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Kirche trennt sich von einem Papstleugner

Vatikanstadt (KNA) – Die Ansage aus dem Vatikan war kurz und bündig. Ganze sechs Sätze brauchte das von Kardinal Victor Fernandez geleitete Glaubensdikasterium am Freitagnachmittag vergangener Woche um mitzuteilen, dass einer der schärfsten Kritiker des Papstes aus der katholischen Kirche ausgeschlossen wurde. Die Kernsätze lauten: „Carlo Maria Vigano ist des besonderen Delikts des Schismas für schuldig befunden worden. Das Dikasterium hat die Kommunikation ‚latae sententiae‘ erklärt.“

 

Die Entscheidung kam keineswegs überraschend. Erst am 11. Juni hatte die oberste Glaubensbehörde der katholischen Kirche den früheren Vatikandiplomaten aufgefordert, persönlich zu erscheinen und die gegen ihn vorliegenden Anschuldigungen und Beweise zur Kenntnis zu nehmen. Er leugne öffentlich die Legitimität von Papst Franziskus und habe deshalb die kirchliche Gemeinschaft verlassen, hieß es.

 

In seiner Antwort erklärte er am 21. Juni über Soziale Netzwerke: „Ich habe nicht die Absicht, am 28. Juni zum Heiligen Offizium zu gehen und ich habe dem Dikasterium, dessen Autorität ich nicht anerkenne, keine Erklärung oder ein Dokument zu meiner Verteidigung übergeben, die Autorität seines Präfekten erkenne ich nicht an, und auch nicht die Autorität desjenigen, der ihn ernannt hat. Ich habe nicht die Absicht, mich einem Schauprozess zu unterwerfen (...)“

 

Pflichtverteidiger übernahm für Vigano

 

Zwei Wochen später – Vigano war tatsächlich nicht vor der Behörde in Rom erschienen – trat der sogenannte „Congresso“ des Dikasteriums am 4. Juli zusammen, um anstehende Entscheidungen zu beraten. Anders als bei der „Plenaria“ (Vollversammlung), an der auch mehrere Kardinäle und Bischöfe teilnehmen, sind beim Congresso nur rund ein halbes Dutzend Kleriker versammelt: der Kardinalpräfekt, die Sekretäre und Untersekretäre, und schließlich der Chefankläger für besonders schwerwiegende Verfahren. Dieses Amt übt seit 2014 der US-amerikanische Jesuit Robert J. Geisinger aus.

 

Wichtigster Tagesordnungspunkt war das Verfahren gegen den abwesenden Erzbischof. Da Vigano nicht erschienen war, musste ein von Amts wegen benannter Pflichtverteidiger seine Verteidigung übernehmen. Dessen Namen teilte die Behörde allerdings nicht mit. Weil Vigano in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach und eindeutig in schriftlichen Äußerungen die Legitimität von Papst Franziskus bestritten hatte, war das Verfahren rasch abgeschlossen und das Urteil erwartbar.

 

Selbst die erzkonservative Piusbruderschaft, deren Mitglieder sich am äußersten rechten Rand der katholischen Kirche bewegen, aber nicht formal exkommuniziert sind, hatte sich unlängst von Vigano distanziert. Denn der Geistliche aus dem norditalienischen Varese war spätestens mit seinen jüngsten Äußerungen ins Lager der Papstleugner gewechselt, die im Kirchenjargon „Sedisvakantisten“ heißen. Sie lehnen – mit unterschiedlichen Begründungen – die Legitimität des derzeitigen Papstes ab und halten den Stuhl Petri für unbesetzt (vakant).

 

Ultrakonservative Gruppen zersplittert

 

Welchen Weg Vigano nun einschlagen wird, ist ungewiss. Die ultrakonservativen Gruppen, die den Papst für einen liberalen Häretiker und sich selbst für die Hüter der wahren katholischen Lehre halten, sind zersplittert. Anders als die straff organisierte Piusbruderschaft sind sie bislang weder hierarchisch noch dogmatisch ordentlich aufgestellt.

Möglicherweise wird sich Vigano nun mit dem ebenfalls exkommunizierten Bischof und Ex-Piusbruder Richard Williamson zusammentun, um eine weitere ultra-traditionalistische Priesterbruderschaft aufzubauen. Laut unbestätigten Gerüchten hat er sich bereits 2023 von Williamson erneut zum Bischof weihen lassen – weil seine frühere Bischofsweihe vielleicht ungültig war.

 

Denn nach Ansicht der Sedisvakantisten war auch schon Johannes Paul II., der Vigano 1992 zum Bischof weihte, ein unrechtmäßiger Papst, da er sich zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 - 1965) bekannte. Zentrum einer möglichen neuen Bewegung von Ultra-Traditionalisten könnte das von Vigano unlängst in Viterbo bei Rom gegründete „Collegium Traditionis“ werden.