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Unterwegs mit bischöflicher Verwandtschaft

Meran (buc) – Malerische Städte, fabelhafte Berglandschaften, herrliches Wetter und beste Stimmung: Eine unvergessliche Zeit verbrachten rund 30 Leserinnen und Leser des Heinrichsblatts, geistlich begleitet durch Pfarrer Martin Battert aus Bamberg, bei einer Reise nach Südtirol. Das mehrheitlich deutschsprachige Gebiet zwischen Alpenkamm und Po-Ebene gehörte über Jahrhunderte zum Habsburgerreich, seit dem Ende des Ersten Weltkriegs ist Südtirol Teil von Italien. Neben Deutsch und Italienisch wird von rund fünf Prozent der Bewohner noch Ladinisch gesprochen, verwandt mit dem Rätoromanischen in der Schweiz.

 

Nicht nur landschaftlich, sondern auch historisch, kulturell und vor allem kirchlich gab es für die Teilnehmenden der einwöchigen Busreise viel zu entdecken, zählt Südtirol doch wie ganz Italien zu den noch stark katholisch geprägten Regionen Europas. Rund 97 Prozent der Bevölkerung der autonomen Region zwischen dem Reschenpass im Nordwesten und den Sextner Dolomiten an der östlichen Grenze zu Österreich sind Katholiken. Eine ganze Reihe von Gotteshäusern stand auf dem Besuchsprogramm, und Pfarrer Battert gab nicht nur jeden Tag besinnliche Impulse, die mit Liedgesang untermalt wurden, sondern feierte mit der Gruppe auch drei Gottesdienste: im Kloster Neustift bei Brixen, im Kloster Weißenstein sowie die Vorabendmesse im Heiligtum San Romedio im Trentino. Dabei fanden sich aus der Gruppe jeweils Lektorinnen, Kommunionhelfer sowie in Georg Bleyer aus Scheßlitz auch ein bewährter Solosänger.

 

Drei Gottesdienste gefeiert

 

Die Reise wurde nur durch einzelne, teils unvermeidliche Widrigkeiten begleitet, so machte auf der Hinfahrt das bayerische Hochwasser einen Umweg erforderlich. Die eigentlich vorgesehene Reiseleiterin Ursula Seeböck-Forster musste kurz vor dem Aufbruch gesundheitsbedingt absagen, doch in Stephan Wiesend fand das Bayerische Pilgerbüro, das die Reise zusammen mit dem Heinrichsblatt veranstaltete, quasi über Nacht Ersatz. Trotz der Umstände machte Wiesend seine Sache hervorragend. Wie der Zufall es will: Der Reiseleiter ist ein Verwandter des ehemaligen Bamberger Weihbischofs Martin Wiesend (1910-2003) – und hatte nach dessen Tod sogar einige Bücher des Geistlichen geerbt.

 

Nach der ersten Nacht im Brixener Millanderhof, wo die Reisenden für die ganze Woche Quartier nahmen und bestens versorgt wurden, stand ein Besuch des nahegelegenen Klosters Neustift der Augustiner-Chorherren an. Die Stiftskirche wurde im Jahr 1198 geweiht, gotisch erweitert und später barockisiert. In der Stiftsbibliothek sind 20 000 Bücher aufgestellt, Tausende weitere ruhen in den Depots. Von Neustift ging es weiter in die Brixener Innenstadt mit dem von dunklem Marmor geprägten Dom und dem angrenzenden, beeindruckenden Kreuzgang mit Darstellungen aus dem hohen und späten Mittelalter.

 

Am nächsten Tag fuhren die Teilnehmer nach Bozen sowie auf den Hausberg der Bozener, den Ritten. In der Südtiroler Landeshauptstadt mit ihren rund 100 000 Einwohnern lockten bei einer Stadtführung nicht nur die charakteristischen Laubengänge und die reich geschmückten Bürgerhäuser zu Entdeckungen. Der zentrale Waltherplatz ist nach dem berühmten Minnesänger Walther von der Vogelweide (1170-1230) benannt, den man lange für einen Südtiroler hielt. Inzwischen scheint erwiesen, dass der später nahe Würzburg heimisch gewordene Lyriker wohl aus Niederösterreich kam.

 

Mit der Seilbahn ging es später in schwankender Fahrt, bei der Pfarrer Battert prompt um ein „Stoßgebet“ nachgesucht wurde, hinauf nach Oberbozen und dort mit der Schmalspurbahn weiter nach Klobenstein und Lengmoos. Eine kleine Wanderung führte bei freier Sicht auf die Dolomiten zu den von Wind und Wetter geformten Erdpyramiden –

Lehmtürme mit steinernem Hut, über Jahrtausende entstanden, aber irgendwann dem Verfall preisgegeben. Nach einem Abstecher über Terlan auf den Tschögglberg, dem Ursprungsort der Haflinger Pferde, ging es zurück nach Brixen.

 

Große Dolomitenrundfahrt

 

Der Tag darauf führte die Reisegruppe auf eine große Dolomitenrundfahrt mit grandiosen Panoramablicken auf die Langkofelgruppe und die Marmolata, der mit 3342 Metern höchsten Erhebung des Bergmassivs, wo sich auch der einzige verbliebene Gletscher Südtirols befindet. Die Dolomiten, wie die ganzen Alpen vor 250 Millionen Jahren im tropischen Urmeer Tethys gelegen, erhoben sich vor rund 30 Millionen Jahren nach dem Aufeinanderprallen der afrikanischen und der eurasischen Platte zu einer einzigartigen Berglandschaft.

 

Über St. Ulrich in Gröden, wo der berühmte Bergsteiger Luis Trenker (1892-1990) geboren wurde, und Wolkenstein, Heimat Oswalds von Wolkenstein (1377-1445), streitbarer Ritter und dichtender Lebemann des späten Mittelalters, lenkte Busfahrer Gerd Müller von der Burgebracher Firma Spörlein die Gruppe sicher bis hinauf auf das Sellajoch in 2218 Metern Höhe, das bereits in der Steinzeit besiedelt gewesen sein soll. Die erste befestigte Straße über den Pass, die heute auch gerne von Radfahrern und Motorrädern genutzt wird, entstand im späten 19. Jahrhundert.

 

Von dort ging es wieder hinab über Canazei ins Fassatal und zum wildromantischen Karersee, der vor dem Hintergrund der Rosengartenspitze zu einem Uferspaziergang einlud, um die Natur- und Lichtschauspiele zu genießen. Bei Welschnofen führte der Weg sodann hinauf nach Maria Weißenstein, dem bedeutendsten Wallfahrtsort in Südtirol. Hier wird ein wundertätiges Marienbild aus dem Jahr 1553 verehrt. Im „Dom der Dolomiten“, der mit dem Kloster Mitte des 18. Jahrhunderts entstand und von Patres des italienischen Servitenordens betreut wird, feierte die Gruppe einen stimmungsvollen Gottesdienst.

 

Das Reiseprogramm setzte sich tags darauf mit einem Abstecher nach Meran fort. Im Mittelalter Hauptstadt der Grafschaft, das namensgebende Dorf Tirol liegt in unmittelbarer Nähe, verfiel Meran zusehends, ehe im 19. Jahrhundert die heilende Wirkung des warmen Klimas entdeckt wurde. Der Kurort erlangte rasch Berühmtheit, halb Europa traf sich in Meran, auch Kaiserin Sisi wohnte zwei Mal den ganzen Winter über hier. Bei einer Stadtführung lernte die Gruppe die Kur- und Parkanlagen kennen und besuchte die eindrucksvolle Pfarrkirche.

 

Am Nachmittag ging es durch das Burggrafenamt auf der Südtiroler Weinstraße nach Eppan. Die Region hat eine 3000-jährige Weinbautradition, bekannt ist vor allem die schon im Mittelalter bezeugte rubinrote LagreinTraube. Im über 700 Jahre alten Weingut Josef Brigl führte Winzer Markus Tetter die Gruppe durch die Keller, eine Verkostung mit drei Weinen durfte nicht fehlen. So gestärkt, besichtigten die Heinrichsblatt-Leserinnen und -Leser anschließend die nahegelegene Kirche St. Pauls, die größte Dorfkirche der Region, und genossen zum Abschluss des Tagesprogramms etwas freie Zeit am Kalterer See, dem größten natürlichen See in der Region.

 

Durch die Salurner Klause, die die deutsch-italienische Sprachgrenze markiert, und damit hinaus aus Südtirol führte die Fahrt am nächsten Tag nach Trient, dem Schauplatz des Trienter Konzils (1545-1563). Bei dem Treffen schaffte die Kirche unter anderem den Ablasshandel ab, erneuerte die Priesterausbildung und leitete die Gegenreformation ein. Der Dom der Stadt lockte mit barocker Pracht in romanischem Gehäuse, während das Castello di Buonconsiglio, Sitz des einstigen Fürstbischofs von Trient, mit Pracht aus der Spätgotik und Renaissance aufwartete.

 

Kirchen übereinander gebaut

 

Durch das Nonstal führte die Fahrt sodann zu einer der eigentümlichsten Kunststätten im Trentino, in einem tiefen Bergkessel gelegen: das Heiligtum San Romedio, in dem sich mehrere kleine Wallfahrtskirchen schwindelerregend ineinander türmen. Der heilige Einsiedler Romedius lebte im 4. Jahrhundert. Die Rückfahrt über den Gampenpass bot erneut fantastische Ausblicke, die den Teilnehmenden der Reise, die tags alle darauf wohlbehalten nach Franken zurückkehrten, sicher unvergesslich bleiben werden.