
Bamberg (eob) – Nach der Rückführung einer bedeutenden Heinrichsreliquie aus dem Germanicum in Rom im vergangenen Jahr sind die Gebeine des heiligen Bistumsgründers jetzt im Kaisergrab des Bamberger Doms bestattet worden. Die Übertragung fand in der vergangenen Woche auf Beschluss des Domkapitels im Rahmen eines Gottesdienstes mit Erzbischof Herwig Gössl statt.
Erzbischof Gössl sagte in seiner Predigt, die Untersuchung der Gebeine habe bestätigt, dass Heinrich zeitlebens Beschwerden beim Gehen hatte. Trotz dieser Probleme sei er ständig im ganzen Reich unterwegs gewesen, auch um den Glauben zu verbreiten. „Heinrich hat alles aus tiefem Glauben heraus getan, auch wenn man manche seiner Taten heute kritisieren kann“, sagte Gössl.
Auch in der heutigen Zeit seien viele Menschen ängstlich, verunsichert, zerrissen und gespalten, so der Erzbischof mit Blick auf die Streitigkeiten und Verwerfungen in Politik und Kirche: „Die Reliquien wollen uns ermutigen, trotz aller Mühen und Schmerzen nicht aufzugeben!“ Er sei froh, dass die Gebeine des Bistumsgründers nun wieder im Grab vereint sind, so der Erzbischof.
Das von Tilmann Riemenschneider im 16. Jahrhundert geschaffene Grabmal des heiligen Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde gehört heute zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Bamberger Domes. Einst war es ein bedeutendes Pilgerziel, das seit dem Mittelalter unzählige Gläubige anzog. Während die steinernen Liegefiguren auf dem Grabmal suggerieren, dass hier die Körper der Verstorbenen ruhen, verrät das Protokoll der Umbettung aus dem 16. Jahrhundert, dass sich darin für Heinrich und Kunigunde nur je zwei Gebeinkisten mit wenigen sterblichen Überresten der Bistumsgründer befinden.
Für die Heiligenverehrung waren seit dem Mittelalter die Häupter zentraler Gegenstand. Diese befinden sich in der Häupterkapelle des Bamberger Domes. Weitere Knochen wurden in früheren Jahrhunderten für die Anfertigung von Reliquien hergenommen: kleine Knochenstücke, die mit einer „Authentik“, einer Beschriftung mit dem Namen des Heiligen, versehen wurden und ihren Weg durch ganz Europa in die Altäre und Reliquiare kleiner und großer Kirchen fanden. So ist es auch nachvollziehbar, dass die Oberschenkelknochen des Kaisers zu diesem Zwecke zurückbehalten und niemals in das Kaisergrab überführt worden waren.
Die beiden Reliquien befanden sich bis ins 19. Jahrhundert im Bamberger Domschatz. Eine davon wurde um 1840 an das Collegium Germanicum et Hungaricum, ein von Jesuiten geleitetes päpstliches Kolleg für Priesteramtskandidaten in Rom, übergeben, wo auch zahlreiche Geistliche aus dem Erzbistum Bamberg Alumnen waren.
Die Rückgabe fand kurz vor dem 1000. Todestag des Bistumsgründers im Juni 2024 durch den Direktor des Germanicum, Pater Gernot Wisser SJ, statt. Mit der Übertragung beider Oberschenkelknochen Kaiser Heinrichs veranlasst das Bamberger Domkapitel 2025 somit die Zusammenführung der Reliquien Heinrichs im Kaisergrab.
Eine besondere denkmalpflegerische und technische Herausforderung für die Einsetzung des zusätzlichen Reliquienbehältnisses ins Kaisergrab war die schonende Öffnung des bildhauerischen Meisterwerks von Riemenschneider. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege stellte sowohl seine Expertise in restaurierungswissenschaftlichen Fragestellungen wie auch die fotografische Dokumentation der letzten Öffnung 1969 zur Verfügung.
Die Planung eines „minimalinvasiven“, also substanzschonenden und möglichst risikoarmen Öffnungsprozesses, wurde eng von der Dienststelle Seehof und dem Referat Restaurierung, Fachbereich Skulptur / Stein, in München begleitet. Die Durchführung der Arbeiten lag in den bewährten Händen der Bamberger Dombauhütte mit Unterstützung des Metallrestaurators Hans-Joachim Bleier, der für die Abnahme und Wiederanbringung der bronzenen Inschriftentafel verantwortlich zeichnete.
Aufgrund der komplexen und sensiblen Arbeitsvorgänge war das Kaisergrab für die Zeit der Arbeiten eingehaust. Für die Aufnahme des neuen zylindrischen Gebeingefäßes reichte eine kleine runde Öffnung in der blanken Stirnseite des Kaisergrabs aus. Die Öffnung liegt hinter der Bronzetafel, so dass der Eingriff unsichtbar bleibt.
Bei früheren Öffnungen war in einem äußerst aufwändigen und schwierigen Verfahren die zweiteilige Deckplatte mit den Liegefiguren von der Tumba gehoben worden.