
Bamberg (cid) – Christina Schneider weiß, wie es ist, wenn man sich „wie ein Häufchen Elend“ fühlt. Jetzt ist sie überglücklich, denn sie konnte sich aus einer Partnerbeziehung lösen, in der sie Gewalt, körperlich wie psychisch, erfuhr. Geholfen haben ihr dabei die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen des Notrufs bei sexualisierter Gewalt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Dort konnte sie Kraft und neue Energie schöpfen, Kraft, an ihrem Heimatort Neues zu beginnen und sich als selbstständige Schmuckdesignerin neu zu erfahren.
Schneider ist es ein großes Anliegen, auch andere Frauen, die sich in einer von Gewalt geprägten Beziehung befinden, zu ermutigen. Sie hat erfahren, wie es ist, durch den Partner praktisch einer Gehirnwäsche unterzogen zu werden. Sie sei dumm und zu nichts zu gebrauchen. Dies hatte sie immer wieder hören müssen. Schneider entfloh der Beziehung, ging zurück in ihre Heimat, wo sie auf die Unterstützung ihrer Familie zählen kann. Und sie erfuhr vom Notruf, der nun schon seit Jahrzehnten Frauen in ähnlicher Lag hilft.
Befreien aus der Opferrolle
„Wir unterstützen die Frauen auf ihrem Weg zurück ins Leben“, unterstrich ihre Ansprechpartnerin Luisa Lehrieder bei einem Pressegespräch, das zum Internationalen Frauentag in den Räumen des Notrufs in der Luitpoldstraße 28 stattfand. Die Hilfe besteht zum einen darin, die Ressourcen der Betroffenen in den Blick zu nehmen. Sie sollen sich aussprechen und aus ihrer Opferrolle befreien können, ihre eigenen Stärken erkennen und wieder zu sich selbst finden. Zusätzlich begleitet der Notruf auch bei Kontakten etwa zu Polizei und Anwälten.
Durch die Hilfe der Beratungsstelle habe sie wieder Mut bekommen, sagt Schneider. Und es habe sie motiviert, ihre eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Seit November 2024 entwirft die 32-Jährige, die ein Design-Studium hinter sich hat, ihre eigene Schmuckkollektion, Ketten, Ringe und Armbänder, die sie über einen Online-Shop vertreibt. „Jede Frau ist ein Schmuckstück“ – dies möchte Schneider all den anderen sagen, denen wie ihr Tag für Tag das Gefühl der Wertlosigkeit vermittelt wird. Furchtlos zu sein beim Versuch sich aus den Zwängen zu lösen, das ist ihr Wunsch für alle Betroffenen sexualisierter Gewalt. Und so hat sie anlässlich des Weltfrauentages das Motto „Be yourself“ und „Fearlessly“ ausgegeben und es auf weiße Stofftaschen drucken lassen. Am Stand im Ertl Zentrum konnten die Produkte, gefüllt mit Informationen des Notrufs über seine Angebote, erworben werden. Den Erlös will Schneider einem guten Zweck zugutekommen lassen.
Spenden an den SkF
Finanziell und ideell unterstützt wurde die Aktion auch vom Inner Wheel Club Bamberg. Dessen Mitglieder hatten Einnahmen aus einer Aktion am Weiberfasching für das Taschenprojekt zur Verfügung gestellt. Beim Gespräch konnten Luisa Lehrieder und Nadine Rippstein aus den Händen von Clubpräsidentin Almut Strohm einen Scheck in Höhe von 605 Euro in Empfang nehmen. „Wir unterstützen die Anliegen des Notrufs gerne“, sagte Strohm, denn Frauen zu stärken, sei dem Service-Club ein großes Anliegen.
Wenn es Frauen gelingt, ihrer Geschichte eine positive Wendung zu geben, dann ist dies für die Mitarbeiterinnen des Notrufes immer wieder eine Bestärkung in ihrer Arbeit. Im vergangenen Jahr haben 465 Personen bei der Beratungsstelle Hilfe gesucht, darunter auch Angehörige von Betroffenen und Fachleute anderer Einrichtungen. 170 Frauen und zehn Männer mit Gewalterfahrung kamen zu Gesprächen in die Luitpoldstraße.
Im Rahmen des Internationalen Frauentags bot der SkF auch noch einen Workshop zum Thema „Grenzverletzungen im Alltag – der eigenen Wahrnehmung trauen“ an.