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Mehr als nur das Sams

Gemeinsam hatten sie die Idee eines Paul-Maar-Museums in Hallstadt: Melanie Dirauf (von links), Dagmar Stonus, Dr. ­Claudia Maria Pecher, Paul Maar und Thomas Söder. Foto: Benjamin Kemmer
Gemeinsam hatten sie die Idee eines Paul-Maar-Museums in Hallstadt: Melanie Dirauf (von links), Dagmar Stonus, Dr. ­Claudia Maria Pecher, Paul Maar und Thomas Söder. Foto: Benjamin Kemmer

Hallstadt (kem) – Hört man den Namen Paul Maar, denkt man natürlich zuallererst an das Sams. Dass einer der bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautoren der Gegenwart in Deutschland jedoch weit mehr ist als die kleine rothaarige Sagengestalt mit Schweinsnase und Wunschpunkten, soll bald an einem ganz besonderen Ort gezeigt werden. In Hallstadt entsteht in den kommenden Jahren ein Paul-Maar-Museum. 

 

Doch warum wurde gerade Hallstadt zum auserwählten Ort für den Autor, Illustrator und Schaffer von Theaterstücken? „Was viele nicht wissen, ist, dass meine leibliche Mutter, Barbara Benker, und meine Großeltern aus Hallstadt stammen“, erklärt der 86-jährige, gebürtige Schweinfurter. Und so passte es geradezu perfekt, dass die Stadt mit den Anwesen Fischergasse 4 und 6 eine Immobilie für diesen Zweck zur Verfügung stellen konnte.

 

Viele der Exponate, die künftig in Hallstadt zu sehen sein sollen, stehen derzeit noch im Buchheim-Museum am Starnberger See. „Ich überlasse dem Museum dann Exponate im Versicherungswert von über 350 000 Euro“, erklärt Maar, der es sich selbst nicht habe träumen lassen, noch zu Lebzeiten ein eigenes Museum zu bekommen.

 

Um die Werke auch ins richtige Licht zu rücken, wurde das erfahrene Kulturbüro frankonzept aus Würzburg von der Stadt Hallstadt beauftragt. Mitgründerin Dagmar Stonus präsentierte dem Hallstadter Stadtrat ihr Konzept für ein Museum, in dem es auch, aber nicht nur um das Sams gehen soll. „Paul Maar ist mehr als das Sams und so muss ein Paul Maar Museum mehr als nur ein Museum sein. Es soll Erlebnisse bieten und begeistern.“ So legt das Museumskonzept neben der musealen Präsentation der umfangreichen Sammlung an Illustrationen und Werken von Paul Maar einen klaren Schwerpunkt auf die Vermittlungsziele und interaktiven, spielerischen und zielgruppenorientierten Angebote. 

 

Tolle Zusammenarbeit

 

Stonus zeigte sich begeistert von der Mutigkeit der Stadtoberen, die zuvor noch kein Museum geplant hatten, sowie von der Zusammenarbeit mit Paul Maar. „Museen beschäftigen sich oft mit der Vergangenheit. Hier haben wir das Glück, mit der Gegenwart zu arbeiten, denn Paul Maar wirkt selbst an seinem Museum mit.“ 

 

„Ich freue mich, dass meine Sammlung und Werke nun in Hallstadt ein Zuhause finden und meine Bücher und Geschichten für viele Generationen erlebbar sein werden“, sagt Paul Maar. Enge Verbindungen zwischen dem Autor und der Stadt seien in den letzten Jahren durch viele Lesungen, Ausstellungen und Begegnungen gewachsen.„Durch den großen Zuspruch bei den Veranstaltungen mit Paul Maar in Hallstadt keimte die Projektidee auf, ein Paul-Maar-Museum in Hallstadt zu schaffen“, berichtet 1. Bürgermeister Thomas Söder. Allein bei einer kleinen Ausstellung in der Bücherei gleich neben der Hallstadter Pfarrkirche kamen über 1000 Besucher. „Dieser Zuspruch hat uns sehr überrascht“, gesteht Diözesanbibliothekarin Melanie Dirauf, die mit dem Team der Hallstadter Bücherei auch das Museum unterstützen wird. 

 

„Von einer Fügung“ spricht Dr. Claudia Maria Pecher, Präsidentin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und Leiterin der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung im Sankt Michaelsbund, dass mit dem Anwesen ein Museumsort gefunden worden ist, der der fränkischen Prägung von Paul Maar in Form heimischer Architektonik Ausdruck verleiht.“ „Hier besteht die Chance“, so Pecher, „dass Franken, Bayern und die Welt eine einzigartige Begegnungsstätte für die Vermittlung der herausragenden Kinder- und Jugendliteratur von Paul Maar bekommt. Denn mit Büchern, Filmen, Bühnenstücken für Kinder und Familien erreicht man die Herzen der Menschen“.

 

Doch ein Museum lebt auch davon, dass es sich immer wieder wandelt. So soll es nicht starr bei den Ausstellungsstücken bleiben. „Es wird Veränderungen geben, manche Räume sind für Erwachsene gestaltet, in anderen werden sich Kinder wohlfühlen“, erklärt Dagmar Stonus. Und Paul Maar ergänzt: „Ich kann mir auch ein Quiz vorstellen, bei dem die Kinder Schriftzeichen den verschiedenen Samsausgaben zuordnen müssen.“ Immerhin wurden die Bände in mehr als 30 Sprachen übersetzt und bislang über sechs Millionen Mal verkauft. 

 

Nachdem die Idee des Museums nun Form angenommen und erste bürokratische Hürden genommen hat, geht es an die Umsetzung. Mit entsprechenden Förderungen von Bund und Land soll dann pünktlich zum 90. Geburtstag von Paul Maar im Dezember 2027 das Museum seine Pforten öffnen.