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Pfarrer Schramm: von der Bütt in die Kanzel

Pfarrer Marianus Schramm mit Bildern von „Franz Branntwein“ der letzten Jahre. Auch in diesem Jahr steigt er wieder in die Bütt. Foto: Benjamin Kemmer
Pfarrer Marianus Schramm mit Bildern von „Franz Branntwein“ der letzten Jahre. Auch in diesem Jahr steigt er wieder in die Bütt. Foto: Benjamin Kemmer

Litzendorf (kem) – Rote Nase, weiße Handschuhe, Brille, Rentnerhut und ein leichter Bauchansatz: Das sind die Markenzeichen von Franz Branntwein. Und in Memmelsdorf – der Faschingshochburg im Landkreis Bamberg – hat dieser selbstbewusste, manchmal etwas nörgelige Franke viele Fans. Hinter dieser Figur steckt seit fast 20 Jahren Marianus Schramm, der Leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Geisberg-Regnitztal. Alljährlich tritt er beim Memmelsdorfer Carnevalsclub (MCC) bei der Gala und beim Seniorenfasching auf. Doch wie kommt ein Geistlicher in die Bütt?

 

„Fasching hatte bei uns in der Familie schon immer Tradition“, erklärt Marianus Schramm. „Meine Oma war Pfarrersköchin und mein Papa KAB-Mitglied in St. Gangolf und Wort-Gottesleiter im Ottoheim. Beide haben bei Faschingsveranstaltungen in ihren Gemeinden schon immer Auftritte gehabt.“ Auch Schramm selbst hatte schon weit vor seiner Priestertätigkeit Auftritte beim Pfarrfasching in seiner Heimatpfarrei St. Gangolf oder im Priesterseminar. Bei ihm hieß es also nicht von der Kanzel in die Bütt, sondern von der Bütt auf die Kanzel. 

 

Entdeckt beim Pfarrfasching

 

Entdeckt wurde der Pfarrer dann, als er Pfarrer von Gundelsheim war und beim Pfarrfasching in der Lichteneiche das Podium betrat. „Der damalige Sitzungspräsident des MCC, Herbert Müller, hat von Franz Branntwein gehört und mich sozusagen für seine Gala engagiert“, so Schramm der sich seinerzeit gerne als Bamberger Persönlichkeit verkleidete. „Mal war ich Kaiser Heinrich, mal E.T.A. Hoffmann, mal kam ich als Humsera.“

 

Und so kam es, dass Schramm 2006 das erste Mal als Franz Branntwein in die Memmelsdorfer Bütt stieg. „Damals war auch Karl-Theodor zu Guttenberg dabei und trat ebenfalls auf“, erinnert sich Schramm an seine erste Gala mit prominenter Unterstützung. „Die Tageszeitung titelte damals ,Kirche und Politik steigen in die Bütt‘.“

 

Mit einigen Unterbrechungen – unter anderem durch Corona – kommt für Schramm in diesem Jahr nun der 16. Auftritt bei einer MCC-Gala, was schön ist, aber auch eine Menge Zusatzarbeit bedeutet. Bereits im November geht es für Schramm mit den Vorbereitungen auf seine Rede los. „Ich durchstöbere Witzebücher und mache mir Gedanken, welche Themen Franz Branntwein ansprechen könnte. Er trinkt gerne Bier und lästert auch gerne über seine Frau.“ Gerade dieser Punkt komme bei seinen Fans immer gut an, wenn ein Pfarrer über seine Frau spricht. Doch vor allem hier merkt Schramm auch, dass sich in seiner Laufbahn der Humor durchaus verändert hat. „Es hat sich viel gewandelt. Witze, die man vor 20 Jahren noch machen konnte, gehen heute einfach nicht mehr.“

 

Neben den Memmelsdorfer Auftritten steht Schramm auch gerne beim Faschingszug mit auf dem MCC-Wagen. Außerdem hat er kleinere Auftritte beim Weiberfasching und beim Seniorenfasching in Litzendorf und Geisfeld und in der ehemaligen Pfarrgemeinde Lichteneiche.

 

Predigten in Reimform

 

Ein weiteres großes Anliegen ist ihm die Faschingspredigt am Faschingssonntag. „Die mache ich schon, seit ich Priester bin, sei es in Staffelstein als Kaplan, in Nürnberg, Gundelsheim oder Litzendorf“, so der Geistliche, der im letzten Jahr sein 25. Priesterjubiläum feiern durfte. Anders als bei der Büttenrede sind seine Predigten dann auch immer in Reimform. „Das ist aufwändiger, aber es macht mir Spaß und von den Gottesdienst-Besuchern bekomme ich durchweg positive Rückmeldungen.“ Bei den Predigten versucht er auch immer, politisches, regionales und kirchliches Geschehen mit einzuflechten. „Außerdem orientiere ich mich immer am Tagesevangelium oder der Lesung. Die Predigt soll nicht nur Klamauk sein. Ich will den Menschen schon auch eine Botschaft mitgeben“, erklärt Schramm. Trotzdem freue er sich immer wieder, wenn dann die Orgel einen Tusch spiele. „Es ist die Frohe Botschaft und wir Christen dürfen uns auch freuen.“ 

 

 

Viermal wird er seine Predigt in verschiedenen Kirchen zum Besten geben, dann nur mit einer roten Nase und einem Birett als Verkleidung. Und an diesem Wochenende tritt Marianus Schramm alias Franz Branntwein wieder beim Galaabend (Samstag) und beim Dekanatsseniorenfasching (Sonntag) in Memmelsdorf auf. „Dieses Mal geht Franz Branntwein unter die Gärtner, aber mehr wird noch nicht verraten.“ Das Einzige, was feststeht ist die Verkleidung: eine rote Nase, weiße Handschuhe, Brille, Hut und ein leichter Bauchansatz.