Bamberg (kem) – Es ist etwas in die Jahre gekommen, hat Risse, leuchtet nicht mehr so bunt wie noch 2014. Doch es hat nichts von seiner symbolischen Strahlkraft verloren. „Das Zelt der Religionen ist ein Zeichen der Interreligiösität in Bamberg und aus Bamberg nicht mehr wegzudenken“, betont der ehemalige evangelische Dekan Bambergs, Hans-Martin Lechner, der aktuell Erster Vorsitzender des Fördervereins ist. „Wir sind hier ökumenisch, interreligiös und einfach näher am Menschen.“
Rückblick: 2012 wurden auch die großen – in Bamberg ansässigen – Religionen gefragt, ob sie bei der Landesgartenschau vertreten sein wollen. „Wir hatten damals die Idee, dieses Zelt gemeinsam zu betreiben und dank toller Ehrenamtlicher auch viele schöne Veranstaltungen“, denkt die Zweite Vorsitzende, Rabbinerin Antje Yael Deusel, zurück an die Anfänge, die eigentlich nur temporär geplant waren. „Doch nach und nach kam uns die Gewissheit, dass es sehr schade wäre, wenn dieses Zelt nur ein halbes Jahr stehen würde.“
Zeichen setzen, mehr nicht
Dank Unterstützung vonseiten der Stadt wurde der neue Standort auf dem Markusplatz gefunden, wo das Zelt nun seit zehn Jahren steht und genutzt wird. „Wir haben viele verschiedene Levels von Veranstaltungen im Zelt, versuchen immer wieder andere Gruppen anzusprechen“, so die Rabbinerin. Das scheint auch im zehnten Jahr gut zu funktionieren. „Ich denke nur an unser Friedensgebet nach dem Anschlag in Frankreich auf Charlie Hebdo, da kamen 800 Menschen aller Religionen und setzten gemeinsam ein Zeichen“, so Hans-Martin Lechner, der auch weiß, dass man mit dem Zelt niemanden belehren kann. „Ein Zeichen setzen, mehr wollen wir gar nicht“, erklärt er. Und Diakonin Andrea Hofmann ergänzt: „Die interreligiöse Arbeit ist nicht immer ein Spaziergang, aber wir begegnen uns mit Respekt und Toleranz.“ Umso wichtiger sei es, diesen gemeinsamen neutralen Ort zu haben, dessen drei – an Blütenblätter erinnernde – Flügel die drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam zeigen.
Auch hier zeigt sich wieder die Toleranz. Denn seit 2018 sind auch die Bamberger Bahá‘í-Gemeinde mit von der Partie. Und obwohl sie sich nicht auf den Flügeln wiederfinden, fühlten sie sich wohl, erklärt Birgit Asbeck. Wir fühlen uns nicht ausgeschlossen durch die Blütenblätter. Das Zelt der Religionen ist inhaltlich gewachsen, aber das Symbol bleibt so bestehen.“ Damit das Symbol auch weiterhin ein Teil Bambergs sein kann, muss der Förderverein aber kräftig investieren. „Unsere Plane ist weit über dem Verfallsdatum, muss ausgetauscht werden“, mahnt der katholische Diakon Ulrich Ortner. Hierfür würden gut 120 000 Euro benötigt, die der Verein nur durch Spenden und Fördermittel aufbringen könne.
Spenden, die man unter anderem beim diesjährigen Zeltfest abgeben kann. Am Mittwoch, 3. Juli, feiert das Zelt der Religionen sein Jubiläum ab 18.30 Uhr neben Lesungen der verschiedenen Religionen wird es auch zu essen und zu trinken geben. Auch für Musik ist gesorgt. So spielt der Imam der Ditib-Moschee Lieder während der Veranstaltung, ehe es noch eine Überraschung gibt: Der aus dem Bayerischen Rundfunk bekannte Musiker David Saam wird ein Tanzprojekt initiieren, um dem Zelt einen würdigen Tag zu bereiten. Denn eines ist klar: Auch nach zehn Jahren strahlt das Zelt der Religionen noch kräftg in Bambergs Mitte.