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Bayern Schlusslicht bei Kita-Fachkraftquote - Kritik und Abwehr

München (KNA) - Eine neue Studie bescheinigt Bayern im bundesweiten Vergleich den niedrigsten Anteil von Fachkräften in Kitas. Nur drei Prozent der Einrichtungen im Freistaat haben eine Fachkraftquote von über 80 Prozent, wie aus dem am Mittwoch vorgestellten "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Eine Fachkraftquote von über 80 Prozent bedeutet, dass mehr als acht von zehn Mitarbeitenden mindestens einen Fachschulabschluss haben.

 

Die Bertelsmann-Stiftung erklärte, sie unterstütze die Empfehlungen der vom Bundesfamilienministerium eingesetzten Arbeitsgruppe Frühe Bildung. Diese spreche sich für ein Anheben oder Halten der Fachkraftquote auf zunächst 72,5 Prozent und längerfristig 85 Prozent in jedem Kita-Team aus.

 

Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) nannte den von der Bertelsmann-Stiftung angeführten Wert von drei Prozent irreführend. Zu den Fachkräften zählten in Bayern schon immer Mitarbeitende, die mindestens eine Qualifikation auf Fachakademieniveau nachweisen könnten. Nicht einberechnet würden in die Quote des Ländermonitorings die bayerischen Ergänzungskräfte, also etwa Kinderpflegerinnen. Im Freistaat müssten mindestens 50 Prozent der erforderlichen Arbeitszeit von Fachkräften geleistet werden.

 

200 neue Studienplätze

 

Scharf ergänzte: "Mit unserem Gesamtkonzept zur beruflichen Weiterbildung in der Kindertagesbetreuung konnten wir seit Dezember 2022 schon 10.300 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für die Arbeit in einer Kita begeistern. Wir stärken die Weiterbildung der Ergänzungskräfte zu Fachkräften, verdoppeln die Teamkräfte zur Entlastung des pädagogischen Personals in den Kitas und schaffen mehr Fachakademien." Bis 2028 entstünden weitere 200 Studienplätze für Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik.

 

Die Katholische Erziehergemeinschaft in Bayern hatte zuvor mit Regierungskritik auf die Studie der Bertelsmann-Stiftung reagiert. Man beobachte politische Schnellschüsse, die das Arbeitsfeld Kita nicht attraktiver machten, sondern die wenigen Fachkräfte auch noch aus dem Berufsfeld flüchten ließen, hieß es.

 

Eltern im Gruppendienst verpflichten?

 

Es sei unfassbar, dass die Belastung der Fachkräfte in den Kitas immer weiter steige, gleichzeitig aber die Qualität der Ausbildung sinke, um des Personalmangels Herr zu werden, so die Erziehergemeinschaft weiter. "Uns erreichen verzweifelte Mitgliederanfragen, ob Eltern von den Kita-Trägern verpflichtet werden dürfen, im Gruppendienst einzuspringen, wenn das Fachpersonal krank ist", erklärte die Erziehergemeinschaft.

 

Laut Bertelsmann-Stiftung leiden Kitas deutschlandweit verstärkt unter Fachkräftemangel. Nur jedes dritte Kita-Team verfügt bundesweit gesehen demnach über eine Fachkraftquote von über 80 Prozent. 2017 seien noch vier von zehn Einrichtungen personell so gut ausgestattet gewesen. Die höchste Fachkraftquote gebe es in Thüringen (89 Prozent).