Bamberg (kem) – Erst war es ein VW-Händler, danach eine Autowelt für italienische Fahrzeugmarken. Seit 2020 ist in dem ehemaligen Autohaus im Schatten der Bamberger Ottokirche die Kolping-Dienstleistungs GmbH eingezogen. Hier gibt es gebrauchte Möbel sowie Second-Hand-Mode für den kleinen Geldbeutel. „Wir sind kein Sozialkaufhaus. Bei uns darf jeder und jede einkaufen“, erläutert Sarka Wagner. Die Verkaufsleiterin des Kolping-Centers ist mit fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür verantwortlich, dass in dem Laden stets alles präsentiert wird, was Kolping angeliefert bekommt.
Neben Kleider- und Möbelspenden sind dies vor allem Dinge, die aus Haushaltsauflösungen stammen. „Wir schaffen mit vier bis fünf Mitarbeitern und drei Autos zwei bis drei Haushaltsauflösungen pro Woche“, erklärt der Leiter Kolping-Services, Dirk Liebherr. Er freut sich sehr darüber, dass es mit dem Center an der Ottokirche ein zweites Kolping-Standbein in Bamberg gibt. „Während wir am Laubanger vor allem Haushaltswaren und Spielzeug verkaufen, haben wir hier aufgrund der Fläche die Möglichkeit, auch Großmöbel anzubieten.“
Hilfe in schweren Situationen
Diese Möglichkeit schaffte vor vier Jahren Michael Eidenmüller. Der Geschäftsführer von Auto Scholz in Bamberg ist gleichzeitig Eigentümer der Immobilie in der Siechenstraße. „Nachdem wir unsere Standorte an die Kronacher Straße verlegt und dort gebündelt hatten, war die Frage, was wir mit dem Gebäude an der Ottokirche machen. Mit dem Kolpingcenter bekamen wir hier einen Mieter, der Menschen in schwierigen Situationen hilft“, so Eidenmüller, der vor der Umnutzung noch einige bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen hatte. „Die Nutzungsgenehmigung für die Immobilie war auf ein Autohaus beschränkt. Erst nach Entgegenkommen der Stadt Bamberg konnte für fünf Jahre eine Änderung vorgenommen werden.“ Diese fünf Jahre würden 2025 auslaufen. Und so war man froh, dass schon sehr zeitig die Weichen dafür gestellt wurden, dass das Gebrauchtwaren-Kaufhaus bis 2030 neben der Ottokirche bestehen bleiben kann. „Der Dank gilt hier der Stadt und Michael Eidenmüller, für ihre Bereitschaft und das Engagement, an diesem Standort den Menschen etwas Gutes tun zu können“, sagt Wolfram Kohler, der Geschäftsführer der Kolping-Dienstleistungs-GmbH. „Gerade in der Anfangszeit, als dann auch noch Corona kam, hatten wir immer sehr gute Gespräche und ein großes Entgegenkommen unseres Vermieters.“
Inzwischen läuft das Kolping-Center sehr gut. „Wir bekommen viele Spenden und lehnen auch nichts ab“, verspricht Sarka Wagner, die manchmal aufgrund der Vielzahl neuer Kleider kaum mit dem Sortieren und Aufhängen hinterherkommt. Aber davon lebt das Kaufhaus auch. „Es ist ein schnelllebiges Geschäft. Was heute reinkommt, ist vielleicht morgen schon verkauft. Und wir haben inzwischen auch Stammkunden, die gezielt nach neuer Ware suchen.“
Hilfe für Arbeitslose
„Unser Angebot richtet sich an die gesamte Bevölkerung“, ergänzt Kohler. Doch natürlich liege ein besonderer Fokus auf den Menschen, die nur wenig Einkommen zur Verfügung haben. Nach den Worten Kohlers ist das Besondere am Kolping-Center, dass es auch öffentlich geförderte Beschäftigungsverhältnisse ermöglicht. So wurden in der Vergangenheit Langzeitarbeitslose eingebunden. Einige konnten von Kolping in reguläre Beschäftigung übernommen werden.
„Mit seiner speziellen Ausrichtung unterstreicht das Kolping-Center auch den ökosozialen Ansatz von Kolping“, sagt Kohler. Durch die Wiederverwendung gebrauchter Gegenstände engagiere man sich beim Erhalt von Ressourcen. Dass das auch bei den Spendern gut ankommt, weiß Dirk Liebherr. „Die Leute freuen sich, wenn ihre Sachen ein zweites Leben bei uns bekommen.“