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Militärbischof: Soldaten auch seelisch für den Ernstfall wappnen

Berlin (KNA) – Nach der Einschätzung von Militärbischof Bernhard Felmberg ist die seelsorgerliche Betreuung von Bundeswehrsoldaten seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wichtiger als je zuvor. Die beiden christlichen Kirchen entwickelten deshalb "eine Art geistlichen Operationsplan", sagte der evangelische Militärbischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einem am Freitag veröffentlichten Gespräch.

 

"Wir müssen auf den Ernstfall, den Angriff auf einen Nato-Mitgliedstaat, vorbereitet sein, auch wenn er hoffentlich nie eintrifft." Eingebunden sei neben dem Bundesverteidigungsministerium auch die Katastrophenhilfe mit ihren Notfallseelsorgern sowie die Gemeinden vor Ort, ebenso auch das Militärrabbinat.

 

Hilfe für konkrete Szenarien überlegen

 

Dabei gehe es darum zu überlegen, wie Seelsorge in so einem "extremen Krisenfall" konkret aussehen könne, so Felmberg weiter. "Wo werden die Militärgeistlichen benötigt, wo sind sie im Weg? Was ist zu tun, wenn es zu einer großen Zahl von Verletzten und Toten kommt? Wie kann man eine Todesnachricht überbringen?"

 

Die Militärgeistlichen selbst nähmen zur Zeit verstärkt an Übungen teil, um herauszufinden, wo sie im Fall des Falles gebraucht würden. "Ich erlebe die Bundeswehrsoldaten seit der Zeitenwende deutlich angespannter, weil sie intensiver üben müssen", so Felmberg. Dies liege daran, dass die Übungen "realitätsbezogener" seien. "Die Soldaten spüren jetzt stärker, dass ihr Beruf ein scharfes Ende hat."

 

Offen für alle Soldaten

 

In der Seelsorge gehe es grundsätzlich darum, ein offenes Ohr zu haben und den Soldaten Verschwiegenheit zu garantieren, bei dem, was sie auf dem Herzen haben. Themen seien etwa der grundsätzliche Umgang "mit der Situation Krieg" aber auch familiäre Belastungen. Dabei sei die Seelsorge offen für alle Soldaten, gleich ob sie religiös oder konfessionell gebunden seien oder nicht.

 

Grundsätzlich wünsche er sich mehr Militärseelsorger für die Bundeswehr, sagte Felmberg weiter. Bisher sei das Angebot "recht übersichtlich". Demnach gibt es zur Zeit 104 evangelische Militärseelsorger, etwa 80 katholische sowie zehn Rabbiner. Über einen "weiteren Aufwuchs" sei er mit dem Bundesverteidigungsministerium im Gespräch.

 

Viele der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer seien zur Zeit daran interessiert, Militärseelsorger zu werden. "Sie sagen mir, dass sie den Soldaten zur Seite stehen wollen", sagte Felmberg. "Der christliche Glaube ist etwas, was der Seele Ruhe geben kann."