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Aufruf zum Einsatz für Demokratie

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl und der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König rufen Politik und Kirche zum Einsatz für die Demokratie und gegen Extremismus auf.Foto: Dominik Schreiner
Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl und der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König rufen Politik und Kirche zum Einsatz für die Demokratie und gegen Extremismus auf.Foto: Dominik Schreiner

Bamberg / Nürnberg (eob) – Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl und der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König rufen Politik und Kirche zum Einsatz für die Demokratie und gegen Extremismus auf. In einem Doppelinterview mit dem Magazin „Leben im Erzbistum Bamberg“ betonten beide die Aufgabe der Kirche, sich auch in politischen Fragen zu positionieren. Kirche müsse sich in den politischen Diskurs einbringen, ohne sich parteipolitisch festzulegen, sagte Gössl.

 

König forderte die Kirchen auf, sich noch lauter zur Frage zu äußern: „In welcher Demokratie wollen wir leben?“ Es habe Zeiten gegeben, in denen die Kirche zu dieser Frage zu sehr geschwiegen habe. Das dürfe sich nicht wiederholen. „Die Kirche kann durchaus ihre Stimme mehr erheben“, sagte König und fügte hinzu: „Wer Christ ist, muss sich gegen Extremismus stellen.“ Die Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg trage dazu bei und sei eine „Perle in der Stadt“. Gössl bezeichnete es als großen Auftrag der Kirche, dazu beizutragen, „dass so etwas wie Nationalsozialismus in Zukunft keine Chance mehr hat“.

 

Gössl und König, die beide in Nürnberg aufgewachsen sind, sprachen sich auch für verstärktes Engagement in der Ökumene aus. In Nürnberg seien mit 18 Prozent Katholiken und 21 Prozent Protestanten weniger als die Hälfte der Menschen in einer christlichen Konfession. „Da müssen wir mehr auf Gemeinsamkeit achten und die Ökumene stärken“, sagte König und plädierte für einen gemeinsamen Religionsunterricht. Der Evangelische Kirchentag in Nürnberg 2023 sei ein „Sommermärchen des Glaubens“ gewesen. 

 

Er könne sich auch Nürnberg gut als Ort eines Katholikentags vorstellen. Gössl regte an, anstatt im Wechsel einen Evangelischen Kirchentag und einen Katholikentag auszutragen, alle zwei Jahre im Wechsel einen ökumenischen Kirchentag zu veranstalten.

 

Einig zeigten sich Gössl und König in der Überzeugung, dass der Glaube auch in einer Zeit, in der die Kirche kleiner werde, wichtig ist für die Menschen. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass Glaube keinen Spaß machen darf und immer beschwerlich sein soll“, sagte Gössl. Aber das Gegenteil sei der Fall. Und König ergänzte: „Der Glaube muss wieder Freude machen.“

 

König betonte, der Glaube gebe ihm für seine Arbeit und sein Leben Kraft, Halt und Orientierung. Er sei der katholischen Kirche dankbar für die Prägung in seiner Kindheit und Jugend. „Die Kombination von Glauben und Politik tut mir gut. Und darum stehe ich auch öffentlich zu meinem Glauben.“ 

 

Er sei zudem auch ein überzeugter Kirchensteuerzahler: Wenn er die damit finanzierten Einrichtungen anschaue, sehe er: „Das ist gut investiertes Geld. Soziale Aufgaben kann man nur wahrnehmen, wenn man Einnahmen hat.“ Kirchensteuer sei notwendig, um der Kirche die Möglichkeit zu geben, das soziale Netz so eng zu knüpfen, dass möglichst viele davon profitieren. „Dafür zahle ich gerne Kirchensteuer“, so König.