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Der Winter wird eine große Herausforderung

Viele Wohnhäuser in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind durch den Krieg zerstört worden. Foto: Abdo Raad
Viele Wohnhäuser in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind durch den Krieg zerstört worden. Foto: Abdo Raad

Stegaurach (cga) – Der Geruch des Todes breitet sich von allen Seiten aus“. Es sind schreckliche Nachrichten, die den jetzigen Pfarrer von Bad Staffelstein und früheren Pfarrer von Stegaurach, Walter Ries, aus dem Libanon erreichen. „Die Medien zeigen uns jeden Tag Szenen, als kämen sie aus der Hölle. Nein, es ist die Hölle auf Erden“, heißt es in einem Bericht, den Pfarrer Ries über seinen ehemaligen Studienkollegen Abdo Raad erhalten hat. Abbé Abdo stammt aus dem Libanon, lebt aber aktuell in Italien. 

 

Pfarrer Ries und Abbé Abdo unterstützen gemeinsam seit vielen Jahren über die Nichtregierungsorganisation Annas Linnas eine Schule für 340 Kinder (überwiegend aus Syrien) und zwei kleiner Flüchtlingscamps. Lange Zeit sei hier noch der Unterricht aufrechterhalten worden, berichtet der Stegauracher Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Bernd Franze. Doch inzwischen seien die meisten Schulen zu Notunterkünften umfunktioniert worden, berichtet Pfarrer Ries, da viele Wohnungen durch den Krieg zerstört wurden. Zu den 1,5 Millionen palästinensischen oder syrischen Flüchtlingen kommen aktuell noch rund eine Million Binnenflüchtling innerhalb des Libanons dazu. Allerdings kehren inzwischen Flüchtlinge aus Syrien in ihr Heimatland zurück, da es dort sicherer sei. Der Libanon ist ein kleines Land, dessen Fläche nur ein wenig größer als das Erzbistum Bamberg ist. 

 

„Die Situation ist sehr schwierig. Es gibt viele Bombardements, viele Opfer jeden Tag. Man weiß nicht, wie viele Leute getötet wurden, weil sie unter verschütteten Häusern leben“, berichtet Abbé Abdo. Leider seien auch die Schulen keine sicheren Orte, weil oft in unmittelbarer Nachbarschaft Mitglieder der Hisbollah wohnen „Israel will, dass die Hisbollah nicht im Süd-Libanon bleibt“, so Abbé Abdo. „Die sichersten Orte sind die Stützpunkte der libanesischen Armee“, ergänzt Pfarrer Ries. Und zwar deshalb, weil Israel sich im Kampf gegen die Hisbollah, aber eben nicht gegen die libanesische Armee, sieht. 

 

Aktuell sei zwar die Versorgungslage schwierig, aber es gebe noch genügend Lebensmittel, berichtet Abbé Abdo. „Das größte Problem sind die fehlenden Medikamente.“ Dies treffe vor allem die Kranken, die Kinder und die älteren Leute. Und es sterben Menschen, weil sie eben nicht entsprechend behandelt werden könnten. 

 

Eine große Herausforderung stehe aber noch bevor: Der Winter. Wenn Schnee und Eis kommen, wird die ohnehin schon schwierige Situation noch schwieriger. Vor allem in den Bergen des Libanons erschweren Schnee und Kälte die Lebensumstände dieser Menschen. Angesichts der derzeitigen Lage klingt Abbe Abdo sehr verzweifelt im Telefongespräch mit dem Heinrichsblatt: „Ich sehe aktuell keine Chance auf Frieden.“ Das hänge auch mit der derzeitigen politischen Situation im Libanon zusammen. Die Hisbollah ist Teil der Regierung des Libanons. Und gleichzeitig gebe es seit zwei Jahren im Libanon keinen Präsidenten mehr. „Wenn es aber Frieden geben soll, dann muss diese Vereinbarung ein Präsident unterschreiben“, erläutert der libanesische Geistliche. 

 

Die Organisation Annas Linnas versucht vor Ort Hilfsgüter an bedürftige Menschen zu verteilen. Dazu gehören Lebensmittel, Milch für Kinder, Windeln, Medikamente für chronisch Kranke, aber auch Winterdecken zum Wärmen und Gasflaschen zum Heizen und Kochen. Diese Unterstützung sei möglich, weil unter anderem auch Geld aus Deutschland zur Verfügung steht. „Ich bin sehr dankbar „allen Leuten, die den Libanesen helfen“, sagt Abbé Abdo. 

 

Seit rund zehn Jahren unterstützt bislang die Pfarrei Stegaurach Hilfsprojekte im Libanon. Motor und Antreiber dieser Unterstützung ist Pfarrer Ries. Er und Abbé Abdo kennen sich aus ihrer gemeinsamen Studienzeit in Rom. Von daher lief der Kontakt und damit auch die Hilfe sehr unbürokratisch und unkompliziert über die beiden Geistlichen. Immerhin rund 300 000 Euro seien in den vergangenen zehn Jahren in den Libanon geflossen, rechnet Franze vor. Ein Teil davon seien private Spenden gewesen, vom Weltkirchenreferat des Erzbistums Bamberg seien jährlich mindestens 15 000 Euro zugeschossen worden, berichtet Franze. Seit Beginn des Krieges seien rund 10 000 Euro an Spenden eingegangen. Doch leider fehle, was den Libanon angehe noch eine bessere Struktur, wie ein Förderverein, um die Hilfe zu koordinieren. „Es fehlt aktuell einer, der vorangeht“, sagt Franze und hofft. 

 

Spendenkonto für den Libanon über Pfarrei Stegaurach: IBAN: DE20 7706 2014 0202 5170 94