer Bildung direkt zugute kommt. Dabei hilft ihm ein Partner vor Ort. Pfarrer Manbha Pakem leitet eine Nichtregierungsorganisation (NGO) und ist „ein Seelsorger, wie ich ihn mir nicht besser wünschen kann“, freut sich Gerhard Albert.

 

Manbha habe ein Auge darauf, die Zielsetzung des fränkischen Vereins einzuhalten als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Als einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Kindern und Jugendlichen im Bildungsbereich sowie als Unterstützung der Ärmsten der Armen. Jeder Cent, der so in Deutschland gespendet wird, kommt eins zu eins auf die Konten der Kinder, die das Geld für ihre spätere Ausbildung nutzen können. 

 

Zwar gibt es in vielen kleinen Orten Schulen, aber diese seien meist nur bis zur vierten Jahrgangsstufe organisiert, so Albert. Wer höhere Schulbildung genießen will, muss dann den Ort wechseln – und das kostet Geld. Geld, das die Familien meist nicht haben. „Mit 25 Euro im Monat kann man bei uns die Patenschaft für ein Kind übernehmen und ihm so ein besseres Leben ermöglichen“, macht Gerhard Albert Werbung für seinen Verein. 

 

Doch es bleibt nicht bei der finanziellen Unterstützung für einzelne Kinder und Familien. Auch große Projekte packt der Hilfsverein inzwischen an. So konnten Gerhard Albert, seine Frau Ulrike sowie die Vereinsmitglieder Angelika Kraus und Norbert Röhrer bei ihrem letzten Besuch neue Räumlichkeiten einer Schule in Mooralong einweihen. Hier entstanden durch die Initiative von „Khublei“ zwei neue Klassen – eine elfte und eine zwölfte. Acht Räume für 260 Kinder wurden geschaffen, 150 000 Euro kostete der Neubau insgesamt. Die Hälfte der Summe wurde durch drei Großspenden abgedeckt. Während zwei private Sponsoren lieber anonym bleiben möchten, kam der dritte Teil in Höhe von 25 000 Euro vom Erzbistum Bamberg. 

 

Hilfe zur Selbsthilfe

 

Neben dem Engagement für bessere Bildung will Gerhard Albert auch den Erwachsenen in der Provinz ein besseres Leben ermöglichen. So wurden dank „Khublei“ schon mehrere Häuser gebaut und kleine Unternehmen gegründet, mit denen die Menschen sich ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. „Ich bekomme immer wieder Bilder von einer Frau geschickt, die sich durch unsere Hilfe eine kleine Bäckerei aufgebaut hat. Nun backt sie Kuchen und Torten, die allesamt sehr gut aussehen und auch hervorragend schmecken“, schwärmt Albert. 

 

Das neueste Projekt soll einem ganzen Dorf auf die Beine helfen. Dort bauen Frauen den berühmten Laka-Dong-Kurkuma an. Sie ernten ihn und weil sie keine Weiterverarbeitungsmöglichkeiten haben und die Wurzel im Rohzustand schnell schlecht wird, verkaufen sie das Kurkuma zu Hungerlöhnen an Zwischenhändler. „Nur umgerechnet 35 Cent bekommen sie pro Kilo Kurkuma. Und dafür müssen sie im wahrsten Sinn des Wortes den ganzen Tag ackern“, erklärt Gerhard Albert. Dank des Hilfsvereins sollen nun Maschinen angeschafft und Lager gebaut werden, damit die Frauen selbst die Wurzeln säubern, trocknen und zu Pulver verarbeiten können. Für 30 000 Euro wäre damit die Lebensgrundlage für ein ganzes Dorf gesichert. Hierfür ist Gerhard Albert noch auf der Suche nach Sponsoren. 

 

Deutschland-Besuch

 

Auch zurück in Stegaurach lassen Gerhard Albert die Eindrücke, die er auf seiner vierwöchigen Indienreise gesammelt hat nicht los. Paten wollen Infos über ihre Kinder, neue Sponsoren wollen gefunden werden. Und dann gab es da noch hohen Besuch. Erzbischof Victor aus Shillong und Bischof Wilbert aus Nongstoin waren zu Pfingsten auf Deutschlandreise und feierten gemeinsam mit Pater Severin Gottesdienst in der Stegauracher Pfarrkirche. Hierbei dankten sie auch besonders Gerhard Albert und „Khublei“ für den tollen Einsatz.