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Ein Beruf – viel besser als sein Ruf

Erste-Hilfe-Kenntnisse werden an der Pflegeschule sowohl in der Theorie als auch in der Praxis vermittelt. Foto: Benjamin Kemmer
Erste-Hilfe-Kenntnisse werden an der Pflegeschule sowohl in der Theorie als auch in der Praxis vermittelt. Foto: Benjamin Kemmer

Bamberg (kem) – Ein junger Mann liegt auf dem Boden. Eine Frau beugt sich über ihn, testet die Vitalzeichen. Danach packt sie beherzt und sicher an, bringt den Liegenden in die Stabile Seitenlage. Etwas weiter weg wird eine Frau gerade verbunden, ihr mutmaßlich gebrochener Arm ruhig gestellt. Direkt daneben vollzieht ein Mann eine Herzdruckmassage. Was sich nach einem schweren Unfall mit mehreren Verletzten anhört, ist aber nur Unterricht. Die Frauen und Männer, die hier ihre Erste-Hilfe-Fähigkeiten erweitern sind angehende Pflegefachfrauen und -männer. Ihr Lernort ist die ökumenische Berufsfachschule für Pflege „Dr. Selma Graf“ in Bamberg.

 

Die Schule wurde 2019 aus den Pflegeschulen der Caritas und der Diakonie zusammengelegt. Seit 2020 wird hier eine generalistische Ausbildung angeboten, die die Berufsfelder der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege vereint und über drei Jahre geht. Zusätzlich kann man hier auch die einjährige Ausbildung zur Pflegefachhelferin bzw. zum Pflegefachhelfer machen. „Wir vermitteln in unserer Schule in dreiwöchigen Blöcken die Theorie in fachspezifischem Unterricht, aber unterrichten auch fachspezifische Kommunikation oder politische Bildung“, erklärt Schulleiterin Ulrike Sänger. 

 

Durch ein neues Gesetz wurden die drei einzelnen Ausbildungsberufe zu einem zusammengefasst, was den Auszubildenden zwar einen sehr breiten Einblick in den Pflegesektor beschert, die Schulen aber vor große Herausforderungen stellt. „Gerade die Sparte der Kinderkrankenpflege ist schon sehr speziell“, weiß Ulrike Sänger. „Denn es ist ein großer Unterschied, ob ich eine Herzdruckmassage an einem Erwachsenen durchführe oder an einem Kleinkind.“ Auch gebe es für die vielen Schülerinnen und Schüler gar nicht genügend Plätze für die praktische Ausbildung. „Wir behelfen uns hier mit Praktika in Kindergärten, was aber mehr eine Krücke ist.“

 

Die Praxiswochen erledigen die Schülerinnen und Schüler bei verschiedenen Arbeitgebern. Dies kann in Krankenhäusern auf Station sein, bei einem ambulanten Pflegedienst, in der Langzeitpflege oder auf Palliativstationen. Wichtig ist Sänger in jedem Fall aber, dass ihre Schützlinge als das gesehen werden, was sie sind: Lernende. „Es sind Auszubildende, die lernen sollen und keine billigen Arbeitskräfte, die Lücken im Dienstplan schließen.“ Zwar weiß auch die Schulleiterin, dass vieles auch durch „Learning by Doing“ vermittelt werden kann. „Aber die Ausbilder wissen auch, dass sie sich Zeit nehmen müssen und abseits vom Alltag Wissen vermitteln sollen.“

 

Neben all dem Lernstress sorgt die Schule auch für ein wenig Ausgleich. So gibt es diverse AGs in der Einrichtung, man trifft sich nachmittags auch mal zum Bowling Spielen oder bietet Hilfe bei schwierigen Themen durch hauseigene Sozialarbeiter. Besonders stolz ist man auf den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, den man seit einem Jahr trägt. In diesem Zusammenhang steht auch die Umbenennung der Schule in „Dr. Selma Graf“ (siehe Infokasten), deren Stolperstein in der Franz-Ludwig-Straße in Bamberg man in Kooperation mit der Willy-Aron-Gesellschaft als Pate übernahm.

 

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 11/2025