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Kleeblatt mit katholischer Duftnote

Der Seelsorgebereichsrat, zu dem Vertreterinnen und Vertreter der Pfarreien sowie hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger gehören, hat sich nach den Pfarrgemeinderatswahlen im Frühjahr 2022 neu konstituiert. Foto: privat
Der Seelsorgebereichsrat, zu dem Vertreterinnen und Vertreter der Pfarreien sowie hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger gehören, hat sich nach den Pfarrgemeinderatswahlen im Frühjahr 2022 neu konstituiert. Foto: privat

Fürth (buc) – So übersichtlich wie das Kleeblatt im Stadtwappen präsentiert sich auch die katholische Kirche in Fürth. Der hiesige Seelsorgebereich, einer von 35 im Erzbistum, ist mit den Stadtgrenzen identisch: von Burgfarrnbach im Westen bis Sack im Osten, von Mannhof kurz vor Erlangen bis Weikershof im Süden, an der Stadtgrenze zu Nürnberg. Ein knappes Fünftel der Bewohnerinnen und Bewohner Fürths ist katholisch. Die 25 000 Gläubigen verteilen sich auf sieben Pfarreien mit neun Gotteshäusern.

 

Ein logischer Prozess

 

Sich im Fürther Stadtgebiet zu einem Seelsorgebereich zu finden, sei ein „logischer Prozess“ gewesen, erinnert sich Gemeindereferent Stefan Gardill. Das Dekanat Fürth umfasst Stadt und nördlichen Landkreis, aus beiden Teilen wurde jeweils ein Seelsorgebereich. Überlegungen, einen einzigen Seelsorgebereich zu bilden, erteilte die Bistumsleitung eine Absage, da dieser zu groß wäre. Die Zusammenarbeit auf Dekanatsebene ist jedoch weiterhin eng, so kooperiert man etwa in der Cityseelsorge und hat mit der Gesamtkirchengemeinde (GKG) von Stadt und Land ein Konstrukt, um die zahlreichen katholischen Kindertagesstätten gemeinsam zu verwalten.

 

Fürth war nach der konfessionellen Spaltung des 16. Jahrhunderts eine ganz überwiegend evangelisch geprägte Stadt – und ein Zentrum des deutschen Judentums. 1807 betrug der Anteil der Jüdinnen und Juden knapp ein Fünftel der Einwohner, erheblich mehr als die Zahl der Katholiken. Diese erhöhte sich dann im 19. Jahrhundert durch den Arbeitskräftebedarf im Zuge der Industrialisierung. 1829 wurde die Kirche Unsere Liebe Frau im Stadtzentrum geweiht, die klassizistischen Baupläne stammten von Leo von Klenze. 1910 kam St. Heinrich in der Fürther Südstadt hinzu. Für die Erntehelfer in den Bauerndörfern Vach, Eltersdorf und Großgründlach entstand in den 1930er Jahren das Kirchlein Herz Jesu in Mannhof. Zuvor hatten die Gläubigen die heilige Messe in einem Wirtshaus in Vach feiern müssen.

 

Seinerzeit waren die Katholiken immer noch eine sehr kleine Minderheit in Fürth. Das änderte sich erst mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem Sudetenland, dem Banat oder Siebenbürgen, später mit den „Gastarbeitern“ aus Italien oder Spanien. Nun entstand eine ganze Reihe von neuen Gotteshäusern, etwa St. Christophorus im Ronhof, wo zuvor eine Kapellenwagen-Mission für ein nahegelegenes Flüchtlingslager im Einsatz war, die Kirche Heiligste Dreifaltigkeit in Stadeln, geweiht 1974, oder St. Nikolaus, wo das Ensemble aus Kirche und Gemeindezentrum im Jahr 1991 fertiggestellt werden konnte.

 

Die Zeiten des Wachstums sind vorbei, heute lastet auf den Seelsorgerinnen und Seelsorgern vor Ort eine große Verantwortung, ihre Aufgaben mit knapper werdenden Mitteln und Ressourchen zu bewältigen. „Wir haben noch Gesichter vor Ort“, sagt Stefan Gardill, der in Stadeln arbeitet und im Seelsorgebereich auch Stellvertreter des Leitenden Pfarrers Matthias Bambynek ist. Zwar kommen weniger Menschen in die Messe als früher, allerdings: „Die, die kommen, wollen trotzdem einen schönen Gottesdienst“, unterstreicht der Gemeindereferent.

 

Die Gestaltung von Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen wird, so weit das möglich ist, an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Man kennt sich, man ist im „Nahbereich“, wie Gardill sagt. Die Firmvorbereitung findet mit wenigen Ausnahmen gemeinsam im Seelsorgebereich statt. Wo es in den Pfarreien engagierte Teams von Ehrenamtlichen gibt, macht man es noch vor Ort. Ehrenamtliche, so der Gemeindereferent mit einem Lächeln im Gesicht, „sind heiß begehrt und immer Mangelware“.

 

Denn die Hauptamtlichen werden immer weniger. Geht eine Kollegin, ein Kollege in den Ruhestand, wird die Stelle nicht nachbesetzt. Pastoralreferentin Regine Schramm, die auch Sehbehindertenseelsorgerin im Erzbistum ist, scheidet in diesen Tagen aus, Pastoralreferent Robert Grätz folgt ihr bald. Perspektivisch bleiben dem Seelsorgebereich drei Priester und zwei weitere Hauptamtliche. Zum Glück gibt es noch eine Reihe emeritierter Geistlicher, die Dienste gerne übernehmen. Doch es sei absehbar, „dass wir manche Dinge nicht mehr aufrechterhalten werden können“, sagt Gardill.

 

Das könnte schon der Fall sein, wenn das neue Gebäudekonzept des Erzbistums kommt. Die Kirche Heilige Familie in Fürth-Sack etwa steht schon seit längerem zur Disposition, sie wird womöglich profaniert und das Gebäude anderweitig genutzt. „Wir werden in größeren Dimensionen zumachen müssen“, so der Gemeindereferent. Am Ende wird man vielleicht bei drei oder vier Standorten landen, aus den sieben Fürther Gemeinden könnte eine einzige Großpfarrei werden. Das war bereits Thema im Seelsorgebereichsrat.

 

Nahe an den Menschen

 

Wichtig ist den Seelsorgerinnen und Seelsorgern vor Ort, dass der Kontakt zu den Menschen nicht abreißt. „Das persönliche Gespräch ist sehr wichtig“, beobachtet Stefan Gardill. Aus den Trauergesprächen würden oft „Lebensbeichten“, in denen sich die Menschen mitteilten. Und den Eltern der Kinder, die zur Erstkommunion gehen, sei es sehr wichtig, dass die Vorbereitung gut läuft und die Feier schön wird. Es gibt auch viele ehrenamtliche Leiter von Wortgottesdiensten: „Da haben wir keine Not, das läuft gut“, so Gardill.

 

Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat die Fürther Katholiken, Seelsorger wie einfache Gläubige, auch Krisen wie die Corona-Pandemie überstehen lassen. „Das hat uns sehr zusammengeschweißt“, sagt Stefan Gardill und meint damit vor allem den überraschenden Tod des damaligen Leitenden Pfarrers Markus Goller am ersten Lockdown-Sonntag im März 2020. Das traf alle wie ein Schock. 

 

Nach dem Ende der Pandemie ist die Zahl der Gottesdienstbesucher wieder deutlich gestiegen. Hoffnung ist da, und sie erwächst auch aus dem ökumenischen Miteinander. Der Austausch mit der evangelischen Seite ist eng und vertrauensvoll, etwa bei den Beerdigungsdiensten, den Sternsingern oder bei Kirchweihen und Jubiläen: „Da wird es ausdrücklich gewünscht, dass beide Kirchen vertreten sind“, sagt Stefan Gardill. Viele Gottesdienste feiert man gemeinsam. In der Kalbsiedlung im Fürther Süden, früher US-Militärgelände, ist ein Ökumenisches Zentrum mit Kindergärten und Räumlichkeiten entstanden, die auch für andere Gruppen zur Verfügung stehen.