Bonn (KNA) – Der Bonner katholische Moraltheologe Jochen Sautermeister hat die Anerkennung der „Qualität und Standards des deutschen Wissenschaftssystems“ durch den Vatikan gefordert. Zudem sei eine stärkere Dezentralisierung notwendig, um die theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten zu stärken, sagte er am 6. Juni dem Portal „katholisch.de“.
Bislang behält sich der Vatikan Einspruchrechte bei der personellen Besetzung der Hochschuleinrichtungen vor. Sautermeister, der an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn lehrt, äußerte sich im Anschluss an ein am 6. Juni verbreitetes Plädoyer der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Darin verteidigen die katholischen deutschen Bischöfe mit Nachdruck die Theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten. Auch angesichts soziologischer Veränderungen und der geringer werdenden Zahl an Gläubigen, hätten die Theologischen Fakultäten eine wichtige Aufgabe, so Sautermeister, der auch Berater der Glaubenskommission der DBK ist. Das Papier habe damit auch eine kirchliche Stoßrichtung gegenüber denjenigen, die gegenüber universitärer Theologie grundsätzliche Vorbehalte hätten, etwa weil ihnen die Wissenschaftsfreiheit und die kritische Auseinandersetzung mit dem Glauben ein Dorn im Auge seien.
Der Bonner Hochschullehrer hob hervor, dass die Stellungnahme der Bischöfe auch eine Antwort auf die „kirchen- und wissenschaftspolitische Kontroverse“ um die vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gegründete kirchliche Kölner Hochschule für Theologie (KHKT) sei. Sie steht in Konkurrenz zur Theologischen Fakultät an der Universität Bonn.
Die Frage nach der Bedeutung und Stellung der Theologie sei nämlich nicht nur eine Frage des Universitätssystems oder des Wissenschaftsbetriebs, wofür die von Kardinal Woelki geführte Wissenschaftskommission primär zuständig wäre. „Vielmehr ist die Theologie für unseren Glauben von elementarer Bedeutung“, so Sautermeister weiter. Die Glaubenskommission der DBK betont in ihrer Stellungnahme, dass sich die Theologie an der Universität vor dem Forum der wissenschaftlichen Vernunft verantworte. Der stetige Austausch mit anderen Wissenschaften sei nötig, um auch unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts das Evangelium verkünden zu können.
Auf der anderen Seite trage Theologie zur Auseinandersetzung mit Wahrheitsansprüchen anderer Wissenschaften oder weltanschaulicher Positionen bei. „Diese Beiträge würden schmerzlich fehlen, wenn es die Theologie als Wissenschaft nicht gäbe“.
Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft sollten gemeinsam daran interessiert sein, „dass die Theologie auch weiterhin an unseren Universitäten verankert ist. Das Fach dürfe nicht auf seine Funktion zur Ausbildung von Kirchenmitarbeitern verkürzt werden.
Es sei auch nicht ersetzbar, etwa durch Religions- und Kulturwissenschaften. Wie keine andere Disziplin könne Theologie die Verabsolutierung wissenschaftlicher Aussagen, fundamentalistische Tendenzen im Religiösen oder ideologische Züge in staatlicher oder ökonomischer Herrschaft ansprechen.