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DGB und Kirche: Sozialstaat wichtige Grundlage für Demokratie

München (KNA) – Spitzen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Bayern und der katholischen Kirche im Freistaat haben sich zu einem Austausch getroffen. Angesichts wachsender sozialer Spannungen hätten im Mittelpunkt der Gespräche Überlegungen gestanden, mit welchen Schritten der Sozialstaat gestärkt werden könne, teilten Freisinger Bischofskonferenz und DGB am Donnerstag in München mit.

 

Mit Blick auf eine gerechte Gestaltung des Gemeinwesens sowie den Zusammenhalt der Gesellschaft sei ein funktionierender Sozialstaat unabdingbare Voraussetzung, erklärte der Münchner Kardinal Reinhard Marx in seiner Funktion als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. "Die Kirche in Bayern und die Caritas engagieren sich für eine gerechte Gesellschaft, in der alle Menschen ihren Platz haben. Voraussetzung dafür ist ein funktionierender Sozialstaat."

 

Notwendiger Zusammenhalt

 

Dieser sei nicht nur ein Anhängsel innerhalb der Sozialen Marktwirtschaft, betonte Marx. Er stelle vielmehr einen notwendigen Ausgleich dar, der den Menschen Freiheit und Sicherheit biete. Deshalb brauche es den Sozialstaat vor allem im Hinblick auf den notwendigen Zusammenhalt in der Gesellschaft, der immer mehr zu erodieren scheine.

 

Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl verwies darauf, dass immer mehr Menschen Existenzängste hätten und das Vertrauen in den Staat und die Demokratie verlören. Besonders jene, die in Armut oder prekären Verhältnissen lebten, fühlten sich vom politischen System abgehängt und ohne wirkliche Stimme. "Diese Menschen erleben Demokratie nicht als Chance, sondern als leeres Versprechen", gab Stiedl zu bedenken. Hier sei der Staat gefordert. Notwendig sei eine soziale Absicherung, die nicht nur auf dem Papier stehe, sondern wirklich schütze und Perspektiven biete.

 

Grundpfeiler müssen stehen

 

Stiedl forderte zudem, dass das Versprechen sozialer Teilhabe, das die Grundlage der demokratischen, sozialen Marktwirtschaft bilde, erneuert werde. "Es reicht nicht, nur über soziale Gerechtigkeit zu sprechen. Wir brauchen konkrete Maßnahmen: stabile Tarifverträge, eine verlässliche gesetzliche Rente und eine starke öffentliche Infrastruktur – von modernen Verkehrswegen und Energienetzen bis zu gut funktionierenden Bildungs- und Gesundheitssystemen. Nur wenn diese Grundpfeiler stehen, können wir das Vertrauen der Menschen in die Demokratie festigen."

 

An dem Gespräch im Dienstsitz des Erzbischofs von München und Freising nahmen neben Stiedl und Marx auch der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken, Joachim Unterländer, der Leiter des Katholischen Büros Bayern, Matthias Belafi, sowie DGB-Bezirksgeschäftsführer Lukas Graf teil.