
Stuttgart/Mainz (KNA) – Zwar heiraten immer weniger Menschen in Deutschland, aber einige trauen sich eben doch - sogar kirchlich! Aber darf man überhaupt in der Kirche heiraten, wenn man sonst nur zu Weihnachten in den Gottesdienst geht? Und was ist eigentlich, wenn Mann und Mann oder Frau und Frau sich Gottes Segen erbeten wollen? Der Stuttgarter Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt auf die häufigsten Fragen rund um die kirchliche Hochzeit Antworten.
Warum heiraten Paare heute noch kirchlich?
Viele Paare haben laut Pfarrer Dan Peter große Erwartungen an ihre kirchliche Trauung. Sie würden sich von diesem feierlichen und zeremoniellen Akt versprechen, dass ihre Ehe und Partnerschaft dadurch fester und glücklicher wird. "Die Feier in der Kirche ist der Höhepunkt des Festes und nimmt auch die sonst oft verborgenen religiösen Sehnsüchte auf", sagt Peter. Zudem würde mit der Trauung die Einbindung in der größeren Gemeinschaft der Kirchengemeinde oder der Kirche insgesamt deutlich und stärke die Paare.
Können Paare kirchlich heiraten, die sonst nur zu Weihnachten in die Kirche gehen?
"Selbstverständlich geht das", erklärt Peter. In der kirchlichen Trauung liege die Chance, einen neuen Zugang zu Kirche und Glauben zu finden.
Welche Trauung kommt zuerst, die kirchliche oder die standesamtliche?
Die standesamtliche Trauung geht der kirchlichen voraus, denn die Eheschließung an sich ist hierzulande eine staatliche Angelegenheit, erklärt der Pfarrer. In der Kirche gehe es um die Bitte um und den Zuspruch von Gottes Segen. "Es kommt bei der Trauung zu einem gemeinsamen Bekenntnis vor Gott und vor der versammelten Gemeinde zur Partnerin oder zum Partner", so Peter. Beide würden weiterhin miteinander als Paar gesegnet, in der Regel auch mit dem Zeichen der Handauflegung und einem Gebet speziell für die Getrauten.
Können sich auch gleichgeschlechtliche Paare kirchlich trauen lassen?
Die katholische Kirche erlaubt die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare nicht, allerdings dürfen Geistliche seit Ende des Jahres 2023 homosexuelle Paare offiziell segnen. Der Vatikan erklärt aber, dass die Segnung keinesfalls mit einer kirchlichen Eheschließung verwechselt werden dürfte. Sie sollte zudem nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erfolgen.
Nach Angaben von Dan Peter führen zudem auch nicht alle evangelischen Kirchengemeinden Trauungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare durch. Das Paar sollte seinen Wunsch im örtlichen Pfarramt äußern, rät der Pfarrer. Es erhalte dann in dieser Gemeinde oder in einer Gemeinde in der Nähe die kirchliche Feier, bei der beide Partner gesegnet würden. Allerdings: Werde bei einer Trauung von Mann und Frau das Paar gemeinsam gesegnet, erhielten bei gleichgeschlechtlichen Paaren die Partner den Segen als Einzelpersonen.
Dürfen geschiedene Menschen noch einmal kirchlich heiraten?
In der evangelischen Kirche darf man auch nach einer Scheidung nochmals kirchlich heiraten. "Vielleicht hilft es, sich vorher klarzumachen, weshalb man es erneut versuchen will", sagt Pfarrer Peter. Hierbei würde die Kirche das Paar unterstützen wollen.
In der katholischen Kirche ist das anders: War ein Partner oder waren beide Partner schon einmal verheiratet, ist eine kirchliche Eheschließung zu Lebzeiten des je anderen geschiedenen Partners in der Regel nicht möglich. In einem kirchlichen Verfahren kann nach Angaben des Bistums Mainz jedoch überprüft werden, ob die erste Ehe im katholischen Verständnis tatsächlich gültig geschlossen wurde. Wird die erste Eheschließung durch ein Kirchengericht für ungültig erklärt, stehe einer kirchlichen Trauung nichts mehr im Wege. Am besten suche man in solchen Situationen das Gespräch mit einem katholischen Pfarrer oder pastoralen Mitarbeitenden.
Worin unterscheiden sich evangelische und katholische Trauung genau?
"Im katholischen Verständnis ist die Trauung eines Paares ein Sakrament, das sich die Eheleute selbst vor einem Priester oder Diakon spenden. Im evangelischen Verständnis ist die Trauung kein Sakrament, sie ist ,ein weltlich Ding' (Martin Luther), das aber durchaus nach dem Willen Gottes ist und deshalb auch seinen Segen und Zuspruch erhalten soll", erklärt Pfarrer Dan Peter.
Was tun bei unterschiedlichen Konfessionen?
Bei einer katholischen Trauung muss mindestens einer der Partner Mitglied der katholischen Kirche sein. Nach Angaben des Bistums Mainz muss der katholische Partner zudem versprechen, dass er seinem Glauben treu bleiben will und sich nach seinen Möglichkeiten für die katholische Taufe und Erziehung der Kinder einsetzt.
Auch bei einer evangelischen Trauung muss dem evangelischen Partner zugestanden werden, seinen Glauben in aller Freiheit in der Ehe leben zu können.
Dem Mainzer Bistum zufolge hat eine ökumenische Trauung zwei Formen: Sie kann entweder in der katholischen Kirche mit Beteiligung des evangelischen Geistlichen oder in der evangelischen Kirche mit Beteiligung des katholischen Geistlichen stattfinden.
Pfarrer Dan Peter erklärt, dass zudem auch Partner, die beide nicht evangelisch sind, "unter seelsorgerlichen Erwägungen" auch getraut werden könnten, wenn sie sich Gottes Segen für ihre Partnerschaft wünschten.
Klappen Wunschtermine, oder gibt es Wartezeiten?
Das Bistum Mainz rät dazu, einen Wunschtermin für die kirchliche Trauung frühzeitig mit dem Seelsorger abzusprechen. Und auch der evangelische Pfarrer Peter berichtet, dass es sein könne, dass es am Wunschtermin bereits so viele Belegungen in einer bestimmten Kirche oder bei der jeweiligen Pfarrerin oder dem Pfarrer gibt, dass man einen anderen Termin suchen müsse. Aber: "Einen Termin kann das Paar auf jeden Fall sofort erhalten - vor oder nach dem ursprünglich angestrebten Termin."
Was passiert beim Traugespräch?
Das Traugespräch soll das Paar laut Peter bei der Vorbereitung auf die Trauung unterstützen. Es solle zudem beiden Partnern helfen, sich mit ihrem jeweiligen Glauben, ihren Werten und Erwartungen besser zu verstehen und anzunehmen. Peter erklärt: "In diesem Gespräch bespricht der Pfarrer oder die Pfarrerin auch den Ablauf der Trauung mit dem Paar und geht auf dessen Wünsche ein."
Das katholische Bistum Mainz weist darauf hin, dass der Seelsorger im Traugespräch auch rechtliche Fragen mit dem Paar besprechen und darüber ein sogenanntes Brautleuteprotokoll, auch Ehevorbereitungsprotokoll genannt, führen wird. Hier würden notwendige biografische Daten erfasst, die anschließend in das Ehebuchder Pfarrei oder an das Taufpfarramt gemeldet werden würden.
Müssen Katholiken gefirmt sein, wenn sie kirchlich heiraten wollen?
Im Gespräch mit dem Seelsorger wird das Gespräch auch auf die Firmung kommen, erklärt das Mainzer Bistum. Falls beide oder einer der Partner noch nicht gefirmt sein sollten, würden sie auf die Bedeutung und den Wert der Firmung hingewiesen und ermuntert zu prüfen, ob sie als Erwachsener das Firmsakrament empfangen wollen. "Unabhängig davon können Sie aber kirchlich getraut werden", betont das Bistum.
Darf die Feier selbst mitgestaltet werden?
"Am besten bringt das Paar beim ersten Gespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer seine Vorstellungen ein", rät Peter. In der Regel finde sich rasch das, was für einen passt. In jedem Gottesdienst, auch bei einer Trauung, werde gebetet, gesungen, und es gebe eine Ansprache. "Unbedingt zur Trauung gehört das Traubekenntnis, also das Ja-Wort", klärt der Pfarrer auf. Für diesen Teil gebe es zwei Möglichkeiten: Die eine sei die der "Fragen", die der Pfarrer stellt, und auf die das Brautpaar mit "Ja, mit Gottes Hilfe" antwortet. Die andere Form sei die der "Erklärung", bei der die Brautleute einander ein Versprechen geben. Der Wortlaut könne variieren. "Dann folgt der Zuspruch des Segens und ein besonderes Gebet für das Paar", sagt Peter, und betont weiter: "Was nicht hineinpasst, wären Elemente, die nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar sind".
Auch die katholische Kirche freut sich über Mitwirkung des Paares. "Sie dürfen nicht nur Ihre Feier mitgestalten, es ist sogar erwünscht!", heißt es beim Mainzer Bistum. Die zu Vermählenden könnten mitwirken bei der Auswahl von Lesung und Evangelium, von Liedern und Gebeten, und sie könnten nach Absprache auch für ansprechende Musik und Musiker sorgen. Aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis könnte das Paar zudem Lektoren vorschlagen oder jemanden bitten, der die Fürbitten gestaltet und vorträgt.
Wie können kirchenferne Gäste vorbereitet werden?
Dem evangelischen Pfarrer Dan Peter zufolge lautet die Grundregel: Alle sind willkommen, ob Gottesdienst-erfahren oder zum ersten Mal dabei. "Weil bei Trauungen häufig Gäste dabei sind, die nicht alle Abläufe kennen, werden gerne Programmblätter mit Liedern und Hinweisen ausgelegt", erklärt er. Diese dürfe das Brautpaar nach eigenen Vorstellungen fertigen und auch alles andere Wichtige darauf notieren. "So können sich alle schnell orientieren und beteiligen."