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Das Geläut von St. Michael wird komplettiert

Bamberg (cga) – Wie glühende Lava ergießt sich der Strom. Erst als kleines Rinnsal, dann wird es immer mehr, ehe sich die heiße Flüssigkeit in die Tiefe stürzt. Es ist aber kein großer Höhenunterschied, den die „Lava“ überwinden muss, schließlich findet das ganze Schauspiel vor rund 60 Zuschauern in einem geschlossenen Gebäude und eben nicht nach einem Vulkanausbruch auf Island oder Indonesien statt. An diesem Tag werden im mittelhessischen Sinn bei der Firma Rincker sieben neue Glocken gegossen. Sechs für die ehemalige Klosterkirche St. Michael in Bamberg und eine für ein Gotteshaus im Rheingau.

 

Voraussichtlich im Frühjahr 2025 finden die neuen Glocken dann ihren Weg in die Stadt der drei Diözesanheiligen Heinrich, Kunigunde und Otto. Oberhalb des Ottograbes werden dann St. Gabriel, St. Raphael, St. Maria, St. Elisabeth, St. Katharina sowie eine Silberglocke ihren Dienst tun. In den Türmen von St. Michael hängen dann insgesamt elf Glocken, davon drei Glocken (St. Michael, St. Benedikt und St. Otto) aus den Jahren 1613/14 sowie St. Kunigunde (1789) und St. Heinrich (1794).

 

Der eigentliche Glockenguss ist in zehn Minuten vorbei. Jeder Glockenguss ist auch für die Firma Rincker ein ganz besonderes Ereignis. Einmal, manchmal auch nur alle zwei Monate findet ein Glockenguss statt. Jeder Guss beginnt mit der Anrufung Gottes: „Im Namen Gottes, wir gießen.“ Jeder Mitarbeiter, so erklärt Geschäftsführer Fritz Georg Rincker, wisse, was er in diesem Moment zu tun habe. Jeder Handgriff sitzt. Dennoch ist damit immer ein Risiko verbunden, beispielsweise, dass sich eine Luftblase bildet. Und so ist der Glockenguss in gewisser Weise auch ein religiöser Akt. Diakon Josef Geißinger bittet um den Segen Gottes für die neuen Glocken.

 

Diesem „Event“ des Glockengusses  gehen aber wochenlange Vorbereitungen voraus, erläutert Karin Hamper vom Immobilienmanagement der Stadt Bamberg. Schließlich müsse für jede der sechs Glocken ein Modell geschaffen werden, das dann unter der Erde vergraben wird. Die größte der sechs neuen Glocken für St. Michael hat etwa einen Durchmesser von einem Meter und wiegt etwa eine Tonne.

 

Außer, dass das flüssige Metall auf über 1100 Grad Celsius erhitzt wird und die Flüssigkeit dann aus dem Kessel fließt, ist der eigentliche Glockenguss unspektakulär. Der Ofen wurde bereits acht Stunden vor dem Guss angeschürt. Fast wie auf einem Wasserspielplatz ergießt sich das flüssige Metall nach unten. Erst wenn genügend Flüssigkeit für die eine Glocke vorhanden ist, werden die Kanäle für die nächste Glocke geöffnet. Das geht natürlich nur mit Eisenzangen und Schutzkleidung, die diese Hitze auch aushält. Und es sei natürlich notwendig, dass der Hang von der ersten bis zur letzten Glocke leicht abschüssig sei, erläutert Geschäftsführer Fritz Georg Rincker. Der eigentliche Glockenguss sei nach wie vor echtes „Handwerk“, erzählt Rincker. Und wenn heute sein Vorfahre aus dem Jahre 1590 auferstehen würde – so lange besteht bereits die Firma – er könnte morgen problemlos wieder mitarbeiten.

 

Die rund 60 Besucher aus Bamberg – meist in diesem Fall Mitarbeiter der Stadtverwaltung – sowie aus dem Rheingau können das Ergebnis erst einmal nicht betrachten. Denn erst einmal muss das Metall abkühlen, bevor dann die Glocke freigelegt wird. Nachdem zwei Glockensachverständige die Glocke dann abgenommen haben, machen sich Gabriel, Raphael, Maria, Elisabeth, Katharina und das Silberglöckchen auf den Weg nach Oberfranken. Allerdings zunächst nach Eckersdorf. Dort werden die Glocken dann für ihren Einsatz in St. Michael vorbereitet, erklärt Thomas Hollering von den Bayreuther Turmuhren. Allerdings gilt es noch eine Herausforderung zu meistern. Das sei der Transport durch die enge Zufahrt zur ehemaligen Klosteranlage St. Michael und dann eben die Montage im Nordturm. Das wird nämlich künftig das „Zuhause“ der sechs neuen Glocken sein. Geht alles glatt, dann sind die neuen Glocken ab Frühjahr 2025 einsatzbereit. Bis zur Eröffnung der Kirche wird es aber vermutlich noch ein Jahr länger dauern.