Amöneburg (KNA) – Nach mehr als zehn Jahren sind seine Opfer am Ziel: Die Dr. Josef-Gutmann-Straße im hessischen Amöneburg bei Marburg wird umbenannt. Nach übereinstimmenden Medienberichten vom Montagabend haben 53,4 Prozent der Wahlberechtigten in einem Bürgerentscheid für eine Umbenennung der nach dem nachweislich gewalttätigen Priester benannten Straße gestimmt.
Der damalige Leiter der Amöneburger Stiftsschule hatte zahlreiche Schüler brutal verprügelt. Ein Gutachten für die Stadt Amöneburg aus dem Jahr 2023 fasst die Vorwürfe gegen den Pädagogen und Theologen zusammen. Demnach trat Gutmann seine Schüler und ohrfeigte sie so stark, dass mehrere Trommelfelle beschädigt wurden. Laut Gutachten prügelte er Kinder krankenhausreif und bis zur Bewusstlosigkeit - möglicherweise war er sogar für den Tod eines Schülers verantwortlich.
Gewalttaten waren bekannt
Die hessenschau zitierte am Montag Winfried Kaul, für den das Straßenschild eine ständige Erinnerung an die Gewalttaten war, die Josef Gutmann ihm und anderen in den 1950er und 60er Jahren angetan hatte. Kaul zeigte sich nach der knappen Abstimmung erleichtert.
Der Abstimmung waren jahrelange Debatten um das Gedenken an Gutmann vorausgegangen. Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die Stiftsschule wieder mit aufgebaut und wurde dafür so geschätzt, dass man die besagte Straße bereits zu seinen Lebzeiten nach ihm benannte. Wie Kaul der hessenschau sagte, sei es für die Opfer besonders schlimm gewesen, dass ihnen in Amöneburg viele Jahre lang nicht zugehört worden sei. Viele hätten gewusst, was in der Schule vor sich ging, aber niemand habe etwas dagegen unternommen, so Kaul.