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Hoffnung ist Sauerstoff für das Leben

Rund 150 Ordenschristen sind zum Tag des geweihten Lebens gekommen, der von Schwester Claudia Hink (ganz links) organisiert wurde. Erzbischof Herwig Gössl (4. von links) nahm sich den ganzen Tag für die Ordensleute Zeit. Foto: Christoph Gahlau
Rund 150 Ordenschristen sind zum Tag des geweihten Lebens gekommen, der von Schwester Claudia Hink (ganz links) organisiert wurde. Erzbischof Herwig Gössl (4. von links) nahm sich den ganzen Tag für die Ordensleute Zeit. Foto: Christoph Gahlau

Vierzehnheiligen (cga) – Die Wirklichkeit ist herausfordernd angesichts der vielen Krisen der vergangenen Jahre: Corona, der Krieg in der Ukraine und in Nahost, der Klimawandel. „Doch Hoffnung ist die Fähigkeit mehr zu sehen als die momentane Wirklichkeit“, stellt Pater Maximilian Wagner OFM, Guardian des Franziskanerklosters Vierzehnheiligen, beim Tag des geweihten Lebens vor rund 150 Ordenschristen fest. Hoffnung sei das Gespür, dass es noch mehr gebe als das, was der Mensch sehe. 

 

Anlässlich des Heiligen Jahres griff Pater Maximilian im Haus Frankenthal in Vierzehnheiligen das Motto des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“ in seinem Vortrag auf. Pilger seien Menschen, die sich nicht von schlechten Erfahrungen, sondern von guten Erwartungen leiten ließen. „Pilger sein, bedeutet den Aufbruch ins Ungewisse wagen.“ Er selbst, so Pater Maximilian, sei vor einigen Jahren als Pilger auf dem Franziskusweg von Florenz nach Rom unterwegs gewesen. „Die größte Herausforderung beim Pilgern ist sich auf den Weg zu machen, aufzubrechen und vermeintliche Sicherheiten hinter sich zu lassen.“ Der Mensch begebe sich auf Pilgerschaft, weil er von einer tiefen Hoffnung erfüllt sei, so der Franziskaner-Pater. 

 

Hoffnung, so Pater Maximilian weiter, „richtet sich auf die Zukunft“. Zusammen mit dem „Zwilling“ Zuversicht seien diese „wichtig für unser Leben wie der Sauerstoff“. Und er ergänzt: „Die Hoffnung hofft, dass sie es schafft, die Zuversicht weiß es. Beide sind eine Trotzdem-Kraft. Denn Hoffnung sei eine starke Kraft, die den Menschen nach vorne blicken lasse, stellte der Franziskaner fest und zitierte den früheren tschechischen Präsidenten Vaclav Havel: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ 

 

Doch Hoffnung gehe für einen Christen über das irdische Leben hinaus. „Ein gläubiger Mensch geht davon aus, dass das irdische Leben nicht alles ist“, sagte Pater Maximilian. 

 

Einen Gedanken, den auch der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl in seiner Predigt des Abschlussgottesdienstes am Fest der Darstellung des Herrn aufgriff. 

 

„Plötzlich ist er da – der Herr“. Jahrzehntelang tue sich nichts im Leben der beiden Greise Simeon und Hanna im heutigen Evangelium. „Und auf einmal ist er da.“ Und niemand könne genau sagen, warum gerade jetzt. Der Einbruch Gottes ins Leben geschehe oft sehr plötzlich und lasse sich nicht planen, so der Bamberger Erzbischof. „Er spürt nicht, wenn wir ihn rufen, ihn bitten, ihn anbeten.“ Er zeige sich uns dann, wann er und wie er wolle. „Und plötzlich wird seine Gegenwart erfahrbar.“ Vielleicht nur für einen kurzen Augenblick. Aber dieser Augenblick könne die Erfüllung für ein ganzes Leben bedeuten, so wie es der greise Simeon erfahren habe. 

 

Es komme immer wieder vor, dass Gott in ein Leben komme, ohne dass jemand vorher an Gott geglaubt habe. Dies sei aber eher die Ausnahme, so der Bamberger Erzbischof. Normalerweise zeige Gott seine Nähe den Menschen, die sich auf ihn ausrichteten, die ihn erwarten, ersehnen und erhoffen und auf die Begegnung mit ihm vorbereiteten.

 

„Ordensleute sind solche Menschen, die ihr Leben auf ihn ausrichten und treu und zuversichtlich auf ihn warten.“ Dieses Leben in treuer Erwartung sei ein Zeichen der Hoffnung für unsere Werte. „Ein Zeichen, das wir so dringend brauchen.“ Erzbischof Gössl dankte ausdrücklich den anwesenden, aber auch allen, die nicht da sein können „für ihren treuen Dienst.“ Dass der Herr plötzlich komme, das sei die große Sehnsucht des geistlichen Dienstes. „Aber manchmal können wir auch spüren, dass dieses Kommen Gottes sich nicht in einem spektakulären Moment vollzieht.“ Erzbischof Gössl lud daher ein unterwegs zu sein als „Pilger der Hoffnung“ und zwar nicht nur in diesem Heiligen Jahr, sondern ganz grundsätzlich als Christinnen und Christen.