Bamberg / Thiès (mkl) – Die Erzdiözese Bamberg und die Joseph-Stiftung sind Geburtshelfer einer Sozialstiftung in der senegalesischen Partnerdiözese Thiès. Mit der Gründungversammlung startete eine Investition in die Zukunft der Kirche im Senegal.
Über 50 katholische Kindergärten und Schulen, zahlreiche Sozialstationen sowie je eine Universität und ein Krankenhaus. Das Bistum Thiès tut viel für Soziales und Bildung im Senegal. In einem Land, in dem rund 40 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben. Damit verbunden ist eine große Sorge: Wie gelingt es, all das langfristig abzusichern?
Die Kirche im Senegal ist zwar jung und lebendig, aber materiell arm. Im Senegal gibt es keine Kirchensteuer und bei Investitionen und Unterhalt ist man stark von ausländischer Hilfe abhängig. Und diese droht zurückzugehen. Weniger Kirchensteuer in Deutschland bedeutet weniger Unterstützung für die Kirchen in Asien, Lateinamerika und Afrika. Das betrifft auch Bambergs Partnerdiözese Thiès.
Eine Antwort auf diese Probleme könnten „Income generating projects“ sein. Maßnahmen, die helfen, mehr Einnahmen selbst zu erwirtschaften. Etwa durch Landwirtschaft, Betriebe oder eben Stiftungen. Deren Vorteil: die Einlage ist (bei seriöser Anlage) krisensicher und in Ländern wie dem Senegal sind die Zinsen sehr hoch.
„Treue und Arbeit“
Die Idee einer Stiftung für das Bistum Thiès reifte unter tatkräftiger Mitwirkung der Joseph-Stiftung. Seit 2018 ist das kirchliche Wohnungsunternehmen im Erzbistum Bamberg im Senegal engagiert und half unter anderem, ein Studentinnenwohnheim zu errichten. Zunächst wurden rechtlichen Voraussetzungen überprüft und ein Statut geschaffen. Im März 2024 holte sich Bischof André Guèye anlässlich der Amtseinführung von Erzbischof Herwig Gössl dessen Einverständnis. Dann musste die Erzdiözese Bamberg für eine Einlage sorgen. Dies war möglich, da es zweckgebundene Rücklagen für weltkirchliche Aufgaben gab. So konnten 700 000 Euro als Grundstock für das Stiftungsvermögen überwiesen werden.
Josef Weber, Vorstandsmitglied der Joseph-Stiftung und Weltkirchenreferent Michael Kleiner reisten jetzt zur ersten Stiftungsratssitzung und gewissermaßen Gründungsversammlung der neuen Stiftung „Fides et Labor“ in den Senegal.
„Treue und Arbeit“, das sind große Worte für eine (noch) überschaubare Stiftung. Aber groß sind auch die damit verbundenen Aufgaben und Hoffnungen. Die Stiftung soll sich in den Bereichen Schule, Ausbildung, Gesundheit und sozialer Wohnungsbau engagieren. Ziel ist es nach den Worten von Bischof André Guèye „langfristig auf eine schrittweise Autonomie des Bistums Thiès hinzuarbeiten“.
Der große Vorteil der Partner im Senegal: sie besitzen gute Grundstücke in guter Lage. Ideal zum Wohnungsbau und um mit Mieteinnahmen oder Verkäufen die Selbstfinanzierung zu stärken.
Große Hoffnung
Der Stiftungsrat, in dem auch die deutschen Partner jeweils einen Sitz haben, soll helfen, Prioritäten festzulegen und erste (Bau)projekte zu bestimmen. Bei der konstituierenden Sitzung wurde festgelegt, dass auch der Bauunterhalt zum Aufgabenfeld der neuen Stiftung gehört. Denn viele Gebäude im Besitz der Partnerdiözese, wie Schulen oder Wohnhäuser, sind renovierungsbedürftig. Vor allem Wasserschäden – entstanden durch die heftigen Niederfälle während der Regenzeit – sind ein großes Problem. Abhilfe schaffen sollen ein junger Priester mit Architekturstudium und ein guter Handwerker. Sie sollen dem Vorstand der Stiftung mit Generalvikar Albert Sené und Finanzdirektor Theodor Seck zur Seite gestellt werden, eine Bestandsaufnahme der Schäden erstellen und entsprechende Sanierungen selbst machen oder in Auftrag geben. Bezahlt werden soll das Ganze mit einem Teil der jährlich rund 40 000 Euro, die die Joseph-Stiftung aus ihren Erlösen in die Partnerstiftung einbringt.
Zugegeben: Noch ist die Stiftung klein und das Ziel in weiter Ferne. Aber auch die Joseph-Stiftung hat ähnlich angefangen und steht jetzt bei einer Bilanzsumme von 500 Millionen Euro und über 4000 eigenen Wohnungen. Daran erinnerte Vorstandsmitglied Josef Weber bei der Stiftungsratssitzung. Und er gab einen guten Rat: Anfangen mit kleinen Projekten, „die gut funktionieren.“ So könne die Stiftung nach und nach Vertrauen bei Banken und anderen Partnern gewinnen.
Weber sicherte zu, den Partnern auch das Know-how der Joseph-Stiftung zur Verfügung zu stellen und lud den neuen Vorstand zum Besuch Joseph-Stiftung nach Deutschland ein. „Es ist eine große Hoffnung, die mit der Stiftung beginnt“, meinte Bischof André Guèye in seinem Schlusswort, „die, da bin ich mir sicher, in der Zukunft viele Früchte tragen wird.“