· 

Frauenkirchen-Pfarrer: Kirchen bei Kriegsgedenken in Verantwortung

Dresden (KNA) – Beim Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 sieht der Pfarrer der Frauenkirche, Markus Engelhardt, die Kirchen in der Verantwortung. Die wiederaufgebaute Frauenkirche in der sächsischen Landeshauptstadt verstehe sich als Friedensort, den es überhaupt nur deshalb gebe, weil frühere Feinde sich versöhnt und dann zusammengearbeitet hätten, sagte der evangelische Geistliche dem Kölner Internetportal domradio.de am Donnerstag.

 

"Bei all den Fliehkräften, die das vereinte Europa im Moment hinnehmen muss: Wer, wenn nicht die Kirchen, kann über ideologische Grenzen hinweg versuchen, diesem an sich großartigen Gedanken wieder Leben einzuhauchen", so Engelhardt. Mit der russischen Kirche gehe das aus bekannten Gründen derzeit nicht. "Aber viele andere Kirchen sind von ihren friedensethischen Überzeugungen so, dass sie im Moment eine Kraft entwickeln können, die die Politik, die aktuell ständig in der Defensive ist, im Moment so gar nicht hat."

 

Instrumentalisiertes Gedenken

 

Bei der Erinnerungskultur ist Engelhardt wichtig: "Wir machen deutlich, dass Dresden in gewisser Weise ein Opfer gewesen ist, so wie das in gleicher Weise für alle deutschen Städte gilt, die mehr oder weniger stark zerstört worden sind. Aber diese Städte sind Opfer geworden, weil Deutschland seinerseits Länder und andere Städte auf schreckliche Weise zum Opfer gemacht hat."

 

Bei alliierten Luftangriffen auf Dresden in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde die Stadt fast vollständig zerstört, rund 25.000 Menschen starben. Neonazis instrumentalisieren den Gedenktag seit Jahren, indem sie etwa an der Opferzahl der NS-Propaganda von 200.000 festhalten oder einen "Bombenholocaust" behaupten. Der sächsische Landesverfassungsschutz warnte Anfang der Woche vor einer Vereinnahmung des 80. Jahrestages der Bombardierung Dresdens durch Rechtsextreme.