
Creußen (bp) – Sie hatten großes Glück und viele fleißige Hände. Nur eine kurze Woche musste die Einrichtung geschlossen bleiben. Und dennoch: es wird noch lange dauern, bis alle Schäden beseitigt sind. Insgesamt werden es wohl mehr als 500 000 Euro sein, die der Brand in der Kindertagesstätte St. Marien im Mai 2024 an Schäden verursacht hat. Ausgelöst durch einen technischen Defekt war der Brand während des laufenden Betriebs ausgebrochen.
„Es lief alles vorbildlich ab“, blickt Monika Thalmeier, Kindergartenbeauftragte der Pfarrei St. Marien, zurück. „Wir haben den Notfall ja wieder und wieder geübt“. Dank der tagesaktuellen Anwesenheitslisten war dann nach der Evakuierung auch sofort klar. Es sind alle Kinder draußen. Alle sind in Sicherheit. „Noch ehe die Feuerwehr da war, standen schon alle auf den Stufen vor der Kirche. Die Kinder waren ganz ruhig und haben neugierig von ihrer kleinen Anhöhe aus den Einsatz der Feuerwehr verfolgt.“ Zwei Mitarbeiterinnen mussten kurzfristig wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Ansonsten blieben alle unverletzt.
Zumindest äußerlich. Denn Albträume in den folgenden Wochen blieben bei den Mitarbeitenden nicht aus. Das KiTa-Team wurde von einem Kriseninterventionsteam und von der Berufsgenossenschaft betreut.
Die Rauch- und Rußentwicklung war so stark gewesen, dass ein Großteil des Inventars sowie das ganze Spiel- und Bastelmaterial nur noch entsorgt werden konnten. Die professionellen Reinigungsarbeiten erwiesen sich aufgrund der dicken Rußschicht als schwierig. Für zusätzlichen Ärger sorgte die fehlende Dokumentation der Entsorgungsfirma.
Noch neun Monate später ist die Kita mit je zwei Kindergarten- und Krippen-Gruppen eine Baustelle – auch wenn von Außen so gut wie nichts zu sehen ist. Nur eine beschädigte Glasscheibe im Dachgeschoss verweist auf den längst zurückliegenden Brand dahinter.
„Glück im Unglück“, das bestätigt auch Pfarrer Samuel Patton MSFS immer wieder. Ein Glück war es da zum Beispiel auch, dass eine der evangelischen Einrichtungen gerade mit seiner Renovierung fertig war, und zwei der Gruppen in die nun leer stehenden Containern einziehen konnten. „Die waren noch bestücket und sofort bezugsfertig“, zeigt sich Monika Thalmeier erleichtert.
Die anderen beiden Gruppen konnten im nahen Jugendheim betreut werden. Der große Mehrzweckraum bot ausreichend Platz. Auch die Küche konnte hier genutzt werden, denn das Essen für die Jungen und Mädchen wird in der KiTa St. Marien frisch zubereitet. „Bis November hat die Köchin das Essen mit dem Leiterwagen runter zu den anderen Gruppen gefahren“, erzählt Monika Thalmeier.
Zum Start ins neue KiTa-Jahr im September 2024 konnten die Kinder wieder in das KiTa-Gebäude zwischen Pfarrhaus und Jugendheim und Kirche einziehen – das noch immer im oberen Teil Baustelle ist. Im unteren Bereich konnten durch leichte Trennwände entsprechende Bereiche für die Kindergarten- und Krippen-Gruppen geschaffen werden. Der Eingangsbereich ist nach wie vor geschlossen, der Zugang ist derzeit über den Garten möglich.
Neue Küche
Inzwischen duftet es zur Mittagszeit wieder verlockend aus der komplett neuen Küche. Bis November war diese nicht nutzbar. „Hier mussten auch alle Elektrogeräte neu angeschafft werden“, weiß Monika Thalmeier, die als Kindergartenbeauftragte für alle organisatorischen Belange zuständig ist.
Zwar wurde inzwischen der Schaden weitestgehend über die Versicherung reguliert, doch bleibe eine große Differenz zwischen Zeitwert und Neuanschaffung. „Wir möchten ja auch aktuelle Technik oder Spielgeräte“. Deshalb hatte der Elternbeirat zur Spendenaktion aufgerufen. Thalmeier ist froh, dass die Spendenbereitschaft in der Gemeinde und auch von außerhalb groß ist. Rund 20 000 Euro seien bislang zusammengekommen. „Dafür sind wir sehr, sehr dankbar“. Viele Firmen, aber auch Einzelpersonen hätten größere Beträge gespendet. Zum Beispiel konnte dadurch ein umfangreicheres Klettergerüst oder ein modernerer Herd angeschafft werden. So kämen die Spenden voll und ganz den Kindern zugute.
Froh sind Thalmeier und Pater Samuel auch, dass die Baulast bei der Kommune liegt. Denn ein großer Brocken steht noch an: das Dach. Im Mai wird es komplett neu gemacht.
Unverputzte Wände
Auch die Fenster im oberen Bereich müssen neu gemacht werden. Die Innenwände sind hier, wo der Brand ausbrach, noch unverputzt. Noch immer hängt der Rauchgeruch in der Luft, die einem entgegenschlägt, sobald man die Tür der Trennwand öffnet.
Die Organisation der Bauarbeiten am Gebäude hätten die Pfarrei schwer stemmen können. Doch auch wenn die Baulast bei der Stadt Creußen liegt, bleibt für Monika Thalmeier als Vertreterin des Betriebsträgers viel zu organisieren. Auf dem Vorplatz muss das umfangreiche Baumaterialien gelagert werden. Und auch die Kräne, die das Dach von Außen abdecken, müssen sicher stehen und benötigen Platz. Gleichzeitig muss ein sicherer Zugang für Kinder, Eltern und Mitarbeiter zu den KiTa-Räumen gewährleistet sein.
Monika Thalmeier und Pater Samuel sind dankbar, dass alle so sehr zusammen helfen, vom KiTa-Personal über die Leiterin Chritiane Munsch und Bauhofmitarbeiter bis hin zu Hausmeister, Bürgermeister und Gemeindemitglieder. „Wir haben hier ganz viele fleißige Hände“, betont Monika Thalmeier, die sich selbst engagiert und couragiert agiert, wo es Probleme oder Ärger gibt.
Bei allem Glück im Unglück, bei all den fleißigen Händen: ein Wermutstropfen bleibe: „Wir wollten im Juli unser 30-jähriges KiTa-Jubiläum feiern. Aber da steht ja alles voller Kräne und Material“, bedauert Thalmeier. Es soll nächstes Jahr nach den Bauarbeiten nachgeholt werden. Das 25-Jährige fiel Corona zum Opfer.