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An der Seite der Arbeitnehmer stehen

Nicht nur am Telefon, sondern vor allem vor Ort in den Betrieben, hat Josef Romanski ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Arbeitnehmer und der Betriebsräte. Foto: Andreas Kuschbert
Nicht nur am Telefon, sondern vor allem vor Ort in den Betrieben, hat Josef Romanski ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Arbeitnehmer und der Betriebsräte. Foto: Andreas Kuschbert

Bamberg (ku) – Es sind die berühmten 100 Tage, die Josef Romanski inzwischen hinter sich, 100 Tage, in denen er Betriebsseelsorger im Erzbistum Bamberg ist. Nachdem der bisherige Leiter der Arbeitnehmerpastoral, Dr. Manfred Böhm, im vergangenen Jahr in den Ruhestand getreten und Norbert Jungkunz die Leitung der Arbeitnehmerpastoral übernommen hat, war man auf der Suche nach einem neuen Kollegen. „Es war nicht einfach, einen neuen Kollegen zu finden“, sagt Norbert Jungkunz im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Deshalb waren wir sehr froh, dass sich Josef Romanski für die Stelle beworben und sich dann entschieden hat, nach Bamberg zu kommen.“

 

Familiäre Gründe waren es, die Josef Romanski dazu veranlassten, nach Mittelfranken, die Heimat seiner Frau, zu ziehen. „Da war es eine glückliche Fügung, dass hier die Stelle ausgeschrieben war.“ 

 

Gekommen ist der 49-jährige Josef Romanski aus Freiburg, wo er 13 Jahre in der Betriebsseelsorge tätig war und in den vergangenen fünf Jahren auch deren Leitung inne hatte. Aufgewachsen in Paderborn, studierte Josef Romanski Theologie in Münster, engagierte sich in der Jugendverbandsarbeit, war pädagogischer Mitarbeiter in einer Jugendfreizeitstätte, wurde Bildungsreferent bei der KJG und der Kolpingjugend. Von Paderborn aus führte ihn der Weg schließlich nach Freiburg. 

 

Während einer theologischen Weiterbildung, bei der er unterschiedliche Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit kennenlernte, kam Romanski auch mit den Fundamenten der Betriebsseelsorge in Berührung. 

 

Mit Manfred Böhm und Norbert Jungkunz kam Josef Romanski in den vergangenen Jahren bei Treffen auf Bundesebene immer wieder in Kontakt, „und im Austausch habe ich damals schon gemerkt, dass die Betriebsseelsorge in Bamberg ganz anders aufgestellt und angesehen ist, als in Freiburg“. So werde im oberfränkischen Erzbistum der intensive Kontakt mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, den Betriebsräten und den Gewerkschaften gepflegt, werde der betriebsbezogene Ansatz gelebt, nehme man sich die Zeit, die Anliegen der Menschen vor Ort wahrzunehmen. 

 

Josef Romanski: „In Freiburg gab es nur wenige Berührungspunkte mit den Gewerkschaften. Wenn der Kontakt mal geknüpft war, dann klappte die Zusammenarbeit. Aber insgesamt wurde die Arbeit der Betriebsseelsorge bei weitem nicht so geschätzt, wie hier in Bamberg.“ 

 

Rückblickend erzählt der Betriebsseelsorger, dass es im Erzbistum Freiburg – im Vergleich zum Erzbistum Bamberg – nur wenig Industrie gebe, „aber auch dort wuchs in den Betrieben der Druck auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“. Dort wie hier wurde und wird aus Kostengründen die Produktion ins Ausland verlagert. 

 

„In meinen ersten Wochen hier in Bamberg habe ich intensiv die Situation der Automobilzulieferer erlebt und die Unsicherheiten der Beschäftigten durch die angekündigten Stellenstreichungen“, so Romanski. So würden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Standorten, die nicht von Streichungen betroffen sind, mit ihren Kolleginnen und Kollegen mitfühlen, die um ihre Jobs bangen. „Deshalb ist es wichtig, dass wir als Betriebsseelsorge und als Kirche bei den Menschen sind und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind.“

 

Norbert Jungkunz ergänzt: „Wir wollen gerade in schwierigen Zeiten zeigen, dass wir als Kirche ein verlässlicher Partner für die Menschen in den Betrieben und für die Gewerkschaften sind und sie unterstützen.“ Auch wenn es in den vergangenen Jahren viele Veränderungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt gegeben habe, ist eines laut Jungkunz immer gleich geblieben – der Mensch, der arbeitet und von dieser Arbeit gut leben muss. „Die Würde des Menschen muss bleiben“, so der Leiter der Arbeitnehmerpastoral. 

 

Räume öffnen

 

So wolle und müsse die Kirche den Menschen Räume öffnen, an denen sie sich begegnen können. Ein solcher Raum könne unter anderem die Ludwigstraße 25 in Bamberg sein, wo viele Institutionen, die sich um die Menschen in der Arbeitswelt kümmern, unter einem Dach sind, angefangen von der Arbeitnehmerpastoral und der KAB über die Arbeitslosenberatungsstelle und die Konfliktberatung bis hin zum Kolping-Diözesanverband. „Wir sind Hoffnungsorte“, sagt Jungkunz mit Blick auf eine Initiative im Erzbistum Bamberg zum Heiligen Jahr.

 

Auch der Leiter der Arbeitnehmerpastoral sieht es als positiv an, dass die Betriebsseelsorger vor Ort bei den Menschen sind und den engen Kontakt mit den Gewerkschaften pflegen, „denn wir haben wichtige gemeinsame Aufgaben in der Gesellschaft“. Und Josef Romanski sagt ergänzend: „Die Betriebsseelsorge darf sich nicht hinter ihren Schreibtischen verstecken, sondern muss nach außen gehen.“ So sei er froh darüber, dass er die Möglichkeit habe, in die Betriebe zu gehen und dort zu zeigen, für was die Betriebsseelsorge stehe. „Und es ist wichtig, dass wir zeigen, dass es trotz der personellen Veränderungen in den vergangenen Monaten die Betriebsseelsorge auch weiterhin gibt.“ 

 

So ist im vergangenen Jahr neben Dr. Manfred Böhm auch die langjährige Betriebsseelsorgerin Barbara März in den Ruhestand gegangen. „Wir sind trotz allem in der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg gut aufgestellt“, erläutert Norbert Jungkunz, der zusammen mit Josef Romanski in Bamberg sein Büro hat. Romanski selber hat seinen Aufgabenschwerpunkt in Bamberg und Forchheim. In Kronach ist Pastoralreferent Thomas Reich Ansprechpartner, in Nürnberg ist es Pastoralreferent Martin Plentinger. 

 

Dankbar sind Jungkunz und Romanski auch für die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Erzbistum Bamberg. Dass es eine große Wertschätzung für die Arbeit gebe, habe er schon bald gemerkt, betont Romanski. Die regelmäßigen Treffen des Erzbischofs mit den Betriebsräten, die Besuche in Betrieben, aber auch die jährliche Verleihung des „Arbeiters für Gerechtigkeit“ zeigen laut Norbert Jungkunz, dass Erzbischof Herwig Gössl, ebenso wie sein Vorgänger Ludwig Schick, an der Seite der Menschen in den Betrieben im Erzbistum ist und ihre Sorgen und Nöte wahr- und ernstnimmt.