Nürnberg (buc) – Beim Jahresempfang des Nürnberger Caritasverbands ist Günter Gloser (SPD) mit der Medaille „Pro meritis caritas norimbergae“ ausgezeichnet worden. Der frühere Staatsminister im Auswärtigen Amt sei ein „Menschenfreund“, der sich um viele Menschen in Nürnberg und weit darüber hinaus verdient gemacht habe – nicht nur im direkten Kontakt, sondern auch mit seinem politischen Wirken, sagte Caritasdirektor Michael Schwarz im Rahmen einer Feierstunde im Caritas-Pirckheimer-Haus. Gloser sei stets präsent, „wenn es überparteiliches christliches Engagement braucht“.
Der gebürtige Nürnberger Gloser war viele Jahre Bundestagsabgeordneter und 2005 bis 2009 Europa-Staatsminister im Außenministerium. Er engagiert sich für die Arbeiterwohlfahrt, gehört dem Kirchenvorstand der evangelischen Kirche St. Sebald an und ist einer der Initiatoren von „Zammrüggn“, einer Nürnberger Initiative zur Stärkung der Demokratie. Im Januar wird Gloser 75 Jahre alt. In seiner Dankesrede warb der Jurist und Sozialdemokrat angesichts der gegenwärtigen politischen Situation für mehr Optimismus: „Es ist nicht alles schlecht.“ Er sprach sich zugleich für Nachbesserungen beim Bürgergeld und bei der Migrationspolitik aus.
Europa als „Weltmacht“
Die Festrede hielt ein weiterer verdienter Europapolitiker: Ingo Friedrich (CSU), langjähriger Vizepräsident des EU-Parlaments. Mit Blick auf die jüngste Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten verlangte Friedrich, Europa müsse zur „Weltmacht“ werden, „um nicht Spielball anderer Mächte zu werden“. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine neue globale Rolle Europas seien durchaus vorhanden, betonte der 82-Jährige. Die EU sei zwar kein Bundesstaat, könne aber „staatsähnlicher“ auftreten. „Europa wird auch diese stürmische Zeit überleben“, fügte Friedrich hinzu. Er habe viel Hoffnung in die junge Generation: „Sie tickt zwar anders, aber sie wird ihre Pflicht erfüllen.“
In seiner Begrüßung hatte der Vorsitzende der Nürnberger Caritas, Bernhard Wacker, mit Blick auf die derzeitige Weltklimakonferenz in Aserbaidschan auf das „Megathema überhaupt“ aufmerksam gemacht, Umwelt und Klima. „Es geht um unsere Welt“, so Wacker. „Lassen Sie uns unseren Teil beitragen, Schlimmeres zu verhindern.“ Schwarz verwies in seinen Ausführungen auf das Wirken der Caritas als „Dienst an den Armen, Schwachen, Hilfsbedürftigen und jenen, die ihr Leben unter schwierigen Bedingungen führen müssen“. Die soziale Frage bleibe auch angesichts internationaler Krisen wichtig. „Mit Menschlichkeit und Güte machen wir nichts falsch“, so der Caritasdirektor. Beim Nürnberger Verband sind rund 1250 Beschäftigte in mehr als 30 Einrichtungen und Beratungsstellen tätig, unzählige weitere engagieren sich ehrenamtlich in der sozialen Arbeit.
Der Feierstunde war ein ökumenischer Gottesdienst in der Citykirche St. Klara vorausgegangen. Dabei wies Stadtdekan Andreas Lurz darauf hin, dass die Caritas „Kraft und Segen“ für ihre Aufgaben brauche, sowie die „Gnade des Herrn, ohne die nichts geht“. Auch der frühere Oberkirchenrat und Regionalbischof Christian Schmidt würdigte die soziale und diakonische Arbeit der Kirchen in ökumenischer Verbundenheit. Er berichtete, im evangelischen Brigittenheim in Pegnitz seien inzwischen drei katholische Schwestern aus Indien tätig. Vor 30 Jahren waren entsprechende Pläne noch am Einspruch indischer Behörden gescheitert.