Würzburg (KNA) – Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl nimmt sich nach eigenen Worten ausreichend Zeit für Entscheidungen. "Zeit, die viele nicht haben, weshalb sie dann oft eine rasche Klärung fordern", sagte Gössl der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" für deren Internetseite. Es sei ihm wichtig, vorab gut zuzuhören, die Argumente abzuwägen und möglichst viele auf dem Weg mitzunehmen. "Einsame Entscheidungen sind nicht mein Ding", so der Erzbischof. Er könne sich deshalb vorstellen, auf diözesaner Ebene noch mehr in der Planung und Koordination von anstehenden Aufgaben miteinander ins Gespräch zu kommen.
Als wichtig erachte er es, so Gössl, die Einheit der Kirche zu wahren. Im Verlauf der Kirchengeschichte habe es immer unterschiedliche Auffassungen davon gegeben, was Kirche sei und wie das Leben in ihr gestaltet werden solle. Dazu gehöre die Suche nach Mindeststandards, die erfüllt sein müssten, damit man als Kirche leben und nach außen erkennbar sein könne. Dafür brauche es viele Gespräche, ein intensives Ringen um die Wahrheit und vor allem den Willen, beieinander zu bleiben oder wieder zueinander zu finden. "Wer sich mit der Spaltung der Kirche abfindet, der befindet sich nicht mehr auf dem Weg Jesu Christi", betonte der Erzbischof.
Geistliches Leben stärken
Gössl zeigte sich überzeugt, dass eine Erneuerung kirchlichen Lebens nur gelingen kann, wenn das geistliche Leben gestärkt wird. Möglichst viele Menschen sollten in der Verbindung mit Gott und in der Gemeinschaft der Glaubenden Halt und Geborgenheit erfahren dürfen. Er wolle darum alles fördern, was dieser geistlichen Erneuerung diene und beim Aufbau von Gemeinschaft nützlich sei: "Daher bin ich Papst Franziskus sehr dankbar für seine Initiative, dieses Jahr der Vorbereitung auf das Heilige Jahr besonders dem Gebet zu widmen."